Überraschend hat die Zürcher Kantonalbank ein Revirement auf der obersten Chefetage bekanntgegeben. Eine Frage tauchte dabei sehr rasch auf.

Nach der am Freitag kommunizierten Reorganisation im Top-Management der Zürcher Kantonalbank (ZKB) hatten viele Brancheninsider den Eindruck, dass Daniel Previdoli (Bild) als Verlierer daraus hervorgeht.

Denn das prestigeträchtige Privatkundengeschäft, also eine der wichtigsten Einnahmequellen der Bank, tritt er per Anfang Oktober 2014 dem Private-Banking-Chef Christoph Weber ab – und muss nun – quasi als Lückenfüller – die Geschäftseinheit «Products & Services» von Markus Bachofen Rösner übernehmen, der in Pension geht.

Vom intellektuellen Macher zum grossen Verlierer?

Der frühere UBS-Kadermann Previdoli, von dem manche Branchenkenner zu wissen glauben, dass er ein intellektueller Macher sei, soll jetzt plötzlich ein Verlierer sein?

Bei genauerem Hinsehen ist genau das Gegenteil der Fall. Wie Recherchen ergaben, hat er seine bisherige Geschäftseinheit Privatkunden über Jahre ausgebaut und sah nun den richtigen Zeitpunkt gekommen, sich einer neuen Aufgabe innerhalb der Zürcher Kantonalbank zuzuwenden.

Neue Schaltstelle

Dabei war es sein Vorschlag, in die Geschäftseinheit Products & Services zu wechseln. Dies gab den Ausschlag für die am Freitag angekündigte Neuausrichtung.

Die dadurch neu geschaffene Geschäftseinheit Products, Services & Directbanking wird es ermöglichen, die vertriebsspezifischen Leistungsversprechen umzusetzen. Konkret heisst das, dass die Geschäftseinheit die Entwicklung der Bank in den Bereichen Regulierung, Digitalisierung und Industrialisierung massgeblich bestimmen wird.

Zusätzliches Gewicht

Ferner sind ihr absolut zentrale Funktionen wie die Investmentsolutions (Chief Investment Officer) und das Produktmanagement der Gesamtbank unterstellt.

Die Herauslösung des Directbanking aus der bisherigen Geschäftseinheit Privatkunden verleiht der neuen Geschäftseinheit Previdolis zusätzliches Gewicht. Denn durch diese Einbindung werden bestehende und künftige Bankprodukte organisatorisch mit dem Vertrieb über die laufend an Bedeutung gewinnenden elektronischen Kanäle zusammengeführt.

Unsinnige Spekulationen

Im neuen Directbanking-Banking sind teilzeitbereinigt rund 500 Beschäftigte tätig. Dieser Bereich betreut insgesamt rund 650'000 Kunden.

Eine Integration der Vermögensverwaltung für wohlhabende Personen (Private Banking) ins Privatkundengeschäft (Retailbanking), wie das in der Branche bis am Donnerstagabend kolportiert wurde, macht überhaupt keinen Sinn. Denn die Bedürfnisse der vermögenden Klientel sind gänzlich anders gelagert als jene der Retail-Klientel. Sie (die Private-Banking-Bedürfnisse) lassen sich auch viel weniger «automatisieren» als dies im Kleinkundengeschäft bereits der Fall ist.

Ausreichende Grösse

Es gibt in der Praxis auch keine Beispiele, wo das Private Banking ins Retailbanking integriert worden wäre. Ausserdem verfügt die ZKB über eine mehr als ausreichende Masse an verwalteten Vermögen reicher Kunden, um damit eine eigenständige Einheit zu unterhalten – egal wie gross der Erfolg in dieser Division ist.

Die ZKB-Private-Banking-Sparte verwaltet mit 41 Milliarden Franken rund ein Fünftel aller der Bank anvertrauten Kundenvermögen.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.59%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.59%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.2%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.07%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.55%
pixel