Das Spektrum der internationalen Medienberichterstattung rund um die privaten Devisengeschäfte von Nationalbank-Präsident Philipp Hildebrand ist breit.

Philipp Hildebrand, der erst 48-jährige Präsident der Schweizerischen Nationalbank (SNB), tritt nicht zurück. Diese Botschaft aus seiner gestrigen Pressekonferenz dominiert die internationalen Schlagzeilen. 

Die Schweizer Medien zerpflücken heute die Kommunikation rund um die Affäre auf der Suche nach neuen Ungereimtheiten.

Verteidgungslinie der SNB übernommen

Auf dem internationalen Finanzparkett wurde der erste Auftritt Hildebrands im Skandal um die Devisengeschäfte seiner Frau dagegen vorsichtig positiv aufgenommen.

Es fällt auf: Die internationale Finanzpresse übernimmt in ihrer Berichterstattung gänzlich die Verteidigungslinie von SNB und ihres Präsidenten. 

Fokus auf verbesserte Governance-Richtlinien

Die «Financial Times», fokussiert auf die Verbesserungsvorschläge für die ethischen Richtlinien der SNB, welche Hildebrand gestern vor den Medien angekündigt hat.

Das englische Leibblatt der Finanzgemeinde hebt die 20'000-Frankenschwelle hervor, über welcher SNB-Direktoren künftig jede Finanztransaktion bei der Compliance-Abteilung melden sollen, inklusive deren Veröffentlichung an der Generalversammlung. 

«Eine Privatsphäre soll es für das Präsidium nach der Hildebrand-Affäre in finanziellen Belangen nicht mehr geben», so der zufriedene Kommentar aus London.

Irritiert durch Schweizer Politik

Auch jenseits des Atlantiks werden die Verbesserungsvorschläge für das Governance-Reglement der SNB positiv aufgenommen. Das «Wall Street Journal» zieht eine Verbindung zwischen der Kritik an Hildebrand wegen der SNB-Stützungskäufe sowie der Kontroverse darum, ob das Ehepaar Hildebrand Profit aus diesen Devisenmarktinterventionen machte.

In der Redaktion der Finanzzeitung zeigt man sich zugleich irritiert über die politische Skandalisierung von Hildebrands privaten Währungsgeschäften durch die SVP, die sie als stark nationalistische Rechtsaussenpartei bezeichnet. 

«Wenn ich es wieder tun müsste...»

«Der Kampf gegen seine Kritiker begleitet Hildebrand seit Anbeginn seiner zweijährigen Amtszeit», meint das WSJ anerkennend über das Standvermögen des jungen Nationalbankpräsidenten.

Einzig «Forex Online», eine Währungsplattform im Internet, kommentiert Hildebrands Ankündigung kritisch, er würde die gleichen Devisengeschäfte nicht nochmals tätigen: «Das ist die Krux in dieser Sache: Wenn Du diese nicht nochmals tätigen würdest, nachdem Du erwischt wurdest – wieso hast Du sie überhaupt ein erstes Mal getätigt?»

Franken sogar schwächer

Daraus, dass sich der Frankenkurs von der Pressekonferenz unbeeindruckt weiter abschwächte, schloss «Bloomberg» nüchtern, dass die Glaubwürdigkeit der SNB keinen Schaden genommen hat. Diese toleriert bekanntlich seit 6. September 2011 keinen Kurs mehr von unter 1.20 Franken pro Euro.

Sodann fokussiert die Nachrichtenagentur in einem TV-Beitrag auf Hildebrands Entschuldigung und berichtet von seinem Bedauern, dass er die Transaktion seiner Frau nicht rückgängig gemacht habe. Sie hob Hildebrands Beteuerung hervor, dass er sich auch über die Einhaltung des Reglements hinaus durchwegs «korrekt» verhalten habe. 

Viel Feind, viel Ehr

Ob «Bloomberg» oder «WSJ» – Hildebrand beeindruckt die Kommentatoren im angelsächsischen Raum mit seiner Karriere: 2003 zum jüngsten Direktoriumsmitglied in der Geschichte der Nationalbank gewählt und seit Januar 2010 als Präsident hat sich Hildebrand zu einem eigentlichen Star am internationalen Finanzfirnament gemausert.

Für sein zähes Eintreten für strengere Bankengesetze in Form der «Basel III»-Regeln, wurde er auch mit der Wahl zum Vizepräsidenten des International Stability Board geehrt. Dies, obwohl die kleine Schweiz kein offizielles G20-Mitglied ist.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.5%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.77%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.12%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.01%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.61%
pixel