Die wohltönenden Versprechen der Finanzbranche, wenn es um Klimaziele und nachhaltiges Investieren geht, sind nichts mehr als Makulatur. Freiwilligkeit und Selbstkontrolle versagen, sagt ein als «Heuschrecke» reich gewordener Fondsmanager. Er fordert drastische Massnahmen.

Der britische Hedgefonds-Manager und Philanthrop Sir Christopher «Chris» Hohn (Bild unten) wirft der Finanzindustrie und den Zentralbanken bei der Regulierung der CO2-Emissionen Versagen vor.

Der Milliardär und Aktivist fordert die Zentralbanken und Aufsichtsbehörden auf, sich mit den finanziellen Risiken des Klimawandels auseinanderzusetzen, wie die «Financial Times» am Dienstag schreibt. Er reagiert damit auch auf die Kritik des Hedgefonds-Managers Crispin Odey, der vor wenigen Tagen, moniert hatte, der ESG-Hype führe zur Abstrafung einzelner Unternehmen an der Börse, wie auch finews.ch berichtete. 

Systematische Risiken bauchen sich auf

In einem Brandbrief hat sich Hohn nun als Vorsitzender der Children's Investment Fund Foundation (CIFF) an die Bank of England, die Europäische Zentralbank, die Europäische Bankenaufsichtsbehörde und den US Financial Stability Oversight Council gewandt.

«Die Banken sind nicht bereit, ihre Kreditvergabepraxis zu ändern und sich von schmutzigen Unternehmen abzuwenden, und die Zentralbanken lassen zu, dass sich systemische Risiken aufbauen», schrieb er darin. «Genauso wie sie bei der Regulierung von Subprime-Krediten versagt haben, versagen die Zentralbanken bei der Regulierung von Kohlenstoff.»

Ziele zu weit in der Zukunft

Trotz der wachsenden Zahl von Klima-Initiativen des privaten Sektors und grüner Versprechen lägen die Netto-Null-Emissionsziele zur Begrenzung der globalen Erwärmung oft weit in der Zukunft, wobei das Jahr 2050 eine gängige Frist sei. Sein Fonds TCI halte keine Bankanlagen.

Der milliardenschwere Hedgefonds-Manager ist Mitbegründer der Children's Investment Fund Foundation. In seinem Schreiben fordert er die Festlegung strengerer Kapitalanforderungen für kohlenstoffintensive Kredite und die Verpflichtung der Banken zur Verbesserung der klimabezogenen Offenlegung.

Hohn hatte bereits mit der «Say on Climate»-Kampagne Erfolge erzielt, die andere Investoren auf den Plan rief und Dutzende von Unternehmen dazu veranlasste, überprüfbare Pläne für den Umgang mit ihren Treibhausgasemissionen vorzulegen.

Ungenügende Überwachung

Die Banken würden weder glaubwürdige Pläne vorlegen, noch die kohlenstoffintensive Kreditvergabe einschränkten, so der Vorwurf. Gleichzeitig versäumten es die Zentralbanken, die klimabezogenen Risiken zu überwachen.

«Freiwillige Initiativen funktionieren nicht und müssen durch Regulierung ersetzt werden», fordert Hohn. Zu seinen Vorschlägen gehört die Verpflichtung der Kreditgeber, die mit ihren Kreditbüchern und ihrem Emissionsgeschäft verbundenen Emissionen offenzulegen und Fünfjahrespläne zur Emissionsreduzierung zu erstellen. Die Ziele bis 2050 allein seien «bedeutungslos».

System wird zunehmend anfällig

Auch die Kapitalanforderungen für die Kreditvergabe sollten bei Projekten zur Ausweitung der Nutzung fossiler Brennstoffe angepasst werden. Das Finanzsystem sei sonst «zunehmend anfällig». Es könne nicht sein, dass der Finanzsektor seine Rolle beim Übergang zum Klimaschutz selbst in die Hand nimmt.

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