GAM hat Obligationen einer englischen Firma blitzartig abgestossen, gegen die ein grosser Leerverkäufer Vorwürfe erhohben hatte. Nach den existenziellen Problemen der vergangenen Monate will der Schweizer Vermögensverwalter auf keinen Fall in einen neuen Skandal verwickelt werden.

Die britische Firma Burford steht unter Druck: Die Aktie des Unternehmens verlor am (gestrigen) Donnerstag zweitweise mehr als 70 Prozent ihres Werts, nachdem der auf Leerverkäufe spezialisierte Hedgefonds Muddy Waters einen negativen Bericht über das Unternehmen publiziert hatte.

Der Schweizer Vermögensverwalter GAM, der Obligationen von Burford in drei Fonds hielt, fackelte nicht lange: Er löste die Positionen vollständig auf, wie ein Sprecher des Unternehmens gegenüber finews.ch erklärte.

GAMs Vorsicht kommt nicht von ungefähr: Burford leidet immer noch an den Nachwirkungen eines seit 19 Monaten währenden Skandals um einen anderen Obligationen-Fonds. In diesem Zeitraum verlor GAM zwei Drittel seiner Marktkapitalisierung – diese Fonds komplett zu liquidieren, dauerte mehr als ein Jahr.

Angriff und Vorwürfe

Die Burford-Anleihen waren in den drei betroffenen GAM-Fonds die jeweils grössten Positionen gewesen. In einem Dollar-Fonds machten sie 1,24 Prozent aus, in einem Euro-Produkt waren es 0,48 Prozent und in einem in Pfund denominierten Vehikel sogar fast 3 Prozent, wie Person zu finews.ch sagte. Ob der sofortige Verkauf sich auf die Fonds auswirkte, ist nicht bekannt.

Als Reaktion auf den Absturz der eigenen Aktien kündigte Burford ein Rückkaufprogramm an. Die Leerverkäufer unter der Leitung des Amerikaners Carson Block hatten behauptet, zwei Hauptaktionäre von Burford – der britische Vermögensverwalter Neil Woodford, der ebenfalls mit Vorwürfen von Investoren zu kämpfen hat, und der Vermögensverwalter Invesco –  hätten andere Investoren hinters Licht geführt. Medienberichten zufolge wies Burford die Vorwürfe als «falsch und irreführend» zurück.

Unangenehme Fragen

Der schnelle Rückzug von GAM weist darauf hin, dass die Firma auf keinen Fall erneut in einen Skandal hineingezogen werden will. Vergangene Woche ernannte das Zürcher Unternehmen mit dem früheren Blackrock-Manager Peter Sanderson den dritten CEO in nur neun Monaten

Seither versucht GAM mit allen Kräften, sich als Unternehmen auf dem Weg zurück in die Normalität darzustellen. Eine Untersuchung des britischen Regulators ist allerdings noch hängig. Der Abfluss von 1 Milliarde australischer Dollar (rund 660 Millionen Franken) aus einem Fonds kurz vor Bekanntwerden des Skandals im vergangenen Jahr könnte weitere Fragen aufwerfen.  

 

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