Die Hüter des Franken tasten die Zinsen vorerst nicht an. Ein weiterer Zinsschritt ist aber nicht ausgeschlossen. Zudem erweitert die Schweizerische Nationalbank unter Präsident Thomas Jordan ihre Möglichkeiten, die Banken mit Liquidität zu versorgen.

Wie die US-Notenbank Fed verzichtet auch die Schweizerische Nationalbank (SNB) vorerst auf eine weitere Zinserhöhung. Sie lässt den Leitzins unverändert bei 1,75 Prozent. Im Gegensatz zu den USA kommt die Zinspause in der Schweiz allerdings etwas überraschend.

Ökonomen hatten im Vorfeld der geldpolitischen Sitzung der SNB mehrheitlich eine Erhöhung um 25 Basispunkte prognostiziert. Offenbar gewichtet die SNB die Konjunktursorgen derzeit höher als die Inflationsrisiken.

Die Zentralbanken Schwedens und Norwegens haben hingegen am Donnerstag einen Zinsschritt in dieser Grössenordnung vorgenommen. Sie folgten damit der Europäischen Zentralbank (EZB), die ihren Leitzins bereits letzte Woche um einen Viertelprozentpunkt erhöht hatte. Die Bank of England hingegen beliess ihren Leitzins am Donnerstag ebenfalls unverändert, und zwar bei 5,25 Prozent, nachdem die Inflationsdaten für August besser als erwartet ausgefallen waren. Dies ist die erste Pause nach 14 Zinserhöhungen in Folge seit Beginn des Straffungszyklus im Dezember 2021.

Noch nicht das Ende

Mit der Zinspause unterstreicht die SNB ihre Unabhängigkeit von der EZB und anderen europäischen Notenbanken, was zu begrüssen ist. Wenig überraschend gab der Franken nach dem Schweizer Zinssignal gegenüber dem Euro nach. In den vergangenen Monaten hatte er sich jedoch deutlich aufgewertet und damit den Inlationsdruck in der Schweiz etwas gedämpft.

Die Zinspause bedeutet jedoch nicht, dass der Zinsgipfel in der Schweiz erreicht ist. So betonten die Währungshüter um SNB-Präsident Thomas Jordan am Donnerstag an einer Medienkonferenz in Zürich, dass «eine weitere Straffung der Geldpolitik notwendig sein könnte, um die Preisstabilität in der mittleren Frist zu gewährleisten».

Auch in den USA hielt sich Jerome Powell, der Präsident der Notenbank Fed, am Mittwoch einen solchen Schritt noch in diesem Jahr offen. Im Kampf gegen die hohe Inflation hatte die Fed den Leitzins innerhalb von 16 Monaten elfmal angehoben. Sie belässt die Fed Funds Rate nun vorerst in der Spanne von 5,25 bis 5,5 Prozent.

Teuerungsbekämpfung bleibt im Fokus

«Die SNB wird die Entwicklung an der Teuerungsfront in den kommenden Monaten weiterhin genau beobachten», sagte SNB-Präsident Jordan am Donnerstag. Die Nationalbank sei auch bereit, bei Bedarf am Devisenmarkt aktiv zu werden. Im aktuellen Umfeld stehen Devisenverkäufe im Vordergrund.

Seit Juni bewegt sich die Inflation wieder in jenem Bereich, den die SNB mit Preisstabilität gleichsetzt, also zwischen 0 und 2 Prozent. Im August lag die Infaltionsrate bei 1,6 Prozent. In den kommenden Monaten dürfte die Teuerung wegen höherer Mieten und Energiepreise zwar wieder etwas anziehen. Der zugrunde liegende Inflationsdruck in der Schweiz hat laut SNB aber leicht abgenommen.

Weiterhin Unsicherheiten

Die bedingte Inflationsprognose liegt deshalb mittelfristig etwas tiefer als im Vorquartal. Nach einem Anstieg bis auf 2,2 Prozent im kommenden Sommer sehen die Währungshüter die Teuerung ab Anfang 2025 wieder leicht unter 2 Prozent.

Jordan räumte ein, dass es derzeit eine gewisse Unsicherheit darüber gebe, wie stark die bisherige Straffung der Geldpolitik die Inflation weiter dämpfen werde. Er stellte aber klar: «Unser Fokus bleibt dezidiert auf der Gewährleistung der Preisstabilität. Wir werden nicht zögern, die Geldpolitik wenn nötig weiter zu straffen, um die Inflation nachhaltig unter 2 Prozent zu halten.

Den nächsten Zinsentscheid wird die SNB im Rahmen ihrer vierteljährlichen geldpolitischen Lagebeurteilung im Dezember bekannt geben.

Liquidität – jetzt für alle Banken

Im Rahmen einer Initiative erweitert die SNB zudem ihre Möglichkeiten, den Banken Liquidität zur Verfügung zu stellen. Dazu hat die SNB zusammen mit SIX Terravis einen digitalen Prozess entwickelt. Demnach kann sie künftig allen Banken in der Schweiz bei Bedarf Liquidität gegen Hypotheken als Sicherheiten zur Verfügung stellen, sofern diese sich dafür vorbereitet haben. Diese Möglichkeit stand bisher nur den systemrelevanten Banken zur Verfügung.

«Die Initiative wurde 2019 lanciert und die Umsetzung im vergangenen Jahr mit einem Pilotprojekt gestartet», erklärte SNB-Direktor Martin Schlegel. Ende Juli habe die SNB alle Banken über das Vorhaben informiert. Sie erwarte nun, dass sich Banken mit Hypothekargeschäft an der Initiative beteiligen. «Je mehr Banken sich auf diese neue Möglichkeit zum Liquiditätsbezug vorbereiten, desto grösser ist der Handlungsspielraum der SNB im Bedarfsfall», so Schlegel.

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