Der Konzernchef von Helsana, Roman Sonderegger, geht in einem Interview mit dem Bundesrat hart ins Gericht. Dabei legt der seit Jahresanfang amtierende Chef der Krankenversicherung den Finger gleich auf zwei Wunden.

Roman Sonderegger, Chef einer der grössten Schweizer Krankenversicherer, hat sich mit dem Bundesrat angelegt. Der Helsana-CEO moniert einerseits die Lancierung eines Kostensenkungsprogramms im Gesundheitswesen, ohne aber die Krankenkassen oder die Ärzteschaft einzubeziehen. Dies erklärte er gegenüber der «Handelszeitung» (Artikel bezahlpflichtig). Ein Einbezug wäre allerdings wünschenswert gewesen, habe aber nicht stattgefunden, betonte er.

«Eine Expertengruppe hat 34 Massnahmen ausformuliert – die Grundlage ist uns leider unbekannt», klagte Sonderegger weiter. Ein Teil der Massnahmen sei zwar bereits verabschiedet worden, doch das Ganze dürfte kaum Wirkung erzielen. Der Bundesrat bürde der Branche einfach nur noch mehr Regulierung auf, legte der Helsana-Konzernchef den Finger auf die eigentliche Wunde.

Die Regulierungswut aus Bern treibt da offenbar immer neuere Blüten.

Von Oben aufgedrückt

Der Bundesrat unternahm laut Helsana den Versuch, Top-Down-Vorgaben in einem Bottom-Up-System zu machen und dies noch zwei Jahre im Voraus. «Auf nationaler Ebene soll – wie auch immer – ein Wert für das Kostenwachstum festgelegt werden, der auf alle Kantone und dort dann auf die verschiedenen Gruppen von Leistungserbringern heruntergebrochen wird». Das scheint ein unsinniges Unterfangen zu sein.

Der zweite Dorn im Auge Sondereggers ist andererseits, dass die Medizin in Technik, Diagnose sowie in der Therapie in den vergangenen Jahren grosse Entwicklungssprünge geleistet habe, aber etwa Anpassungen bei den Tarifen fehlten.

Es sei an der Zeit für eine grundlegende Anpassung des Tarifsystems – etwa bei ambulanten ärztlichen Leistungen. «Dem Bundesrat liegt bereits ein pfannenfertiger, zeitgemässer und ausgewogener Vorschlag vor», erklärte Sonderegger weiter. Doch da hat der Bundesrat offenbar bisher gezögert, zu handeln.