Nach der Trennung von einem Mitgründer will Nectar ganz auf die Investment-Expertise setzen. Der Rückenwind aus dem profitablen Kerngeschäft wird nun fehlen.

Das Fintech-Unternehmen Nectar ist nur noch halb so gross: In einem Management Buyout hat Mitgründer Pius Stucki das Outsourcing-Geschäft abgetrennt und führt dies künftig unter der Firma Etops weiter. So hiess das Unternehmen bereits bis zu einer Namensänderung 2016.

Die Trennung ist eine Folge von unterschiedlichen Ansichten zur Strategie. Sein Herz schlage nicht für das Portfoliomanagement, erklärte Stucki gegenüber finews.ch. Das sei zudem ein schwieriges Geschäft. Nectar will derweil ganz auf diesen Bereich setzen. 

«Strategisch macht die Trennung für beide Firmen Sinn», sagte Neil Stiefel, einer der Eigentümer von Nectar. «Wir wünschen Etops viel Erfolg»

Backoffice und Überblick-App

Stucki übernimmt ein profitables Geschäft mit etwa 35 Mitarbeitern. Etops konzentriert sich künftig darauf, Backoffice-Aufgaben für Vermögensverwalter zu erledigen.

Zudem hat Stucki eine App im Angebot, über welche reiche Einzelpersonen, Family Offices oder Vermögensverwalter mehrere Konten auf einmal im Blick haben können. Etops setzt dazu eine selbst entwickelte Software ein, welche die Auszüge der Banken lesen und interpretieren kann.

Michael Appenzeller

Nectar unter grösserem Druck

Unter der Führung von Michael Appenzeller (Bild oben) und Stiefel läuft der Rest des Geschäfts als Nectar Digital Wealth weiter. Ziel ist es, sich als Vermögensverwalter zu etablieren.

Die Nectar-Manager stehen nach der Trennung mehr unter Druck als ihr früherer Partner Stucki, der am Unternehmen allerdings noch eine kleine Beteiligung hält. Unter den Investoren sind auch die Bank Julius Bär und Urs Wietlisbach, einer der Mitgründer der Partners Group.

Damit sich die Hoffnungen dieser Geldgeber erfüllen, muss Nectar einen mehrjährigen Track Record aufbauen und auf dieser Basis die verwalteten Vermögen steigern. Auf den Cashflow aus den Dienstleistungen von Etops kann das Fintech-Unternehmen dabei allerdings nicht mehr bauen.

Interesse dank schwieriger Märkte

Nectar «fokussiert sich mit einer kompletten Lösung voll auf digitale Vermögensverwaltung für Banken und Vermögensverwalter sowie deren CIOs», sagte Finanz- und Verkaufschef Stiefel (Bild unten) gegenüber finews.ch. «Unter anderem die schwierigen Märkte im letzten Quartal haben dazu geführt, dass sich zahlreiche Banken und Vermögensverwalter für unser Angebot interessieren.»

Neil Stiefel

Nectar hat vor etwa einem Jahr das erste Finanzprodukt lanciert, ein Hedgefonds-Zertifkat, bei welchem Algorithmen die besten Fonds aus einer Datenbank auswählen. Im Herbst kündigte das Unternehmen dann ein ähnlich aufgebautes Produkt für den Anleihenmarkt an.

Im chaotischen Börsenjahr 2018 gelang es Nectar, mit der eigenen Hedgefonds-Auswahl den Vergleichsindex zu schlagen. Hinter den vollmundigen Ankündigungen von vor einem Jahr blieb die Rendite allerdings zurück. Damals war die Rede von 8 Prozent jährlich gewesen. 

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.56%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.88%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.08%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    8.91%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.57%
pixel