Der Kulturkampf in der UBS-Investmentbank ist offenbar ein Konflikt zwischen William Vereker und Andrea Orcel. Schon bei Merrill Lynch waren sie Konkurrenten.

Andrea Orcel ist bei der UBS auch angetreten, um das Europa-Geschäft der Investmentbank wieder auf die Landkarte zu bringen – seit 2007 hat die Einheit in allen Bereichen Marktanteile verloren und war am Tiefpunkt 2012 auf den League Tables nur noch unter den «Ferner-liefen»-Banken.

Mit William Vereker habe Orcel einen Mann eingesetzt, der «der Division in den Hintern treten» solle, schrieb auch finews.ch vergangene Woche. Das tut der Ex-Nomura-Mann und als Indiz dafür gelten die zahllosen Abgänge in London: Allein im laufenden Jahr sind über ein Dutzend Teamchefs von Bord gegangen.

Zerwürfnis zwischen Orcel und Vereker?

Die meisten von ihnen sind Banker der ehemaligen SG Warburg, die 1995 noch vom Schweizerischen Bankverein übernommen worden war. Vereker pflüge die Kultur im Hause und verordne seinen Leuten eine Performance-Mentalität.

Währenddessen sei Orcel frustriert, dass die UBS im «Deal-Making» der Konkurrenz noch immer hinterher hinke, heisst es in London weiter. Zuletzt habe die Bank auch noch Anglo American als Kunde verloren. In der «City» heisst es nun gerüchteweise, dass sich Orcel mit Vereker bereits wieder überworfen habe, wie «FinancialNews» (Artikel bezahlpflichtig) diese Woche schrieb.

Erinnerungen an den Bruch mit BoAML

Orcel fordere von Vereker ständig Resultate und es sei mehrfach zu Meinungsverschiedenheiten zwischen den beiden gekommen – und nun zum Bruch. Branchenbeobachter erinnern sich in diesem Zusammenhang an Orcels abrupten Abgang bei der Bank of America Merrill Lynch (BoAML) und so einen Machtkampf mit Christian Meissner beendete.

Der Österreicher Meissner war 2010 von Nomura zur US-Bank gestossen, wo er die Leitung des Bereich Corporate und Investmentbanking übernahm. Orcel genoss bei der BoAML in London damals einiges an Machtfülle und an Freiheiten, hatte aber als Executive Chairman und Präsident Emerging Markets (ohne Asien) eigentlich nur Ehrentitel im Organigramm der US-Bank.

Das Gerangel um Posten, Macht und Einfluss löste Orcel im Frühling 2012 mit einem Abgang, der in London viel zu reden gab. Er hätte zwar die Nachfolge von Jonathan Moulds als Europa-Chef antreten können, während Meissner zum globalen Chef der BoAML-Investmentbank berufen wurde.

Grosses Selbstbewusstsein, hohe Masstäbe

Aber der italienisch-stämmige Investmentbanker wählte den Posten des Co-Chefs der UBS-Investmentbank, wo er mit Carsten Kengeter einen bereits geschwächten Konkurrenten nur noch wenige Monate neben sich hatte.

Orcel gilt nicht als Mann, der neben sich starke Persönlichkeiten duldet, die nicht seiner Meinung sind. Aufgrund seiner Erfolge als «Dealmaker» und seiner hervorragenden Kundenkontakte führt er mit dem entsprechenden Selbstbewusstsein und legt hohe Massstäbe an die Mitarbeiter. Dass Vereker den fordernden Charakter Orcels  bereits satt hat, wäre also möglich.

Gerüchte von der Konkurrenz gestreut?

Innerhalb der UBS klingt es aber anders. Dort sei man überzeug, dass entsprechende Gerüchte über den Bruch zwischen Orcel und Vereker «stark übertrieben» seien und von der Konkurrenz und ehemaligen UBS-Bankern gestreut würden, heisst es.  In der Branche erwartet man zudem weitere Abgänge, zumal die UBS nicht zu den Investmentbanken mit den höchsten Salären zählt.

Ganz schlecht ist Verekers Bilanz bislang nicht. Ihm gelang es auch, die Vakanzen mit jüngeren Talenten wieder zu füllen. Zuletzt stiess Ian Carnegie-Brown von der Credit Suisse dazu.

Ausserdem hat die UBS in gewissen Bereichen wie Debt und Equity Capital Markets wieder Marktanteile gewonnen. Nicht aber in Orcels Paradedisziplin M&A. Bei allen grossen Healthcare-Deals der vergangenen Monate war die UBS nur Zuschauerin. Das wird Orcel nicht beruhigt haben.

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