Steigende Energiekosten, Zinsen und Löhne werden auch in der Schweiz zu mehr Konkursen bei Unternehmen führen. Davon dürften auch die Banken ihr Teil abbekommen.

Zwar bleibt die Zahl der Firmengründungen in der Schweiz weiterhin auf einem hohen Niveau. Allein im Oktober wurden 3860 neue Firmen im Schweizer Handelsregister eingetragen, wie das Online-Portal Help.ch am Dienstag mitteilte. Gleichzeitig nehmen allerdings auch die Unternehmenspleiten in der Schweiz zu.

In den ersten drei Quartalen dieses Jahres kam es zu insgesamt 3'552 Unternehmenskonkursen, was einer Zunahme um 23 Prozent gegenüber dem Vorjahreswert entspricht. Dies ist das Ergebnis einer Studie von Dun & Bradstreet, welche die Anzahl der Insolvenzen und Neugründungen in der DACH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz) untersucht hat.

Spätfolgen der Pandemie

Im DACH-Vergleich liegt die Zunahme in der Schweiz damit zwischen der Entwicklung in Deutschland (4 Prozent) und Österreich (51 Prozent). Gemäss Dun & Bradstreet dürfte die Anzahl der Insolvenzen trotz Unterstützungsleistungen zunehmen. Besorgniserregend sei ausserdem der abnehmende Gründergeist.

Zu einem ähnlichen Befund kommt die Allianz Trade in einer internationalen Studie. Der Kreditversicherer erwartet für dieses Jahr in der Schweiz einen Anstieg der Unternehmensinsolvenzen um 28 Prozent auf 6550 Fälle, was der höchste Wert seit 2018 (6257 Fälle) bedeuten würde. Im Jahr 2023 wird die Anzahl um weitere fünf Prozent auf 6900 Fälle steigen.

Weltweit sollen die Pleiten gemäss den Allianz-Experten um 10 Prozent im laufenden Jahr und 19 Prozent im kommenden Jahr zunehmen. Dabei dürfte China im 2023 rund 15 Prozent mehr Insolvenzen verzeichnen. In den USA rechnet Allianz Trade mit einem Anstieg der Unternehmensinsolvenzen um 38 Prozent im kommenden Jahr als Folge der strafferen geld- und finanzpolitischen Bedingungen.

KMU stärker betroffen

Der Anstieg ist aber noch nicht alarmierend. Vielmehr normalisieren sich die Werte, nachdem die Politik notleidenden Unternehmen während der Pandemie oft mit Finanzkrücken zu Hilfe geeilt ist.

Bei genauerem Hinsehen ist die Entwicklung allerdings uneinheitlich, wie die Allianz-Studie aufzeigt. Zum einen geht der weltweite Anstieg vor allem auf Insolvenzen kleinerer Unternehmen zurück. Insgesamt zählten die Experten von Allianz Trade weltweit 182 Grosspleiten in den ersten drei Quartalen 2022, verglichen mit 187 und 332 im gleichen Zeitraum 2021 und 2020.

Gefährdetes Europa

Zum andern sind die Aussichten für Europa nicht rosig. Wie aus der Studie hervorgeht, könnte der Pleitegeier vor allem in Frankreich (+46 Prozent im Jahr 2022; +29 Prozent im Jahr 2023), Grossbritannien (+51 Prozent; +10 Prozent), Deutschland (+5 Prozent; +17 Prozent) und Italien (-6Prozent; +36 Prozent) deutlich häufiger kreisen.

Von den Branchen am meisten exponiert sind wegen ansteigender Lohn- und Finanzierungskoten gemäss den Autoren das Baugewerbe, das Transportwesen, die Telekommunikation, der Maschinen- und Anlagenbau, der Einzelhandel, die Haushaltsgeräteindustrie, die Elektronikindustrie und die Automobilindustrie.

Noch kein Stresstest für die Banken

Die Banken haben nach der letzten Finanzkrise ihre Kapital- und Liquiditätspuffer zwar deutlich verstärkt, und das Finanzsystem ist bis jetzt von einem Stresstest weitgehend verschont geblieben.

Doch verschiedene Behörden, darunter der Europäische Ausschuss für Systemrisiken (ESRB) hatte vor einem Monat zum ersten Mal überhaupt eine «allgemeine Warnung» an die Märkte gerichtet. Sie stellte eine Reihe schwerwiegender Risiken für die Finanzstabilität fest, die gleichzeitig eintreten könnten und sich deshalb gegenseitig beeinflussen und verstärken könnten.

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