Im vergangenen Jahr schrieb das Swiss Banking Rekorde. Doch nicht bei jedem grossen Institut hat sich dies gleichermassen im Lohn niedergeschlagen, wie ein Vergleich von finews.ch zeigt.

Die Spitze von Vontobel mag mit dem Abschied des langjährigen Präsidenten Herbert J. Scheidt zwar jüngst gewechselt haben. Doch bei den Löhnen ist Vontobel weiterhin einsame Spitze: Die über 2’100 vom Zürcher Investmenthaus beschäftigten Mitarbeitenden verdienten 2021 im Schnitt 348’315 Franken, wenn die Anzahl Vollzeitstellen ins Verhältnis zum Personalaufwand gestellt wird (siehe Tabelle unten).

Damit lassen die Vontobel-Angestellten die Kollegen von den Grossbanken, Staats- und Vermögensverwaltungs-Instituten erneut weit hinter sich.

Vontobel gehörte dabei zu den zahlreichen Akteuren, die 2021 von einem Rekordjahr an den Märkten zu profitieren vermochten. Das Zürcher Investmenthaus konnte seinen Gewinn um 48 Prozent auf 384 Millionen Franken steigern. Die UBS schrieb gar den höchsten Reingewinn seit 15 Jahren, wie man bei der Marktführerin nicht müde wird, zu betonen. Insofern steht die Steigerung der durchschnittlichen Lohnsumme – knapp 10 Prozent bei Vontobel und der UBS – in einem gewissen Proportion zu der geschäftlichen Entwicklung der Unternehmen.

Das dürfte wohl auch für die Privatbanken in Genf und die privat gehaltenen Häuser in Zürich gelten, die ihren Personalaufwand (noch) nicht aufschlüsseln.

Umstrittenes Bonus-Programm

Dennoch dürften die Bankerlöhne in der bereits angebrochenen Saison der Generalversammlungen verstärkt zu reden gegen; dies umso mehr bei Instituten, die trotz ausserordentlich freundlichem Marktumfeld zu kämpfen hatten.

Zuvorderst zu nennen ist da die Credit Suisse (CS). Die Grossbank beschloss ein von hausgemachten Debakeln geprägtes Jahr mit einem Milliarden-Verlust. Das schlug sich entsprechend bei den Löhnen nieder: Der durchschnittliche Jahreslohn je Vollzeitstelle ging zum Vorjahr um fast 24’000 Franken zurück. Dies bei einem leicht höheren Personalstand gegenüber 2020.

Da die Branche ihre notorisch hohen Löhne mit den Usanzen der Branche begründet – es gelte, marktgerechte Löhne zu zahlen – musste sich die CS etwas einfallen lassen, um einen Massen-Exodus von unzufriedenen Mitarbeitenden aufzuhalten. Für die höheren Kader hat die Bank nun ein umstrittenes Bonus-Programm installiert, dass diese Kräfte für die nächsten drei Jahre ans Institut binden soll.

Durschnittsloehne Swiss Banking 500

Bedrängtes Geschäftsmodell

Mit dem nach unten zeigenden Lohntrend steht die zweitgrösste Bank der Schweiz alleine da – fast. Denn wie der finews.ch-Vergleich zeigt, hat auch der Durchschnittslohn bei der brasilianisch-schweizerischen Privatbank J. Safra Sarasin abgenommen. Dort teilen sich deutlich mehr Angestellte einen nur unwesentlich grösseren Salär-Pool. Dies allerdings auf einem anderen Niveau. So lag der Durchschnittslohn bei J. Safra Sarasin im Jahr 2021 bei 238’892 Franken, gegenüber 178’866 Franken bei der CS.

Auch bei der Zürcher Kantonalbank (ZKB) musste die Belegschaft im Schnitt den Gürter enger schnallen. Hier teilen sich gegenüber dem Vorjahr weniger Mitarbeitende eine tiefere Lohnsumme.

Ansonsten zeigt die Lohnentwicklungen bei den Schweizer Grossbanken – UBS, Raiffeisen und Postfinance – nach oben. Postfinance, die zwar zu den systemrelevanten Geldinstituten der Schweiz zählt, aber selber keine Kredite vergeben darf, ist auch in der Lohnfrage ein Spezialfall. So ist der Durchschnittslohn bei der Post-Tochter gestiegen. Dies wohl auch vor dem Hintergrund eines deutlich besseren Gewinns im Vergleich zum Vorjahr. Hingegen hat das Tiefzins-Umfeld das Geschäftsmodell des Instituts aus den Angeln gehoben; eine rasche Entlastung durch den Bund als Eigner ist offensichtlich nicht in Sicht.

Google & Co. zahlen mehr

Die teils sehr stolzen Summen, welche der Vergleich ergibt, sollten hingegen nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Bankbranche bei den Löhnen nicht mehr unangefochten vorne liegt. Wie Stellenvermittler verschiedentlich berichten, zahlen insbesondere die Pharma-Multis in Basel und die Schweizer Ableger von Tech-Riesen wie Google deutlich mehr für Talente, wenn es darauf ankommt. Besonders umkämpft sind dabei Experten aus der IT, um die sich derzeit fast alle Branchen reissen.

Auch deshalb müssen sich die Rekrutierter im Swiss Banking Alternativen einfallen lassen, um diese Kräfte anzusprechen. So präsentiert sich die Privatbank Julius Bär seit Neuestem auf der Videospiel-Plattform Roblox, um angehende Tech-Talente auf sich aufmerksam zu machen.


Mitarbeit: Marco Babic, Samuel Gerber