Ökonomische Gurus verkünden das Ende des Papiergeldes, manche die Deflation und wieder andere die Hyperinflation. Was tut der Anleger, fragt Christina Böck.

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Christina Böck ist Head of Investment Solutions Switzerland bei AXA Investment Managers. Sie schreibt ab sofort eine monatliche Kolumne für finews.ch.

Die Finanzmärkte schaffen jeden Tag einen neuen Rekord: Ein Aktientiefstand, ein Spreadhoch bei Kreditanleihen und CDS (eine Art Versicherung gegen das Kreditrisiko) – die Nervosität hat seit nahezu drei Jahren kaum wirklich abgenommen.

Ohne deterministische Vorhersagen machen zu wollen – dies ist angesichts der politischen und willkürlichen Natur der Bestimmungsfaktoren ohnehin völlig unmöglich –, wagen wir heute eine zentrale These: Die Welt wird nicht untergehen!

Extreme Volatilität und weitere Kursabschläge

Und die gute alte Politik «immer durch die Mitte» wird auch diesmal wieder siegen. Über die nächsten Jahre werden wir ein zwar schwaches, aber positives Wachstum erleben mit einer Inflationsrate, die sich nicht weit von den Zielraten der Zentralbanken entfernen wird.

Was soll man in diesem Umfeld mit seinen Investitionen machen? Heute Aktien kaufen, könnte sich sehr wohl langfristig als die richtige Wahl herausstellen, aber zwischenzeitlich wird man eine extreme Volatilität und weitere Kursabschläge hinnehmen müssen.

Andere Anlagen genauer ansehen

Und auf Anleihen ist nichts mehr zu verdienen... – also sollte man sich andere Anlagen etwas genauer ansehen, zum Beispiel Wandelanleihen. Eine konvertible Anleihe, auch Wandelanleihe genannt, ist eine Obligation, die für den Käufer das Recht trägt, später die Aktie des Emittenten zu kaufen.

Je nach den Parametern der Anleihe kann ihr Preis mehr (hohes Delta) oder weniger (geringes Delta) vom Preis der zugrundeliegenden Aktie abhängen. Die Option stellt eine Komponente des Anleihepreises dar, der desto höher ausfällt, je höher die implizite Volatilität ist.

Bei geringer Sichtweite

Somit sind Wandelanleihen ein gutes Instrument, um eine Exposition zum Aktienmarkt aufzubauen, wenn die Sichtweite gering ist – denn es handelt sich ja ebenso um eine Anleihe.

Ausserdem ist der Preis einer konvertiblen Obligation oft geringer als die Summe der reinen Anleihe und der Option – diese Beurteilung ist möglich, da oft beide Instrumente (oder zumindest sehr ähnliche) einzeln gehandelt werden. Anders gesagt: Wandelanleihen sind oft relativ preiswert.

Potenzial bei Aktienmarkt-Erholung

Aber im heutigen Marktumfeld sind sie besonders interessant: Mit den Kreditmärkten verglichen (zumindest ausserhalb des Finanzsektors) sind die Bewertungen zu stark zurückgegangen, da Wandelanleihen mit dem Aktienmarkt assoziiert werden.

Dies bedeutet, dass man mit ihnen die verbundenen Optionen sehr preiswert erwerben kann – und genau dies ist der interessante Aspekt für den Investor, der trotz aller Unruhen von dem Potential einer Aktienmarkt-Erholung profitieren möchte.

Neue Akteure im Markt

Für die ausgebenden Unternehmen ist es attraktiv, sich über eine Wandelanleihe zu finanzieren, ohne das dies den Investoren schadet, denn oft zahlen Konvertible einen relativ geringen Coupon während der ersten Jahre, was durch die Möglichkeit des Aktienkaufs zu einem späteren Zeitpunkt kompensiert wird.

Diese Eigenschaft hat in den letzten Jahren neue Emittenten in den Markt gelockt. Dies trifft geographisch zu, zum Beispiel für asiatische Unternehmen, als auch bezüglich der Sektoren, emittieren doch Firmen aus innovativen Branchen wie der Biotechnologie oder Öldienstleistung verstärkt Wandelanleihen.

Gute Gelegenheiten

So steigen das Angebot und die Vielfalt in diesem Markt weiter an und stellen einen gewichtigen Vorteil dar. Heute gibt es somit eine grosse Anzahl von guten Gelegenheiten im Markt und die Möglichkeit, ein diversifiziertes und massgeschneidertes Portfolio aufzubauen.

Viele der Wandelanleihen, die seit Beginn der Krise 2008 aufgelegt worden sind, stellen heute ein «ausgewogenes» Profil dar, das heisst, ihre Zinsen sind positiv (was nicht immer der Fall sein muss) und sie beteiligen dennoch gut an einem Aktienkursanstieg (hohes Delta).

Brutale Bewegungen

Ausserdem handelt es sich oft um solide Unternehmen mit guten Fundamentaldaten, profitabel und im Wachstum begriffen. Namen wie Technip, Sandisk oder China Overseas Land and Securities können als Beispiele zitiert werden.

Während der Marktturbulenzen der letzten Wochen haben diese Titel mehr an Wert verloren, als ihre Fundamentalsituation rechtfertigt. Die Bewegung war so brutal dass sogar sonst sehr opportunistische Anleger aus Risikoüberlegungen zum Verkauf gezwungen waren.

Am Aufschwung partizipieren

So ergibt sich manche gute Gelegenheit für den Investor mir Zeit und dem Willen, in weiteren Unruhen weniger Verluste zu erleiden als mit Aktien, aber dennoch an einem Aufschwung zu partizipieren.


Christina_Bck_PortraitChristina Böck (Bild) bildete sich an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster zur Diplom-Kauffrau aus, bevor sie einen Master in Management (Finance) an der H.E.C. in Paris erlangte.

Nach verschiedenen Praktika war sie ab 1994 bei der Dresdner RCM Gestion in Paris tätig. Später wechselte sie zur Allianz-Pimco-Gruppe, wo sie vier Jahre im Asset Management (internationale Anleihen) arbeitete.

Zu AXA Investment Managers in Paris stiess sie im April 2001. Seit März 2007 arbeitet Christina Böck in Zürich als Head of Investment Solutions Switzerland und ist dabei verantwortlich für die Versicherungsanlagen des CHF Fixed Income Team.

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