Berichten zufolge ist die aufstrebende Management-Beratungsfirma zum prestigeträchtigsten Mandat gelangt, dass das Schweizer Banking aktuell zu bieten hat. Schweiz-Chef Joris D’Incà hat derweil eine andere Herausforderung zu bewältigen, wie er finews.ch exklusiv erklärt: Er sucht Personal.

Glaubt man Joris D’Incà, dem Schweiz-Chef des Unternehmens, ist die Marke Oliver Wyman «das bestgehütete Geheimnis» in der Beratungsbranche. Davon kann seit einigen Wochen allerdings keine Rede mehr sein, zumindest am Schweizer Bankenplatz. Medienberichten zufolge ist die Firma von UBS-Chef Sergio Ermotti mit der Begleitung der Integration der Credit Suisse (CS) beauftragt worden. Ein Coup sondergleichen.

Dies umso mehr, als sich das Unternehmen gegen grösserere und prominentere Konkurrenten durchgesetzt hat, zumal gegen die Partner der legendären McKinsey. Die Beratungsfirma war bei der «alten» Credit Suisse über ganze Manager-Generationen hinweg ein Fixum gewesen. Beim ersten jemals unternommenen Zusammenschluss von zwei global systemrelevanten Banken sind die «Mackies» für einmal nicht im Lead.

Partner zum «Hot-desking» gezwungen

Oliver Wyman, eine Tochter des US-Konzerns Marsh & McLennan Companies, mag mit Gründungsdatum 1984 jünger sein als mancher Mitbewerber. Doch für die klassische Aussenseiter-Rolle ist die Management-Consulting-Firma bereits zu gross: In über 50 Büros weltweit sind über 7’000 Mitarbeitende aktiv. In der Schweiz hat das Unternehmen nach eigenen Angaben ein rasantes Wachstum hinter sich. Von Zürich aus arbeiten mittlerweile rund 100 Beraterinnen und Berater, der Platz im Office am Tessinerplatz ist so knapp, dass selbst Partner zum «Hot-desking» gezwungen sind.

Bald zieht die Firma nun in neue Büros an der Sihlporte um, wo wieder mehr Raum vorhanden ist.



Mittelfristig soll die Schweizer Belegschaft auf bis zu 200 Stellen anwachsen, sagt Länderchef Joris D’Incà im Gespräch, «wir rekrutieren». Denn: im Beratungsgeschäft kämen die Kunden für die Leute, die man einstelle. Rund die Hälfte des Umsatzes in der Schweiz erzielt Oliver Wyman mit Firmen aus dem Finanzsektor. Die Expertise erstreckt sich aber über diverse weitere Branchen, etwa Transport und Logistik, Automobilzulieferer, Technologie oder Versorger. Der Bereich Life Science wird derzeit aufgebaut.



Experten einfliegen

Damit machen die Schweizer Partner auch gruppenweit von sich reden. Laut D’Incà ist die Schweiz unter allen europäischen Märkten in den vergangenen Jahren am schnellsten gewachsen; insbesondere die Hub-Funktion des Standorts sei wichtig.

 Darin, sagt D’Incà, liegt eine Besonderheit des Unternehmens: Beraterinnen und Berater müssen sich früh für eine einzige Industrie entscheiden. Als Experten werden sie dann rund um den Globus geflogen, wenn ein Kunde vor Ort ihren spezifischen Rat braucht.

«Damit entfällt die Einarbeitungszeit, die Berater können gleich loslegen», erklärt der Schweiz-Chef die Herangehensweise. Ebenfalls führt Oliver Wyman weltweit eine einzige Erfolgsrechnung. Entsprechend spart man sich viel Papierkram und Rivalitäten zwischen einzelnen Ländergesellschaften.



Kooperation statt Diktat

Hat das der Firma den Zuschlag bei der UBS verschafft, die zur zweitgrössten Privatbank der Welt aufsteigen will? Über in der Presse kolportierte Mandatsgewinne wird im Beratungsfach eisern geschwiegen, das ist auch bei D’Incà nicht anders. 

Er stellt jedoch fest, dass Berater immer mehr zum Katalysator für die Transformation von Unternehmen werden. Mit anderen Worten, ihr Einfluss auf das Management nimmt zu.

Wobei zwei Herangehensweisen festzustellen seien, wie der Länderchef ausführt. «Der Berater sagt dem Kunden, was es zu tun hat – oder man versucht, kooperativ mit den Kunden zu besseren Lösungen zu gelangen.» Letzterer Methode habe sich Oliver Wyman verschrieben.



Grosse Mandate führen zu Wachstumsdruck

Auch das möchte der Schweiz-Chef künftig nach aussen kehren. Um die besten Talente anzuziehen, braucht es seiner Meinung nach in der Schweiz mehr Sichtbarkeit. Grosse Mandate führten zu Wachstumsdruck, erklärt D’Incà. Um diesen zu begegnen, holt das Unternehmen nicht nur Profis von der Konkurrenz, sondern bildet selber Berater aus und rekrutiert bei Studienabgängern.

Was die Sichtbarkeit betrifft, sollte sich der Länderchef allerdings nicht zu grosse Sorgen machen. Spätestens mit der Berichterstattung über den Mandatsgewinn hat sich diese von selbst eingestellt.

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