Zu viele lukrative Deals, zu wenig Banker: Im Kampf um die besten Talente lehnen sich Grossbanken und Boutiquen kurz vor der Bonus-Saison immer weiter aus dem Fenster mit Lohnversprechen. Schweizer Akteure können sich dem kaum entziehen.

Centerview hält derzeit den Rekord. Die Investmentbank-Boutique, die auch in der Schweiz aktiv ist und vom einstigen UBS-Banker Blair Effron mitgegründet wurde, hat die Einstigeslöhne für Jungbanker von 90’000 auf 130’000 Dollar jährlich angehoben – das sei einsame Spitze, berichtete das Londoner Finanzportal «Financial News» (Artikel bezahlpflichtig).

Dies heizt den Lohnwettbewerb unter den Investmentbanken weiter an. Bereits vergangenen November berichtete finews.ch, dass den Schweizer Grossbanken mit der Bonus-Saison vom kommenden Februar eine gesalzene Rechnung ins Haus flattern werde. Dies, nachdem die Saläre im letzten Halbjahr angesichts eines Booms von Firmenzusammenschlüssen (M&A) und Kapitalmarkt-Transaktionen um bis zur Hälfte gestiegen waren.

Ein Jahr für die Annalen

Tatsächlich dürfte der Jahrgang 2021 in die Annalen des Investmentbanking eingehen. Laut Daten des Analysehauses Refinitiv erreichten die M&A-Transaktionen den ersten neun Monaten des vergangenen Jahres ein Volumen von 4’400 Milliarden Dollar. Dies ist fast das Doppelte des Jahres 2020 und der höchste Wert seit Beginn der Messungen in den 1980er-Jahren.

Zu viele lukrative Deals, zu wenig Banker: die Angestellten haben in diesem Umfeld bei Lohnverhandlungen einen langen Hebel. Ranghohe Investmentbanker klagen bereits über «lächerlich hohe Forderungen» seitens des Personals.

Sonderzulagen bei der Credit Suisse?

Die an verschiedenen Baustellen arbeitenden Grossbank Credit Suisse (CS) dürfte in diesem Umfeld besonders gefordert sein. Wie auch finews.ch berichtete, hat das Institut sein Investmentbanking gerade eben in die seit Anfang Jahr geltende Matrix-Organisation überführt. Dabei ist es auch zu einigen Führungswechseln gekommen, und der Umbau dürfte die Strukturen noch über Monate unter Stress stellen. Damit drohen sich die Fliehkräfte zu verstärken.

Die Agentur «Bloomberg» brachte diesbezüglich in Erinnerung, dass die CS im Nachgang des Doppel-Debakels um die geschlossenen Greensill-Fonds und die Milliardenverluste wegen der New Yorker Finanzfirma Archegos ausgesuchten «Regenmachern» im Investmentbanking Sonderzulagen gezahlt habe, um sie bei der Bank zu halten. Dennoch hätten nach Berechnungen der Agentur über 50 dieser Talente der CS-Investmentbank in den letzten Monaten den Rücken gekehrt.

Die Spitze macht es vor bei der UBS

Interessant wird auch zu sehen sein, welchen Kurs die Lokalrivalin UBS bei den Banker-Boni einschlägt. Wie das Schweizer Wirtschaftsmagazin «Bilanz» (Artikel bezahlpflichtig) vergangene Dezember skizzierte, will dort CEO Ralph Hamers auf höchster Ebenen den Team-Bonus einführen. So soll das Management der Grossbank nicht mehr nach der Leistung des jeweiligen Verantwortungsgebiet entlöhnt werden, sondern nach der Gesamtleistung des Bankenkonzerns.

Angesichts der von Hamers forcierten agilen Arbeitsmethoden beim Institut zeichnet sich damit ein neues Lohn-Regime ab.