Der Verwaltungsrat der Credit Suisse gerät in Bewegung. Schon vor dem Rücktritt von António Horta-Osório zeichnete sich ab, dass einige Mitglieder des Gremiums überzählig werden.

Es war in den letzen zwei Zeilen einer längeren Mitteilung zu lesen, welche die Credit Suisse (CS) im vergangenen Dezember anlässlich der Ernennung von Francesco De Ferrari zum Chef der neuen Vermögensverwaltungs-Superdivision Wealth Management verschickt hatte.

«Ungeachtet dieser zusätzlichen Aufgaben wird der Verwaltungsrat der Gruppe künftig aus nicht mehr als zwölf Mitgliedern bestehen», hiess es unter Verweis auf die Neuverteilung von Rollen im obersten Gremium der Grossbank, die in der Meldung ebenfalls angekündigt wurde.

Schweigen über die Wahl

Das ging damals in der Berichterstattung weitgehend unter – hat nun aber im Licht der jüngsten Vorgänge beim Institut stark an Brianz gewonnen. Nach dem forcierten Rücktritt des vormaligen Bankpräsidenten António Horta-Osório Anfang Woche wackeln offenbar nun noch weitere Sitze im CS-Aufsichtsgremium. Auch finews.ch berichtete am (heutigen) Donnerstag, dass Vizepräsident Severin Schwan (Bild unten) offen lässt, ob er sich an der Generalversammlung vom kommenden April nochmals zur Wahl stellt.

Sowieso zeichnet sich ein Sesseltanz ab. Denn es ist davon auszugehen, dass Horta-Osórios «Zwölfer-Regel» auch nach seinem Rücktritt Gültigkeit hat. So zählt das Gremium mit dem neuen Präsidenten Axel Lehmann aktuell 13 Mitglieder – wie beim Gesellschaftsspiel «Reise nach Jerusalem» bliebe somit ein Stuhl zu wenig für die gegenwärtige Runde der Bankaufseher. Eine oder einer von ihnen wäre im Verwaltungsrat überzählig. Die Frage ist nur: Wer?

Schwan 507

(Bild: Credit Suisse)

Keine grossen Strick zerrissen

Die CS will sich auf Anfrage von finews.ch nicht dazu äussern, dies auch unter Verweis auf die Adhoc-Meldepflicht. Im Vorfeld der neuen Vorgaben für den Umfang des Gremiums drang aus dem Umfeld des damaligen Präsidenten nach aussen, dass Horta-Osório das Banken-Knowhow im Gremium in Zweifel gezogen habe.

Bei der Vergabe neuer Aufgaben im Verwaltungsrat im Dezember gingen dann die Mitglieder Iris Bohnet (Bild unten) und Michael Klein ohne neue «Posten» aus – ein Indiz für einen bevorstehenden Austritt?

Von der Schweizer Akademikerin mit wissenschaftlicher Laubahn in den USA, die 2012 zum Verwaltungsrat stiess, heisst es zuweilen, sie habe dort keine grossen Stricke zerrissen. Der US-Investmentbanker Klein, der seit 2018 dabei ist, bleibt hingegen für die CS allein schon wegen seines Netzwerks interessant. So verfügt er über beste Beziehungen nach Nahost und gilt als Pionier des Spac-Booms – im Business mit den Börsenmantel-Gesellschaften dreht auch die CS ein grosses Rad.

Bohnet 500

(Bild: Credit Suisse)

Begehrt bei den Briten

Derweil wurden das Langzeit-Mitglied Kai Nargolwala und der Brite Richard Meddings (Bild unten) im Dezember 2021 zwar mit neuen Aufgaben bedacht. Als Mitglied des für Lohnpolitik des Instituts zuständigen Kompensation-Ausschusses ist Nargolwala allerdings mehrfach zur Zielscheibe von Aktionärsrecht-Vertetern geworden.

Meddings gilt derweil als Top-Kandidat der britischen Regierung für die Leitung des nationalen Gesundheitsdienst NHS. Als Vorsitz des Risikoausschusses ist Meddings aber eine zentrale Figur bei den Anstrengungen er Bank, ihre Risiken besser in den Griff zu kriegen.

Meddings 500

(Bild: Credit Suisse)

Freiwilliger Verzicht

Zu nennen ist auch Vize-Präsident Schwan, der als Mitglied des Nominierung-Ausschusses Horta-Osório letztes Jahr zur Bank lotste. Nun wird ihm ebendies vorgeworfen – zusätzlich zur Grundkritik, dass er als CEO des Basler Pharma-Multis Roche eigentlich keine Zeit habe für zusätzliche Mandate. Mit Blick auf eine allfällige Kandidatur für das Präsidenten-Amt bei Roche dürften Schwan die anhaltenden Negativschlagzeilen rund um die CS ohnehin kaum schmecken.

Das wären der Gründe genug, freiwillig auf die Reise nach Jerusalem zu verzichten.


Mitarbeit: Katharina Bart

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
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