Bald knallen wieder die Korken. Besonders an Silvester haben Schaumweine Hochkonjunktur. Weinredaktor Peter Keller und das finews-Team stossen gerne mit fünf besonderen Beispielen an, die ohne Dosage auskommen.

Die meisten Schaumweine bekommen vor der Abfüllung die sogenannte Dosage (in Wein gelöster Rohrzucker). Sie dient zur Abrundung des Produkts. Die Menge hängt von der Art des Pricklers ab, den man herstellen möchte.

Am ehrlichsten präsentieren sich indessen jene Produkte, die ohne oder lediglich mit einer ganz kleinen Dosage auskommen. Diese Methode setzt voraus, dass man die besten und gesundesten Trauben zur Verfügung hat. Zudem reifen solche Schaumweine, die als Brut Nature, Zero Dosage oder Extra-Brut bezeichnet werden, möglichst lange in der Flasche auf der Hefe.

Jahresende stilvoll ausklingen lassen

Champagner und Sekte ohne Zucker präsentieren sich puristisch, geradlinig, trocken, haben eine präsente Säure und drücken ihre Herkunft aus. Ecken und Karten gehören dazu, weil keine Süsse den Wein glättet und ihm seinen ursprünglichen Charakter wegnimmt.

Es lohnt sich, zwischendurch statt eines Brut, den am häufigsten erzeugten Schaumwein, auch einmal einen «Puristen» zu versuchen. Wir haben fünf überzeugende Beispiele ohne Dosage ausgewählt, die das Jahresende stilvoll ausklingen lassen. Sie kommen aus Frankreich, Deutschland, Italien und Südafrika.

1. Intuition Brut Nature, Champagne A. Lamblot, Frankreich

Der Winzer-Champagner setzt sich aus den drei traditionellen Sorten Pinot Meunier, Pinot noir und Chardonnay zusammen. Er wird jeweils an den Fruchttagen des Mondkalenders degorgiert. Das Resultat ist ein feinperliger, knochentrockener, komplexer, frischer, mineralischer Schaumwein mit einer guten Länge.

Schöne Frucht- und Hefenoten zeichnen ihn in der Nase aus. Intuition reifte über drei Jahre auf der Hefe (Preis: 79 Franken).

2. Champagne Brut Nature, Loriot-Pagel, Frankreich

Dieser hervorragende Champagner wird von einem ungewöhnlich hohen Anteil von Pinot Meunier dominiert (95 Prozent). Die Assemblage wird durch 3 Prozent Pinot noir sowie 2 Prozent Chardonnay ergänzt.

Die Hefedauer von 4,5 Jahren ergibt einen trockenen, eleganten, herben, ausgewogenen Schaumwein. Er ist langanhaltend und ein hervorragender Speisenbegleiter. Das feine Bouquet ist durch Noten von Zitrus und Brioche geprägt (49 Franken).

3. Sekt Tradition Cuvée Katharina Brut Nature, Sekthaus Raumland, Deutschland

Zu den besten Schaumwein-Produzenten Deutschlands gehört das Sekthaus Raumland aus Rheinhessen. An Blind-Degustationen schneiden die Sekte regelmässig überragend ab. Trotz einer langen Hefedauer bleiben die Preise eher bescheiden.

Dieser Einstiegswein etwa, genannt nach der jüngsten Tochter von Volker und Heide-Rose Raumland, bringt es auf 44 Monate und kostet keine 30 Franken. In der Nase sind Aromen von Apfel, roten Johannisbeeren sowie dezenten Hefenoten auszumachen. Er ist trocken, puristisch, geschmeidig, fein, elegant, tiefgründig und frisch. Pinot blanc, Pinot noir und Pinot Meunier bilden das Gerüst dieses gelungenen Schaumweins (Preis: 27 Franken).

4. Franciacorta Dosage Zéro Vintage Collection, Ca’del Bosco, Italien

Aus der Franciacorta in der Lombardei kommen beachtenswerte Schaumweine, die wie Champagner produziert werden, also mit der zweiten Gärung in der Flasche.

Bei diesem Beispiel aus Pinot noir, das während acht Jahren auf der Hefe lagerte, wird auf die Dosage verzichtet. Daraus entsteht ein hochwertiger Prickler mit fruchtigen und Brioche-Noten. Er präsentiert sich komplex, dicht, saftig, finessenreich und langanhaltend. Adelt jeden festlichen Anlass (Preis: 92 Franken).

5. Ultra Brut 2017, Graham Beck, Südafrika

Am Kap der Guten Hoffnung werden die Schaumweine nach der sogenannten Méthode Cap Classique produziert, was gleichbedeutend mit der zweiten Gärung in der Flasche ist. Für den Ultra Brut verwendet der Spezialist Graham Beck ausschliesslich Chardonnay-Trauben und lässt ihn während fünf Jahren auf der Hefe ruhen.

Das kommt der südafrikanischen Spezialität zugute: schöner Duft von Zitrus, Steinobst und dezenten Hefenoten, im Gaumen elegant, frisch, ausgewogen und einem leicht salzig geprägten Finale (Preis: 35 Franken).