Mit der Europäischen Bankenbehörde hat eine weitere Aufsicht dem Bankensektor eine robuste Widerstandskraft bescheinigt. Solche Entwarnungen dürfen jedoch nicht überbewertet werden und zu Sorglosigkeit verleiten.

Die oberste Bankenaufsichtsbehörde der EU lobt den robusten Charakter des Bankensektors der EU mehr als ein Jahrzehnt nach der Finanzkrise. Gemäss den Ergebnissen des jüngsten europaweiten Stresstests der Europäischen Bankenbehörde (EBA) wären nur drei der 70 grössten europäischen Banken bei einem herben Wirtschaftseinbruch gezwungen, Kapital zu beschaffen. Insgesamt schlugen sich die Institute etwas besser als im letzten Stresstest vor einem Jahr.

Die 70 untersuchten Banken würden in einem gemäss EBA bisher härtesten Krisenszenario über drei Jahre hinweg zusammen 500 Milliarden Euro verlieren. Die Verluste würden durch eine Kombination von Einbrüchen bei der Wirtschaftsleistung, der Beschäftigung und den Immobilienpreisen in einem Umfeld höherer Inflation und höherer Zinssätze ausgelöst werden.

Rote Laterne für die Banque Postale

Am schlechtesten abschneiden würde Frankreichs staatlich kontrollierte Banque Postale, deren Kapital im EBA-Stressszenario vollständig aufgezehrt würde.

Mindestens 37 weitere Unternehmen müssten bis 2025 mit Einschränkungen bei ihren Ausschüttungen an die Aktionäre rechnen, wenn sie von dem stärksten Einbruch betroffen wären, der in den anderthalb Jahrzehnten, in denen die Tests durchgeführt wurden, in einem Krisenszenario abgebildet wurden.

Dazu gehört ein kumulativer Rückgang des BIP in der EU um 6 Prozent über einen Zeitraum von drei Jahren, ein Anstieg der Arbeitslosigkeit in der EU um 5,7 Prozent, eine anhaltend hohe Inflation und ein Immobiliencrash. Das Szenario unterstellte zudem sich massiv verschärfende geopolitische Spannungen.

EZB prüft ebenfalls

Auch die Europäische Zentralbank (EZB) unterzog eine grössere Gruppe von 98 Banken der Eurozone unlängst demselben Stresstest. Demnach sind diese Institute insgesamt widerstandsfähig, obwohl neun von ihnen unter die Mindestkapitalanforderungen fielen. Der Test ergab auch, dass 53 Banken gezwungen wären, ihre Ausschüttungen an die Aktionäre einzuschränken.

Gemäss der EZB werden die Ergebnisse in den laufenden aufsichtsrechtlichen Dialog einfliessen, in dem die Behörden mögliche Massnahmen zur Behebung von Kapitaldefiziten und anderen Mängeln prüfen.

Mängel bei US-Tochter der UBS

Die Ergebnisse folgen auf ähnliche Untersuchungen im Vereinigten Königreich und in den USA, die zu ähnlichen Resultaten geführt haben.

Mitte Juli erklärte die Bank of England, die acht grössten Banken des Vereinigten Königreichs seien widerstandsfähig gegen wirtschaftliche Schocks.

Die 23 grössten US-Banken erhielten bei den Stresstests der US-Notenbank Fed Ende Juni ein gutes Zeugnis, woraufhin die grössten Banken höhere Ausschüttungen an ihre Aktionäre ankündigten. Für die US-Töchter der UBS zeigte er allerdings Defizite in der Kapitalausstattung. Deshalb muss das Institut ihre Puffer anheben, wie finews.ch berichtete.

Gefährlicher Irrglaube

Die Tests konzentrierten sich auf das Kapital der Banken und erfassten daher nicht den Liquiditätsstress, der für eine Reihe von US-Bankenzusammenbrüchen in diesem Jahr verantwortlich gemacht wurde und zum Zusammenbruch der Credit Suisse im März beitrug.

Der Fall Credit Suisse hat die Grenzen der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma) aufgezeigt. Finma-Direktor Urban Angehrn forderte etwa, dass die Behörde aktiver über ihre Aufsichtstätigkeit informieren kann und damit das Vertrauen in den Finanzplatz gestärkt werde.

Letztlich muss die Politik entscheiden, mit welchen Werkzeugen die Finma ausgestattet wird. Auch mit neuen Instrumenten wird die Finma jedoch wie jede andere Behörde nicht jede Krise «wegbeaufsichtigen» können.

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