Anna Bretschneider: «Ich hatte schon immer eine Vorliebe für SUVs»


Im finews.privé geben interessante Persönlichkeiten aus der Finanzwirtschaft und darüber hinaus jeden Mittwoch Auskunft über ihre ganz persönlichen Vorlieben.


Was tun Sie morgens als Erstes?

Egal, wie sehr ich in Eile bin oder wie wenig Zeit ich habe, ich beginne meinen Tag mit einer kurzen Meditation, meist mit einigen Atemübungen, um die Gedanken zu sortieren und mich auf die Herausforderungen des Tages vorzubereiten. Das hat einen grossen Einfluss auf alles, was ich tue, und ist zu einem festen Bestandteil meiner täglichen Routine geworden. Sie auszulassen, kommt für mich nicht in Frage.

Was ist das Beste an Ihrem Beruf?

Das Beste daran ist, dass es nie langweilig wird. Ich liebe den unternehmerischen Aspekt meiner Arbeit und das strategische Denken, das meine Rolle erfordert – oft über den Tellerrand des Alltags hinauszuschauen, das grosse Ganze zu sehen und Kreativität mit Analyse zu verbinden. Die Möglichkeit, täglich mit vielen talentierten, aussergewöhnlich klugen und motivierten Kollegen bei Baillie Gifford zusammenzuarbeiten, ist ein weiterer sehr lohnender Aspekt meiner Arbeit. Ausserdem begeistert es mich, Ergebnisse gestalten und die Entscheidungen anderer Menschen beeinflussen zu können. Ich schätze mich sehr glücklich, für ein Unternehmen zu arbeiten, das ein Umfeld schafft, das Innovation fördert und eine langfristige, optimistische Sichtweise auf das Wachstum des Unternehmens und die Investition der Gelder unserer Kunden hat.

Ein Moment, der Ihr Leben veränderte?

Bewusst über Albert Einsteins tiefgründige philosophische Worte nachdenken: «Die Realität ist lediglich eine Illusion, wenn auch eine sehr hartnäckige.» Die Welt als Illusion zu betrachten, befreit uns von Klammern und spiegelt Einsteins Erkenntnis wider, indem es uns dazu ermutigt, unsere Wahrnehmungen zu hinterfragen und verschiedene Perspektiven zu erkunden, was uns unweigerlich toleranter und kreativer macht. Ich würde es nicht als einen lebensverändernden Moment bezeichnen, sondern als einen lebensverändernden Prozess, in dem man erkennt, was im Leben wichtig ist und was nicht, sowohl beruflich als auch privat.

Welche Autos besitzen Sie? Welches ist Ihr Liebstes?

Ich bin keine Autonärrin und habe mich nie im Geringsten für den Status interessiert, der mit dem Besitz eines bestimmten Automodells verbunden ist. Allerdings schätze ich Komfort und habe schon immer eine Vorliebe für SUVs gehabt. Wenn ich in die Ferien fahre, freue ich mich oft darauf, ein neues Automodell zu mieten, das ich noch nie gefahren bin, wahrscheinlich weil ich unermüdlich daran interessiert bin, neue Dinge zu entdecken.

Welchen Rat würden Sie Ihrem 20-jährigen Selbst geben?

Höre immer auf deine Intuition und vertraue ihr. Sei offen für Veränderungen und lerne aus jedem Rückschlag. Flexibilität und Anpassungsfähigkeit sind entscheidend für den Erfolg. Letzteres gilt für Menschen ebenso wie für die Unternehmen, in die wir investieren.

Worauf sind Sie besonders stolz?

Das wäre eine sehr lange Liste… Momentan bin ich sehr stolz auf meinen Sohn, der  seine Maturaprüfung bestanden hat. Auf meine Tochter bin ich immer stolz, einfach weil sie so ist, wie sie ist. Beruflich bin ich stolz darauf, Teil einer Organisation zu sein und sie mitzugestalten, die nicht nur erfolgreich ist, sondern auch eine positive Arbeitskultur fördert.

Was war Ihre grösste Niederlage?

Ich glaube nicht an Niederlagen. Wir alle machen Fehler. Meine Eltern haben mir immer wieder wie ein Mantra gesagt, was dich nicht zerbricht, macht dich stärker. Das hat sich als nützlicher Ratschlag erwiesen, vor allem als junge Frau, die in die Finanzbranche einsteigt.

An welchen Projekten arbeiten Sie momentan?

Das Verständnis  von Baillie Gifford als bevorzugter Partner für Investitionen nicht nur in börsennotierte Wachstumsunternehmen, sondern auch in private Wachstumsunternehmen zu stärken. Wir sind sehr spezialisiert auf unser Geschäft und können auf eine nachgewiesene Erfolgsbilanz bei der frühzeitigen Identifizierung hervorragender Unternehmen zurückblicken, deren Wert um ein Vielfaches steigern ist . Da Unternehmen länger privat bleiben, gibt es eine zunehmende Anzahl sehr spannender Opportunitäten, in die wir auf privaten Märkten investieren.

Was wäre die grösste Überraschung für jemanden, der Ihren Job einen Tag lang übernehmen müsste?

Die Vielfalt der Aufgaben und die Notwendigkeit, schnell zwischen strategischen und operativen, alltäglichen Themen zu wechseln, wäre sicherlich überraschend.

Welches ist Ihr persönlicher Antrieb?

Am Ende jedes Tages mit dem zufrieden zu sein, was ich getan habe. Meine Energie in Projekte zu stecken, für die ich mich begeistere, und die Menschen, mit denen ich arbeite und meine Zeit verbringe, positiv zu beeinflussen. Neue kreative Wege zu lernen und zu erkunden, um alltägliche Herausforderungen anzugehen und Fortschritte zu sehen. Mich frustrieren Menschen im Allgemeinen, die unflexibel sind, und ich möchte alternative Denkweisen fördern. Fortschritt entsteht nur, wenn wir den Status quo hinterfragen.

Wovor fürchten Sie sich?

Ich glaube nicht an das Konzept der Angst. Ähnlich wie Versagen gehört es nicht zu meinem Wortschatz. Ich verfolge einen sehr pragmatischen Ansatz: Wenn man sich vor etwas fürchtet, ist das ein Grund, sich damit auseinanderzusetzen. Es ist nicht konstruktiv, Angst vor irgendetwas zu haben. Und wenn ich keinen Einfluss darauf habe, macht es keinen Sinn, sich darüber Gedanken zu machen. Menschen machen sich oft Sorgen und haben Angst vor Dingen, die niemals eintreten werden.

Was schätzen Ihre Mitarbeitenden am meisten an Ihnen?

Ein Kollege schrieb: «Anna ist eine Führungskraft, die sich aufrichtig den Erfolg anderer wünscht. Sie gibt den Menschen Raum, ihre Ideen zu teilen und sich weiterzuentwickeln, und ermutigt sie, den Status quo in Frage zu stellen. Ausserdem macht es viel Spass, mit ihr zu arbeiten.»

Ihr bestes Investment?

In Bildung, kontinuierliches Lernen und die Erweiterung meines Wissens auch über meine beruflichen Interessen hinaus zu investieren, war zweifellos meine beste Investition.


Anna Bretschneider leitet das Schweizer Büro von Baillie Gifford in Zürich und ist Mitglied des BGE-Vorstands sowie der European Leadership Group. Sie verfügt über langjährige Erfahrung im Umgang mit professionellen Anlegern in der DACH-Region mit Schwerpunkt Schweiz. Zuvor war sie bei Macquarie Investment Management und MFS Investment Management in leitenden Funktionen tätig. Bretschneider hat einen Master of Arts der Universität Danzig und einen MBA der FOM Fachhochschule in München.