finews.ch befragte Georg von Wattenwyl, Leiter Advisory und Distribution des Bereichs Financial Products, zur Öffnung der Handelsplattform «deritrade».

Georg_von_Wattenwyl

Herr von Wattenwyl, in der Branche wurde schon seit geraumer Zeit über eine allfällige Erweiterung von «deritrade» gemunkelt. Warum ging es so lange, bis alles spruchreif war?

Das Bedürfnis der Kunden nach individuell konzipierten Strukturierten Produkten ist uns schon lange bewusst. Um unsere Plattform noch attraktiver und transparenter zu gestalten, bieten wir unseren Kunden nun Zugang zu Produkten von mehreren Emittenten. Compliance- und andere juristische Aspekte haben jedoch dazu geführt, dass es eine gewisse Zeit brauchte, bis wir diese neue Dienstleistung kommunizieren konnten.

Mit Morgan Stanley und der Société Générale sind bis jetzt zwei Partner an Bord. Welche Banken, auch schweizerische, folgen noch?

Wir verhandeln derzeit noch mit einer Handvoll weiterer Institute, darunter befinden sich auch einheimische Finanzinstitute. Mehr kann ich dazu im Moment nicht sagen.

Was gab den Auslöser, «deritrade» Drittemittenten zugänglich zu machen?

Im Gegensatz zu einigen unserer Konkurrenten boten wir mit unserer Plattform stets Lösungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette an.


«Wir verbinden die Vorteile zweier Modelle»


Das heisst, bei uns kann der Kunde ein Produkt nach Wunsch rechnen lassen, durch den ganzen Pricing-Prozess gehen, das Management-Reporting nutzen, Schuldner-Diversifikation betreiben und den ganzen Afters-Sales-Serivce beanspruchen. Diese ganze Dienstleistungspalette Dritten zugänglich zu machen, war für uns interessant.

Neben «deritrade» gibt es bereits auch andere so genannte Meta-Plattformen. Worin unterscheiden Sie sich?

Unsere «Multi-Issuer-Plattform» verbindet die Vorteile von einer Metaplattform mit denen von monopolistischen Plattformen. Während sich eine monopolistische Plattform vor allem durch eine effiziente Abwicklung und das Dienstleistungsangebot während dem ganzen Lebenszyklus eines Produkts auszeichnet, besticht die Metaplattform durch die Angebotsvielfalt. «deritrade» verbindet die Vorteile der beiden Modelle.


«Gut 800 Finanzinstitute nutzen die Plattform»


Welche Umsätze erzielt die Bank Vontobel mit «deritrade»?

Bereits nutzen rund 3'000 Spezialisten in gut 800 Finanzinstituten die Plattform. Umsätze geben wir keine bekannt. Es ist aber so, dass rund zwei Drittel unseres Primärmarkt-Volumens über die Plattform «deritrade» geht.

Derzeit arbeiten noch andere Anbieter an neuen Plattformen für massgeschneiderte Produkte. Darunter Structuring Lab, Xicor und Derivative.com. Waren Sie deswegen gezwungen, einen Schritt weiter zu gehen und «deritrade» zu öffnen?

Nein. Für uns ist es einfach ein weiteres Kapitel im Vertrieb Strukturierter Produkte. «deritrade» wurde 2008 lanciert. Mit der Anbindung einer Handvoll Investmentbanken zur Lieferung von Derivatkomponenten haben wir diesen Trend 2010 schon vorweg genommen.


«Wir wollen in weitere Zielmärkte expandieren»


Im Jahr 2011 setzte Vontobel dann mit der Wahlmöglichkeit des Referenzschuldners für Strukturierte Produkte einen weiteren Meilenstein. Die Erweiterung zur «Multi-Issurer-Plattform» ist ein weiterer Ausbauschritt, der parallel zu unserer Internationalisierungsstrategie verläuft. Wir glauben, dass wir damit unsere Stellung als Marktleader gerade auch in Kernmärkten, aber auch im Nahen Osten und in Asien festigen.

Werden alle Emittenten alle Produkttypen, Spezifikationen und Basiswerte anbieten?

Nein, das ist sicher nicht der Fall. Die Emittenten entscheiden selber, für welche Produkttypen und Basiswerte sie elektronisch Angebote liefern können und wollen.

Die Compliance nimmt einen immer grösseren Raum im Bankgeschäft ein. Können Sie sicherstellen, dass auch die Dokumente der Drittemittenten «state-of-the-art» sind?

Die Dokumente werden von den Drittemittenten direkt produziert und geliefert. Entsprechend werden sie auch ihr eigenes Layout verwenden. Aufgrund der Tatsache, dass es sich ausnahmslos um namhafte Institute handelt, darf man davon ausgehen, dass auch ihre Dokumente höchsten Ansprüchen genügen.


«Die Integration verläuft im Hintergrund»


Was heisst das konkret?

Die Verantwortung für die Produkte und die dazugehörige Dokumentation liegt beim jeweiligen Emittenten. Doch mit «deritrade» wollen wir ermöglichen, dass der Investor auch die Jurisdiktion wählen kann, unter der ein Produkt angeboten werden darf und dass die Produktdokumentation automatisch den regulatorischen Anforderungen des jeweiligen Landes entspricht.

Wann genau geht «deritrade» als «Multi-Issurer-Plattform» live?

Georg_von_Wattenwyl_qDie Implementierung läuft schon seit mehreren Monaten. Die Aufschaltung ist innerhalb der nächsten Monate geplant und wird grundsätzlich im Rahmen eines normalen «Releases» eingeführt. Dabei wird auch das «look and feel» der gesamten Applikaiton neue Trends setzen. Die Integration verläuft im Hintergrund und die Kunden müssen nichts weiter unternehmen.

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