Chinesische Unternehmen haben zur Geldbeschaffung im Ausland ein Auge auf die Schweizer Börse geworfen. Dieser Anfangserfolg scheucht Neider auf.

Wegen Aktienemissionen aus China ist der Börsenplatz Zürich im vergangenen Jahr in die Spitzengruppe der Rangliste der europäischen Börsengänge aufgestiegen und hat London sowie Amsterdam überholt.

Nach Angaben der Schweizer Börse SIX gingen neun chinesische Unternehmen im 2022 an die Börse und nahmen dabei 3,2 Milliarden Dollar ein. Da die Schweiz als politisch neutral gilt, ist Zürich besonders attraktiv für diese Zweitkotierungen für börsennotierte Unternehmen aus China. Dabei werden Hinterlegungsscheine, sogenannte Global Depository Receipts (GDR), kotiert.

Fehde zwischen USA und China

Der Schweizer Börsenplatz kann indirekt von den Querelen zwischen den USA und China profitieren. Peking und Washington liegen sich in den Haaren, weil die USA einen umfassenderen Zugang zu den Finanzberichten börsennotierter Unternehmen in den USA fordern. Das Reich der Mitte widersetzt sich mit dem Hinweis auf den Schutz von Staatsgeheimnissen.

Die Spannungen spiegeln sich auch in den Daten von Dealogic, wonach chinesische Unternehmen in New York im vergangenen Jahr lediglich 470 Millionen Dollar über eine Zweitkotierung einsammelten.

Missgunst aus dem Ausland

Trotz ersten Erfolgen bleibt noch ein langer Weg zu einem durchschlagenden Erfolg für das neue Segment der Schweizer Börse. Gleichwohl macht sich bei der Konkurrenz ein gewisser Argwohn bemerkbar. Sichtbar wird dies an einem Bericht in der «Financial Times» vom Dienstag (Artikel kostenpflichtig), wonach die Schweiz Gefahr läuft, ein chinesischer Markt zu werden.

Darin wird ein Topmanager einer konkurrierenden Börse mit der Aussage zitiert, die Schweiz gehe wegen der regen Aktivität ein grosses Risiko ein, weil ein grosser Teil der Wertschriften aus einem einzigen Land stammt.

Attraktive Drehscheibe

Diesem Vorwurf hält Valeria Ceccarelli, Leiterin des Bereichs Primärmärkte bei SIX, entgegen, dass der Anstieg der chinesischen Börsennotierungen die Attraktivität von Schweizer Börse und Finanzplatz als internationale Drehscheibe für die Kapitalaufnahme von Unternehmen bestätigt.

Die Unternehmen beschaffen sich gemäss Ceccarelli Geld, um ihr internationales Wachstum zu finanzieren und ihre Sichtbarkeit in Europa zu erhöhen. Ausserdem können chinesische Unternehmen mit Börsennotierungen in Übersee den strengen inländischen Kapitalkontrollen ausweichen.

Keine Ungleichbehandlung

Der Schweiz in die Hände gespielt hat nach Ansicht von Beobachtern ausserdem die Entscheidung der britischen Aufsichtsbehörde für Rechnungslegung, chinesische Rechnungsprüfungsstandards nicht als gleichwertig mit internationalen Standards zu betrachten. Dies habe mehr Unternehmen in die Schweiz getrieben, wo chinesische Konten für GDR akzeptiert werden.

Hierzu erwidert Ceccarelli, dass die Schweizer Behörden nicht auf Prüfungsanforderungen verzichten, sondern chinesische Unternehmen nach dem Schweizer Revisionsaufsichtsgesetz genauso wie andere ausländische Unternehmen behandeln. Gegen eine Schweizer Dominanz spricht gemäss Ceccarelli ausserdem, dass zwanzig weitere chinesische Unternehmen eine Notierung in Europa über GDR anstreben.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.7%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.59%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.15%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.05%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.51%
pixel