Kunstmarkt: Neue Sammler & Technologien verändern das Spiel
Der globale Kunstmarkt befindet sich in einem fundamentalen Umbruch – und mit ihm verändern sich auch die Parameter für Anleger, die Kunst als alternative Asset-Klasse nutzen. Im Gespräch mit finews.ch analysiert Lee Cavaliere, künstlerischer Leiter der internationalen Kunstmesse Volta, die im Rahmen der Art Basel vom 19. bis 22. Juni stattfindet, wie sich Sammlerpräferenzen, Marktmechanismen und technologische Entwicklungen neu ausrichten – mit weitreichenden Implikationen auch für Investoren des Finanzplatzes Schweiz.
Lee Cavaliere, künstlerischer Leiter der internationalen Kunstmesse Volta. (Bild: zVg)
Demokratisierung des Kunstmarktes
Zwar hat der Kunstmarkt in den vergangenen Jahren rund 12 Prozent seines Volumens verloren. Insbesondere Werke im Hochpreissegment von über 10 Millionen Dollar verkaufen sich schwieriger, dafür boomen Verkäufe von Werken unter 5'000 Dollar.
Laut Cavaliere ist dies auf einen allgemeinen Wandel zurückzuführen. «Die Menschen möchten die Kunstwerke jeden Tag geniessen, statt sie aufzubewahren in der Hoffnung, sie irgendwann mit Gewinn verkaufen zu können», sagt er. Daher sei der Trend hin zu erschwinglicheren Kunstwerken grundsätzlich erfreulich. Cavaliere spricht von einer Demokratisierung des Kunstmarktes: «Diese Entwicklung ermöglicht einem breiteren Publikum den Zugang zur Kunst, weil immer mehr Menschen erkennen, dass sie daran teilhaben können», sagt er.
Millennials verändern den Markt
Die Volatilität der Kapitalmärkte beeinflusst auch den Kunstmarkt. «In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit wollen Sammler weniger Risiken eingehen», sagt er. Laut Cavaliere ist dies ein Fehler: «Gerade in frühen Karrieren und niedrigpreisigen Werken steckt enormes Potenzial. Wer hier investiert, setzt auf die Zukunft des Kunstmarktes selbst», erklärt er.
Mit den Millennials und Gen Z ist laut Cavaliere eine neue Sammlergeneration im Kommen: digital affin, wertegetrieben und stark an Community-orientierten Narrativen interessiert. Diese Käufer wollen nicht nur besitzen, sondern Teil der Story sein – und verändern damit auch die Mechanismen von Markt und Bewertung. Besonders in Asien sei dieser Wandel schon weit fortgeschritten, doch auch in Europa sei die Entwicklung in vollem Gange. «Es geht mehr als um den blossen Erwerb eines Vermögenswertes. Diese Generationen wollen Kunst erleben, Teil der Geschichte sein.»
Tokenisierung als Wegbereiter
Der Kunstmarkt ist in den vergangenen Jahren offener und transparenter geworden – teils durch regulatorische Massnahmen wie die Geldwäschereigesetzgebung, teils weil Sammler mit Offenheit und Respekt behandelt werden möchten.
Die Tokenisierung können laut Cavaliere einen noch breiteren Zugang zu hochpreisigen Kunstwerken ermöglichen. «Natürlich ist das ein komplexes und sich noch entwickelndes Feld. Doch ich sehe darin enormes Potenzial», sagt er.