Im laufenden Jahr ist die Nachfrage nach dem gelben Edelmetall so stark wie schon lange nicht mehr gestiegen. In der Schweiz macht sich ein grosser Abnehmer aus dem Ausland mit rekordhohen Zukäufen bemerkbar.

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) verzeichnete im ersten Jahresviertel 2022 auf einen mengenmässig unveränderten Goldbestand einen Bewertungsgewinn von 4,2 Milliarden Franken.

Dass das gelbe Edelmetall in den ersten drei Monaten seiner klassischen Rolle als «sicherer Anlagehafen» gerecht wurde, spiegelt sich auch im vierteljährlichen Trendbericht der Branchenorganisation World Gold Council (WGC).

Unruhiges Umfeld

Das unruhige Umfeld mit anhaltend hoher Inflation sowie erhöhter geopolitischer Risiken rund um den Ukraine-Krieg trieb die Anleger zu Gold – und die Preise in die Höhe.

So kletterte der Goldpreis im ersten Quartal um 8 Prozent, was einem Anstieg des vierteljährlichen Durchschnittspreises um 5 Prozent gleichkommt (sowohl gegenüber dem Vorjahr als auch gegenüber dem Vorquartal). Das rege Interesse am gelben Edelmetall spiegelt sich auch in der Nachfragedynamik in diesem Zeitraum.

Jagd auf Gold-ETF

Die physische Goldnachfrage stieg gemäss WGC auf 1'234 Tonnen. Das sind nicht nur 34 Prozent mehr als im ersten Quartal 2021. Es entspricht auch dem höchsten Wert seit dem Jahresendviertel 2018 und liegt 19 Prozent über dem Fünfjahresdurchschnitt.

Vor dem Hintergrund der russischen Invasion und der weltweit hohen Teuerungsraten verzeichneten Gold-ETF wiederum die stärksten vierteljährlichen Zuflüsse seit dem dritten Quartal 2020. Die Bestände stiegen sprunghaft um 269 Tonnen (rund 17 Milliarden Dollar) und machten damit den Nettoabfluss von 173 Tonnen im Jahr 2021 mehr als wett.

Zentralbanken im Investitions-Modus

Die starke Investment-Nachfrage nach börsengehandelten Gold-ETF liess die weltweiten Bestände bis Ende des Quartals auf 3'836 Tonnen (240 Milliarden Dollar) steigen. Sie waren damit gemäss WGC  nurmehr 2 Prozent Prozent vom Rekordhoch von 3’922 Tonnen im November 2020 entfernt.

Auch die Zentralbanken standen in den ersten drei Monaten auf der Käuferseite. Sie stockten ihre offiziellen Goldreserven um 84 Tonnen auf. Die Notenbanken von Ägypten und der Türkei waren die bedeutendsten Käufer. Insgesamt haben sich die Nettokäufe gegenüber dem Vorquartal mehr als verdoppelt, sie lagen aber 29 Prozent unter denen des ersten Quartals 2021.

Rekordhohe Schweizer Goldexporte in die USA

Der Grossteil der Verkäufe kam aus den goldproduzierenden Ländern Usbekistan und Kasachstan, wobei Kasachstan der grösste Verkäufer im Quartal war und seine Goldreserven um 34 Tonnen auf 368 Tonnen verringerte.

Wie aus den jüngsten Schweizer Zolldaten hervorgeht, sind die Schweizer Goldlieferungen in die Vereinigten Staaten im März auf den höchsten Stand seit Mai 2020 gestiegen. Die Schweizer Ausfuhren nach Grossbritannien, das wie die USA ein Zentrum für Goldinvestitionen und -handel ist, haben ebenfalls zugenommen. Dies dürfte mit der Nachfrage ebendieser Gold-ETF zusammenhängen.

Dagegen haben sich die Goldlieferungen nach China und Indien stark zurückgebildet.