Der Iran-Kenner Andreas Schweitzer begleitete einst Bundesrat Johann Schneider-Ammann nach Teheran. Gegenüber finews.ch erklärt er, was die US-Sanktionen gegen den Gottesstaat für hiesige Firmen bedeuten.


Herr Schweitzer, Sie sind eben aus Teheran zurückgekehrt. Wie reagieren Ihre Geschäftspartner dort auf die neuerlichen Sanktionen der USA?

Einerseits mit grossem Pragmatismus. Man kennt die Situation aus den letzten 40 Jahren und harrt halt noch ein wenig länger aus. Allerdings stelle ich auch viel Enttäuschung fest, weil die Lockerung der Sanktionen mit grossen Hoffnungen verbunden war. Geopolitisch ist die Lage sehr besorgniserregend. Es geht nicht mehr nur um den Iran, sondern wegen des Stellvertreterkriegs in Syrien um den ganzen Nahen Osten.

Und wie ist die Stimmung unter Ihren Schweizer Kunden und Investoren? Hierzulande wurde der Iran nach 2016 als noch unberührter Schwellenmarkt mit riesigem Potenzial angesehen.

Im Beratungsgeschäft haben wir nach der Ankündigung vom 8. Mai gar mehr Nachfrage als zuvor. Einige der Grosskonzerne wie auch grosse Mittelständler kommen zum Schluss, erst recht am Iran festzuhalten, statt schon wieder die Zelte abzubrechen, was einen Wiedereinstig sehr schwierig gestalten würde.

«Alle Unternehmen mit Iran-Geschäft sind gut beraten, die Regeln nicht zu verletzen»

Im Rahmen der Sanktionen sind Geschäfte auch weiterhin möglich – jedes Unternehmen entscheidet situativ anders. Iran bleibt attraktiv für strategische Investoren, die günstig einkaufen wollen. Für Opportunisten und Spekulanten ist der Markt risikoreich.

Den Schweizer Banken wird der Boden ebenfalls heiss. Kürzlich vermeldete die Genfer Banque de Commerce et de Placements, sich aus dem Iran-Geschäft zurückzuziehen. Bleibt tatsächlich nur der Rückzug?

Ich nehme an, dass einige Institute am Geschäft festhalten. Möglicherweise werden sie dazu auf Russland oder China ausweichen sowie auf Factoring-Geschäfte, um an den US-Sanktionen vorbeizukommen.

Das wäre wohl nicht ungefährlich. Die Amerikaner drohen, Unternehmen mit Geschäftsbeziehungen in den Iran aus dem Dollarverkehr auszuschliessen – diese Drohung hat 2012 die Schweizer Privatbank Wegelin im US-Steuerstreit in den Untergang getrieben.

Alle Unternehmen mit Iran-Geschäft sind sicher gut beraten, die Regeln nicht zu verletzen. Aber eigentlich kehren sie einfach zur Praxis zurück, die vor dem Tauwetter herrschte. Wir handhaben das auch so: Wir haben zwar den Frühling festgestellt, aber nichts an unserer Winterausrüstung geändert.

Die Schweizer Grossbanken haben sich strikte vom Iran-Geschäft zurückgehalten. Muss man jetzt sagen: zurecht?

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
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