Private-Equity-Investoren, die sich in die Vermarktung der Bundesliga einkaufen wollten, haben zum zweiten Mal eine Niederlage eingesteckt. Die Fussballklubs fürchten die Macht einer neuen Generation.

Die 36 Fussballvereine der Deutschen Fussball Liga (DFL) haben am Mittwoch an ihrer Mitgliederversammlung gegen den Verkauf der Medien- und Vermarktungsrechte der Liga an Private-Equity-Firmen gestimmt. Weil die notwendige Zweidrittelmehrheit nicht zustande kam, ist zum zweiten Mal ein Milliardendeal am Widerstand aus den eigenen Reihen geplatzt.

Die Kritiker, darunter die Klubführungen des FC St. Pauli und des 1. FC Köln, scheuten eine zu grosse Macht der neuen Geldgeber und befürchteten, dass Top-Klubs mehr profitieren würden als kleinere Klubs. Die DFL verwaltet die beiden höchsten deutschen Ligen.

Neue Generation von Geldgebern

Die Ablehnung des Deals ist ein Rückschlag für eine Gruppe von Private-Equity-Gruppen, darunter Blackstone, Advent International und CVC Capital Partners.

Der gescheiterte Plan sah vor, dass ein Investor einen Anteil von 12,5 Prozent an einer DFL-Tochtergesellschaft erworben hätte. Dorthin wären die die kompletten Medienrechte für einen Zeitraum von 20 Jahren ausgelagert worden.

Geld für Vermarktung und Digitalisierung

Durch den Verkauf erhoffte sich die Liga einen Erlös von zwei Milliarden Euro. Das Geld sollte in erster Linie in die Zentralvermarktung der Medienrechte und den Aufbau einer Streamingplattform gesteckt werden, heisst es auf dem Nachrichtenportal «zdf heute».

300 Millionen Euro wären gemäss einem bestehenden Verteilschlüssel zur freien Verwendung an die Klubs gegangen.

Frankreich und Italien voraus

Sowohl die französische Ligue 1 als auch die spanische La Liga haben bereits Anteile an ihren Medienrechten an CVC Capital Partners verkauft. Die Finanzierungsvereinbarung von CVC mit La Liga in Höhe von 2 Milliarden Euro stiess bei einigen Vereinen, darunter Barcelona und Real Madrid, ebenfalls auf Widerstand, wurde aber dennoch abgeschlossen.

In der italienischen Serie A wurde hingegen ein 1,6-Milliarden-Euro-Geschäft zum Kauf eines 10-prozentigen Anteils an einer neuen Gesellschaft, die die Übertragungsrechte der Serie A verwalten sollte, nach dem Widerstand der Vereine aufgegeben.

Bundesliga im Hintertreffen

Die Bundesliga liegt mit gerade einmal 270 Millionen Euro pro Jahr aus internationalen Fernsehrechten weit hinten in der Tabelle. Als Krösusse gelten dagegen die britische Premier League mit 2 Milliarden Euro und die spanische La Liga mit 900 Millionen Euro, wie finews.ch berichtete.

Die vor allem aus den USA stammenden Investoren sind überzeugt, dass die führenden Klubs in Europa unterbewertet sind, wenn man ihr Potenzial für eine weitere Kommerzialisierung in Betracht zieht. Deshalb sind sie bereit, auf dem Kontinent viel Geld auszugeben.

Ein Publikumsmagnet

Dennoch sind Private-Equity-Investoren in Deutschland umstritten, da die Fans Miteigentümer der Vereine sind und einen grossen Einfluss auf strategische Entscheidungen haben.

Das deutsche Modell mit strengen Eigentumsvorschriften hat gemäss den Befürwortern dazu beigetragen, die Spielergehälter in Schach und die Eintrittspreise niedrig zu halten. Tatsächlich hat die Bundesliga die höchsten Zuschauerzahlen in Europa.