Wer früher härter arbeitet, soll sich später früher zur Ruhe setzen können: Die Frühpensionierung ist der Traum viele Banker – oder ein Albtraum, wenn man Mitte 50 die Stelle verloren hat. Die Credit Suisse rechnet dies haarklein vor.

«Der Mensch ist zur Arbeit geboren wie der Vogel zum Fliegen», das glaubte im 15. Jahrhundert schon der berühmte Theologieprofessor und einstige Initiator der Reformation, Martin Luther, zu wissen.

Luther konnte damals noch nicht ahnen, dass die Menschen inzwischen lieber weniger lang als nötig arbeiten würden, wenn sie es sich leisten können. Von den heute Pensionierten lässt sich jeweils die Hälfte früh pensionieren, wenn es nach einer neuen Studie der Schweizer Grossbank Credit Suisse (CS) geht, die im Rahmen ihrer Vorsorgestudie heuer untersucht hat, wer sich in Zukunft eigentlich die Frühpensionierung noch leisten kann.

Was die CS dabei verschweigt: Immer mehr Banker werden zwangsweise in die Frühpension geschickt. Die ständigen Restrukturierungen bei Banken treffen oftmals die «teureren» Senior Banker. Ab Mitte 50 wird es auf dem Stellenmarkt für sie sehr schwierig.

Einbusse von 23 Prozent

Die Berechnungen der Ökonomen der CS zeigen, welche finanziellen Einbussen mit einer Frühpensionierung verbunden sind: Im mittleren Einkommenssegment hat ein Vorbezug der AHV- und Pensionskassenrente um zwei Jahre eine lebenslange Einkommenseinbusse von rund 14 Prozent zur Folge. Ein Bezug der Pensionskassenrente ab Alter 58 führt sogar zu Einbussen von 23 Prozent (Grafik unten).

credit suisse auswirkungen fruehpensionierung

Spare in der Zeit...

Gleichzeitig entfallen mit einer Frühpensionierung häufig die für die Altersvorsorge lukrativsten Jahre: Erstens, weil der Lohn gegen Ende der Karriere üblicherweise höher ist als in den früheren Jahren und zweitens, weil die Altersgutschriften mit dem Alter steigen (gemäss BVG-Obligatorium von anfänglich 7 Prozent mit 25 Jahren auf 18 Prozent ab 55 Jahren).

Lässt sich jemand mit 58 Jahren frühpensionieren, reduziert sich der Umwandlungssatz beziehungsweise die Rente gegenüber einer Pensionierung mit 65 Jahren um etwa 15,8 Prozent. Gleichzeitig sinkt die AHV-Rente um 6,8 Prozent pro Vorbezugsjahr. Die Renteneinbussen können daher erheblich sein.

...dann hast du in der Not...

Folglich ist klar, dass man sich eine Frühpensionierung auch leisten können muss. Die CS schlägt vor, Vorsorgelücken können durch freiwillige Einkäufe in die Pensionskasse oder eine Überbrückungsrente reduziert werden.

Gleichzeitig sei aber ein frühzeitiger Aufbau einer privaten Vorsorge zu empfehlen; angesichts des langfristigen Anlagehorizonts resultiere ein besonders starker Zinseszinseffekt. Und zu guter Letzt könne man die die Renditechancen durch die Nutzung von Wertschriftenlösungen erhöhen.

..., or not

Es ist aber auch gut möglich, dass sich zukünftige Erwerbstätige die frühzeitige Pensionierung bereits nicht mehr leisten können. So hat die CS berechnet, dass sich die Rentensituation ohne Gegenmassnahmen in Zukunft markant verschlechtert: Kaufkraftbereinigt sinken die Renten bei den mittleren Einkommen real von 57'091 Franken bei einer ordentlichen Pensionierung im Jahr 2010 auf rund 48'457 Franken bei einer solchen im Jahr 2025 – ein Minus von 15 Prozent. 

Wenn sich das nicht ändert, bleibt die freiwillige frühzeitige Pensionierung ein Traum in weiter Ferne. Oder eine unfreiwillige Pensionierung wird zum Albtraum, für die Banker, die Opfer einer Restrukturierung werden und dann keinen Job mehr finden.