Wegen heikler Steuerdeals zahlte die Privatbank J. Safra Sarasin schon Millionen nach Deutschland. Nun wird der Fall in Zürich neu aufgerollt – und politisch noch brisanter.

Am 26. März muss ein Anwalt aus Stuttgart beim Bezirksgericht in Zürich antraben – und dort für einmal auf der Anklagebank Platz nehmen. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm nicht weniger als Geheimnisverrat und Wirtschaftsspionage vor; wie das deutsche «Handelsblatt» berichtete, drohen ihm dabei bis zu dreieinhalb Jahren Haft.

Dies, nachdem derselbe Anwalt für einen berühmten Mandanten einen aufsehenerregenden Sieg errungen hatte: Letzten Herbst wurde die Schweizer Privatbank J. Safra Sarasin dazu verdonnert, dem deutschen Drogerieketten-König Erwin Müller 45 Millionen Euro zu zahlen. Dies für die Verluste, die dieser mit Investitionen in steuerlich heikle Cum-Ex-Fonds erlitten hatte.

Bezahlt oder nicht?

Doch der Anwalt Müllers konnte sich nicht lange auf seinen Lorbeeren ausruhen. Wie auch finews.ch vergangenen Dezember berichtete, geriet er ins Visier der Zürcher Staatsanwaltschaft. Diese bezichtigt ihn, dem damaligen Rechtschef der Bank Sarasin einen Teil des Prozesserlöses im Tausch gegen inkriminierende Dokumente versprochen haben.

Jener Deal soll im März 2013 bei einem klandestinen Treffen im Weinkeller eine Schaffhauser Restaurants zustande gekommen sein. Die Übergabe der Dokumente – offenbar interne Sarasin-Präsentationen, Rechnungen, Mandatslisten und Verträge – soll bei einem späteren Treffen stattgefunden haben. Der Jurist bestreitet seither, Schweizer Gesetze verletzt zu haben und will auch niemals Geld für die Dokumente geboten haben.

12 Milliarden Euro an Steuern entgangen

Der Ex-Sarasin-Rechtschef und ein weiterer ehemaliger Angestellter der Bank müssen sich nun ebenfalls vor dem Richter verantworten.

Der Fall hat politische Sprengkraft, weil der Anwalt zahlreichen deutschen Staatsanwaltschaften wichtige Indizien geliefert hat. In Köln, München, Stuttgart, Frankfurt und Düsseldorf ermitteln inzwischen die Behörden auf Basis seiner Informationen in der Cum-Ex-Affäre gegen zahlreiche Banken. Berechnungen zufolge sind wegen der heiklen Dividenden-Tricks dem deutschen Steuervogt bis zu 12 Milliarden Euro entgangen. «Von deutschen Staatsanwälten wird er hofiert, von Schweizer Staatsanwälten attackiert», beschreibt das «Handelsblatt» die Brisanz des Falls.

Staatsaffäre um Ex-UBS-Banker

Zu einer regelrechten Staatsaffäre mit politischen Konsequenzen führte Ende 2017 der Fall eines Ex-UBS-Bankers, der offenbar im Auftrag des Schweizer Nachrichtendienstes deutsche Steuerbehörden ausspioniert hatte.

Derweil meldet sich auch die Bank J. Safra Sarasin im aktuellen Verfahren zurück. Die Privatbank tritt auf der Seite der Strafverfolger als Privatklägerin im Prozess auf.

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