Seine Wahl in den Verwaltungsrat der Credit Suisse war in der Schweiz nur eine Randnotiz. Doch vom ölreichen Saudi-Arabien bis in amerikanische Philanthropie-Zirkel dreht Michael Klein ein grosses Rad.

Interviews hat der Mann noch nie gegeben. Und jene, die über ihn reden, möchten ihren Namen lieber nicht genannt sehen. Zu gross ist offenbar die Furcht, Michael Klein (Bild unten) zu verärgern – und bei seinem nächsten grossen Deal aussen vor zu bleiben.

Grosse Deals sind Kleins Spezialität, das hat er jüngst unter Beweis gestellt. Der amerikanische Investmentbanker darf als einer der Architekten des grössten Börsengangs (IPO) aller Zeiten gelten: die 25,6 Milliarden Dollar schwere Teilkotierung der saudischen Ölfirma Saudi-Aramco.

Seit dem Debut Anfang letzten Dezember haben die Aramco-Titel allerdings an mehr als 7 Prozent an Wert verloren, nun noch beschleunigt durch die Unruhe in der Region nach der Tötung des iranischen Generals Qassem Soleimani durch die USA.

Zuger Rohstoffriesen verkuppelt

Für die Credit Suisse (CS), die zum illustren Zirkel der Co-Lead-Banken zählte, ein Wermutstropfen mehr beim ohnehin von Turbulenzen geplagten Aramco-IPO. Alle Hände voll zu tun hat mit der Situation in Nahost vermutlich auch ein CS-Verwaltungsrat: Derselbe Michael Klein.

Als der einstige Citigroup-Manager mit eigener Beratungs-Boutique, M. Klein & Company in New York, im April 2018 in den Verwaltungsrat der zweitgrössten Schweizer Bank gewählt wurde, war das hierzulande zumeist nur eine Notiz wert.

Höchstens wunderte man sich, was ein Investmentbanker mit Beziehungsnetz im Rohstoff-Business – Klein fädelte etwa die Gespräche im Vorfeld zur Fusion der Zuger Rohstoffkonzerne Glencore und Xstrata ein – im obersten Gremium der CS sollte. Einer Bank, die sich doch der Vermögensverwaltung und der Nachhaltigkeit verschrieben hat.

Klein 500

Berater des Staatsfonds

Im Rückblick ist das Timing bestechend. Schon damals war der Wettlauf um die Beratung des Aramco-IPO in vollem Gange, und Klein verfügte offensichtlich über langjährige Verbindungen zu den höchsten Stellen im Königreich in Nahost.

Medienberichten zufolge hat der Amerikaner bei der Restrukturierung der Ölfirma im Vorfeld zum Börsengang geholfen. Der 55-Jährige gilt als enger Berater des saudischen Staatsfonds Public Investment Fund (PIF) und unterstützte diesen schon bei der Übernahme des saudischen Petrochemie-Unternehmens Sabic durch Aramco.

Er ist damit einer der ganz wenigen westlichen Spezialisten, die das uneingeschränkte Vertrauen der Saudis geniessen. Der milliardenschwere Fonds gilt als Angelpunkt für die Politik des saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman «MBS», um das Land weg vom Öl und hin zu einer Hightech-Wirtschaft zu führen.

Ein Überraschungsteilnehmer

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