Der über 90-jährige Tessiner Financier findet deutliche Worte, wenn es um den Untergang der Credit Suisse geht. Was geschehen sei, bezeichnet Tito Tettamanti schlicht als Schande.

Tito Tettamanti glaubt, dass es auch schlechte Kapitalisten gibt – nämlich diejenigen, welche die Gewinne privatisieren und die Kosten sozialisieren. In einem seiner seltenen Interview beugt sich der mittlerweile 93-jährige Tessiner Financier nun über die Frage, ob nach der Zwangsübernahme der Credit Suisse (CS) nicht auch die Grossbanken zu dieser «Spezies» zu zählen seien.

Gegenüber der «NZZ» (Artikel bezahlpflichtig) fand der Tessiner Milliardär dazu überraschend deutlich Worte. Beim Crash der CS habe er sich zweimal geschämt – einmal als Schweizer, und einmal als Kapitalist. «So spielt man den Kapitalismus nicht», wettert der betagte Geschäftsmann.

Das sei eine Schande, mehr noch: Die hohen Millionen-Boni und -Löhne für Brady Dougan, Tidjane Thiam und Urs Rohner seien angesichts ihres Scheiterns ein Skandal.

Schweigen im Zürcher Filz

«Dazu das Schweigen im Zürcher Filz: Niemand will mit dem Versagen der Credit Suisse etwas zu tun gehabt haben», enerviert sich Tettamanti.

Hingegen hält er die Übernahme der CS durch die UBS war die «einzige vernünftige Lösung.» Personell sei die UBS nun perfekt aufgestellt mit dem Präsidenten Colm Kelleher und mit Bankchef Sergio Ermotti, der wie Tettamanti dem Tessin entstammt und mit ihm bestens bekannt ist – Ermotti sass bis zu seiner ersten Ernennung als CEO der UBS im Verwaltungsrat von Tettamantis Beteiligungsgesellschaft Fidinam.

Dennoch findet Tettamanti, dass die Politik es künftig erlauben müsse, dass Banken in Konkurs gehen. «Wer Geschäfte macht, muss auch verlieren können. Sonst wäre es zu schön.»

Angst vor dem Risiko

Generell würden zwei Dinge die heutige Atmosphäre rund um das Thema verschlechtern. Erstens: die Angst vor dem Risiko. Zweitens: Man arbeitet daran, dass niemand mehr verliert. So aber funktioniert die freie Marktwirtschaft nicht.

«Wer sein Geld nicht verlieren will, soll es zur Kantonalbank bringen.» Allerdings konzediert auch der Selfmade-Milliardär, dass die kleinen Kunden sollten durch ein System von Versicherungen, deren Prämien die Banken zahlen, geschützt werden sollten.

Selbsternannter Kapitalist

Dies, während die Manager bei Versagen ihre Boni nicht bekommen sollten. Denn: «Warum sollen Leute belohnt werden, die schlecht wirtschaften?» Das, sagt der selbsternannte Kapitalist, sei Kapitalismus.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
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