Viele Finanzinstitute spielen nicht mit offenen Karten. Wenn sie Jobs streichen oder restrukturieren, versuchen sie das zu verheimlichen. Einige Beispiele.

Erst auf der vierten von insgesamt fünfzehn Seiten einer Pressemitteilung gab die Credit Suisse Anfang November ihren jüngsten Stellenabbau bekannt. Verklausuliert. Denn auch da stand nicht, wie viele Stellen effektiv gekürzt würden, sondern bloss, dass der Personalbestand um drei Prozent reduziert werde.

Es lag dann an den Medienleuten, die entsprechende Rechnung zu machen. Sie haben sie dann auch gemacht, und seither weiss man, dass die Credit Suisse nochmals 1'500 Stellen abbaut.

Den Medien verheimlicht

Es verwundert immer wieder, was Firmen eigentlich dazu antreibt, gewisse Informationen zu verwedeln. Glauben sie tatsächlich, dass Medienvertreter einen Stellenabbau übersehen und bloss die «good news» aufnehmen? Im Zeitalter der totalen Kommunikation und dem permanenten Ruf nach mehr Transparenz greift eine solche Annahme eindeutig zu kurz.

Mehr noch: Die Heimlichtuerei befremdet. Das zeigte sich dieser Tage wieder: Nachdem die SIX Group, zu der auch die Schweizer Börse gehört, vergangene Woche ihre 1'000-köpfige Belegschaft intern über einen Stellenabbau informiert hatte, ging offenbar das Top-Management davon aus, dass man dies gegenüber den Medien verheimlichen könne.

Öffentlichkeit für dumm verkauft

Diese Annahme ist indessen naiv, wenn so viele Leute (Mitarbeiter) bereits eingeweiht sind. Dennoch verzichtete die SIX Group zunächst auf eine offizielle Verlautbarung, so dass es der «Tages-Anzeiger» war, der am vergangenen Dienstag den Abbau von 60 Stellen vermelden konnte.

Klar fallen 60 Stellen bei einem Gesamtbestand der Gruppe von 4'000 Beschäftigten nicht allzu sehr ins Gewicht, und es handelt es sich dabei auch nicht um eine strategische Restrukturierung – sondern «nur» um eine Sparmassnahme. Dennoch hinterlässt dieses Vorgehen den Eindruck, dass manche Manager die Öffentlichkeit für dumm verkaufen wollen.

Keine Einzelfälle

Credit Suisse und SIX Group sind beleibe keine Einzelfälle. Sie bestätigen vielmehr einen Trend. In der Finanzbranche versuchen tatsächlich viele Firmen unter dem Radar zu navigieren. Beispiele? Fast klanglos ging etwa die Tatsache um, dass der Schweizer Ableger der dänischen Sydbank in St. Gallen per 2012 geschlossen wird.

Für die Mehrzahl der 27 Angestellten läuft dies auf eine mehr oder weniger kurzfristige Entlassung hinaus, wie der Schweizerische Bankpersonalverband (SBPV) meldet. Inzwischen scheint es, dass sich die Betroffenen mit ihrem Arbeitgeber aber einigen konnten. Dennoch, die Sache wurde kaum publik.

Arbeitsplätze verlagert

Eher einer Fussnote glich unlängst auch die Information der Schweizer Niederlassung der britischen Bank Lloyds TSB. Sie verlegt einen bedeutenden Teil ihrer Tätigkeiten von Genf nach Eysins, einem Ort in der Nähe von Nyon im Kanton Waadt.

Dieser Entscheid fiel, ohne dass im Vorfeld das Personal konsultiert wurde – geschweige denn wurde die Öffentlichkeit über das Vorhaben in Kenntnis gesetzt.

Während manche Finanzinstitute durchaus den beschwerlichen Weg gehen und ihre Restrukturierungsprogramme publik machen, wie sich in den letzten Wochen und Monaten immer wieder gezeigt hat, gibt es aber auch Banken, die einen anderen Weg einschlagen.

In homöopathischen Dosen

Sie bauen ihre Belegschaft in «homöopathischen Dosen» ab, indem sie Monat für Monat eine Anzahl Stellen streichen, was nicht meldepflichtig ist. Damit umgehen sie den Schritt in die Öffentlichkeit.

Wird ein solcher Sachverhalt aus irgendwelchen Gründen dann doch bekannt heisst es nur, man trenne sich von den «Non-Performers» im Unternehmen.

Weitere Beispiel finden Sie unter diesem Link.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
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