Dass die Eurozone in diesem Jahr Anlass zu Hoffnung gibt, sollte die Schweiz nicht gleichgültig lassen, findet Christina Böck, Anlagestrategin bei Axa Investment Managers.

Christina Böck ist ‹CIO Switzerland & Head Solution Strategists Central Europe› bei Axa Investment Managers. Ihre Kolumne für finews.ch erscheint monatlich.

Eigentlich steht die Welt nun Kopf. Denn während die einstigen Motoren der Weltwirtschaft wie China und andere Schwellenländer schwächeln, präsentiert sich die Eurozone in einer derzeit erstaunlich robusten Verfassung. Sie zeigt einige Ansätze, die uns bis Ende 2016 durchaus positiv überraschen könnten. 

Beginnen wir mit der Beschäftigungssituation: 10,4 Prozent Arbeitslose im Dezember 2015 ist zwar keine besonders niedrige Zahl, aber die Entwicklung über die Zeit zeigt eine markante Verbesserung in den vergangenen Jahren. Anfang 2013 lag dieser Wert immerhin noch über 12 Prozent und ist seitdem ziemlich konstant gesunken. Insbesondere ging diese positive Evolution einher mit tendenziell sinkenden Lohnstück-Kosten, was die Attraktivität europäischer Arbeitskräfte zusätzlich erhöht.

Bausektor hat den Tiefpunkt überschritten

Seit Mitte 2014 erholen sich auch die Preise von Eigenheimen wieder und sind gemäss Schätzungen der Europäischen Zentralbank (EZB) heute immer noch leicht unterbewertet. Die extrem niedrigen Zinsen erhöhen die Attraktivität von Hypotheken und dementsprechend sind die Anreize für Immobilieninvestitionen gross.

Bei Nichtwohngebäuden ist die Situation anders: Hier verbleibt die Bautätigkeit momentan noch auf bescheidenem Niveau. Zeigt sich die sinkende Arbeitslosigkeit mit der Zeit aber in der Nachfrage, so sollten auch hier die tiefen Zinsen die Bauinvestitionen fördern. Daher hat der Bausektor wohl seinen Tiefpunkt überschritten und könnte in den nächsten Jahren wieder ein Zugpferd für das Wachstum in der Eurozone darstellen.

EZB weiterhin aggressiv

Zusätzlich vorteilhaft daran ist, dass das Baugewerbe typischerweise arbeitsintensiv ist, was sich wiederum positiv auf die Einkommens- und Konsumentwicklung auswirkt. Ausserdem ist der Bausektor ein sehr heimischer Markt und dementsprechend relativ unabhängig von globalen Entwicklungen.

Drittens zielt die Geldpolitik der EZB weiterhin aggressiv auf die Bekämpfung deflationärer Trends ab, was in kürzlichen Kommunikationen auch für die Märzsitzung weitere Massnahmen erahnen lässt. Die Zinsen werden also noch längere Zeit auf momentanem Niveau oder niedriger verbleiben. 

Unkonventionelle Eingriffe

Wir gehen darum davon aus, dass, wenn nötig, auch unkonventionelle Eingriffe stattfinden könnten, um deflationäre Tendenzen zu bekämpfen und Investitionen für Firmen und Haushalte attraktiver zu gestalten.

Trotz globaler Gegenwinde bestehen in diesen drei Elementen also gute Chancen, dass die Eurozone positive Impulse setzen könnte. Vergessen wir nicht, dass zwar in einigen südeuropäischen Ländern immer noch Bedarf für weitere Reformen und Restrukturierungen besteht, in anderen wie Italien und Spanien hingegen sehr viele Reformen politisch umgesetzt worden sind, die nun langsam ihre positiven ökonomischen Folgen zeigen.

Anker und Stütze für die Schweiz

Für uns in der Schweiz sind dies wichtige positive Nachrichten, die wir in den turbulenten Märkten nicht vergessen sollten. Denn auch wenn auf Grund der Frankenstärke der Wachstumsausblick für 2016 schwächer ist als für die Eurozone, so dient uns diese doch als ein gewisser fester Anker und Stütze.


Christina Bock 180Christina Böck studierte an der Wilhelms-Universität in Münster, bevor sie einen Master in Management an der H.E.C. in Paris erlangte. Ab 1994 war sie bei der Dresdner RCM Gestion tätig. Später wechselte sie zur Allianz-Pimco-Gruppe. Zu Axa Investment Managers stiess sie 2001 und arbeitet seit 2007 in Zürich als ‹CIO Switzerland & Head Solution Strategists Central Europe›.

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