Obschon sich das Angebot an digitalen Anlagelösungen in den vergangen Jahren verdoppelt hat, überwiegt in weiten Kreisen der Bevölkerung eine grosse Skepsis. Das hat sehr viel mit dem Vertrauen in die diversen Finanzinstitute zu tun, aber auch mit der derzeit schwierigen Marktstimmung, wie eine Studie zeigt.

Das Angebot wächst zwar laufend, doch die Nachfrage hält sich in Grenzen. Dies ist vereinfacht gesagt die wichtigste Erkenntnis aus der Studie «Digitales Anlegen und Vorsorgen in der Schweiz». Die Ursachen für diesen Trend sind vor allem drei Entwicklungen: die hohe Inflation, steigende Zinsen sowie die anhaltende Volatilität an den Finanzmärkten.

«Anlageentscheide werden nicht mehr einfach so und über Nacht gefällt», erklärt François Rüf, Head of Digital Investing beim Investmenthaus Vontobel, das die Studie in Kooperation mit Raiffeisen Schweiz und der Hochschule Luzern bereits zum zweiten Mal (nach 2020) durchgeführt hat.

Romands und Frauen besonders zurückhaltend

Das Angebotswachstum im Bereich digitaler Anlagemöglichkeiten in der Schweiz ist tatsächlich enorm. Aktuell gibt es laut Studie mehr als 50 teilweise stark unterschiedliche Lösungen – doppelt so viele wie vor drei Jahren. Der Übergang zwischen Robo-Advisor-Lösungen und der digital unterstützten, klassischen Vermögensverwaltung ist dabei fliessend. Allerdings, so betont Roland Altwegg, Leiter Produkte & Investment Services bei Raiffeisen Schweiz, würden die meisten Kundinnen und Kunden eine hybride Lösung bevorzugen – also eine Kombination aus digitalem Anlageprozess verbunden mit einer persönlichen Beratung als Ergänzung.

Die Schwellenangst in Sachen «Digital Investing» ist jedoch weiterhin hoch. Rund 40 Prozent der insgesamt 1'027 Befragten können sich gar keine Nutzung digitaler Anlage- und Vorsorgelösung vorstellen. Vor allem unter Westschweizern und Frauen ist die Ablehnung gross. Letzteres vermutlich, weil Frauen generell risikoaverser sind als Männer, wie Rüf feststellt; «Männer wiederum neigen zur Selbstüberschätzung, wie auch in entsprechenden Studien regelmässig zum Ausdruck kommt.»

Fast nur Banken

Diejenigen, die digitale Anlage- und Vorsorgelösungen nutzen, bevorzugen die Angebote klassischer Finanzinstitute, zumeist von der Hausbank. «Unter den zehn bekanntesten digitalen Anlagelösungen findet sich nur gerade ein Startup», betont Altwegg. Dies hängt vor allem damit zusammen, dass die Kundinnen und Kunden eher einer Bank vertrauen als einem Jungunternehmen; kommt hinzu, dass die Marketing-Ausgaben der etablierten Häuser wesentlich höher sind als diejenigen der Neueinsteiger. Last but not least ist es für viele Kundinnen und Kunden naheliegend und am einfachsten, bei der Hausbank eine digitale Lösung auszuprobieren.

Die meisten Kundinnen und Kunden investieren in der Regel vorerst nur einen kleinen Teil ihres Vermögens in digitale Lösungen. «Sie probieren aus, sammeln Erfahrungen», sagt Rüf und betont, dass noch sehr viel Aufklärungsarbeit erforderlich sei, um digitales Anlegen im grossen Stil populär zu machen.

Säule-3A-Lösung haben viel Potenzial

Viel Potenzial für eine grössere Akzeptanz sehen die Studienautoren vor allem in einer verstärkten Personalisierung der Angebote, sei es über Künstliche Intelligenz (KI) oder regelbasierte Ansätze. Auch themenbasierte Strategien werden vermehrt nachgefragt, während Anlagen in Rohstoffe, Private Equity oder Hedgefonds kaum auf Interesse stossen. «Die meisten Kundinnen und Kunden entscheiden sich für das, was sie kennen – Aktien und Obligationen», sagt Rüf.

In ihrer Gesamtbetrachtung verfallen die Studienautoren nicht der Euphorie, sondern kommen zum nüchternen Schluss: «Das Anlagevolumen – man schätzt es derzeit auf einen tiefen zweistelligen Milliardenbetrag, exakte Zahlen gibt es nicht – wird in den nächsten Jahren wachsen, aber in einer Nische bleiben», sagt Altwegg. Stärker an Bedeutung dürften digitale Säule-3A-Lösungen erfahren. «Diese Gelder werden in der Regel über einen längeren Zeithorizont investiert, so dass eine digitale Lösung, die kostengünstiger ist, durchaus Sinn macht», erklärt Rüf.

Warten auf die Generation Z

Entgegen der Vermutung, dass digitales Anlegen via App erfolgt, wünschen die meisten Kundinnen und Kunden weiterhin den direkten Zugang über ihr E-Banking. Dies führt zum Umkehrschluss, dass Mobile-Only-Strategien im «Digital Investing» einen schweren Stand haben. Apps in dieser Domäne werden sich vermutlich erst mit dem Älterwerden der Generation Z auf breiter Front durchsetzen.

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