Nach Ansicht von UBS-Chef Sergio Ermotti wird der hiesige Finanzplatz noch erheblich schrumpfen. «Die Schweiz war politisch nicht stark genug, um ihre Position zu verteidigen», sagt der Bankmanager.

Überraschend klar Worte findet UBS-Chef Sergio Ermotti (Bild) mit Blick auf die Zukunft des Schweizer Finanzplatzes. Bis zu 30 Prozent der Schweizer Banken würden in den nächsten Jahren ihre Eigenständigkeit verlieren, sagt er in einem Interview mit dem «Sonntagsblick» von diesem Wochenende. Das wären bis zu 80 Finanzinstitute.

Mit dieser Aussage kontert Ermotti frühere Studien der Schweizerischen Bankiervereinigung, die für den hiesigen Finanzplatz eine wesentlich bessere Zukunft in Aussicht stellt. «Ich sehe das leider etwas anders», sagt der UBS-Konzernchef unmissverständlich.

Schweiz wird überholt

«Wir haben in den letzten fünf Jahren mehr negative Trends erlebt als in den 20 Jahren zuvor. Wir hatten einen Gift-Cocktail mit starkem Franken, tiefen Zinsen, geringem Risikoappetit und der Krise in Europa. Wachstum und Wertschöpfung werden ausserhalb von Europa geschaffen, in Asien, Lateinamerika oder in den USA», sagt Ermotti. Singapur und Hongkong würden viel schneller wachsen.

«In einigen Jahren», so der UBS-CEO weiter, «werden sie die Schweiz überholen. Die Schweiz war politisch nicht stark genug, um ihre Position zu verteidigen. Die konkurrierenden Finanzplätze haben das erkannt und Profit daraus geschlagen.»

Inakzeptable Beleidigungen

Die UBS könne indessen der weiteren Entwicklung aus einer Position der Stärke entgegen sehen. Denn: «Wir sind in allen Wachstumsmärkten dabei. In Asien sind wir die Nummer eins. Die kleineren und mittelgrossen Banken haben diese globale Präsenz nicht. Für sie wird es schwieriger», bringt es Ermotti auf den Punkt.

Hart ins Gericht geht der Tessiner Bankmanager einmal mehr auch mit all jenen, die auf die Schweizer Banken einschlagen. «Mühe habe ich, wenn Leute, die von den Sachverhalten keine Ahnung haben, uns angreifen und populistisch drauflosschlagen mit inakzeptablen Beleidigungen», sagt Ermotti.

99,9 Prozent der Mitarbeiter sind ehrlich

Ihn persönlich treffe das nicht, er habe eine dicke Haut, versichert der UBS-Chef. Es sei jedoch unfair gegenüber den 20'000 Mitarbeitern in der Schweiz. 99,9 Prozent von ihnen würden nämlich ehrliche, harte Arbeit leisten und wollten nur das Beste für ihre Kunden.

Ermotti nimmt auch Stellung zu einer kürzlich veröffentlichten Studie von Professor Ernst Fehr, wonach in den Banken Betrug gefördert werde. Fehr leitet an der Universität Zürich ein von der UBS finanziertes Institut.

Professor Ernst Fehr ist unabhängig

«Die Studie», sagt Ermotti, sei eine gute Antwort auf alle Kritiker, die glaubten, Professor Fehr folge Instruktionen der UBS. Die Studie beweise aber, dass Professor Fehr unabhängig sei.

«Wir überlegen uns, wie wir seine Erkenntnisse umsetzen können. Einige der Ideen sind gut. Aber nochmals: Ich bin überzeugt, dass die grosse Mehrheit der Bankangestellten hart arbeitende und integre Personen sind. Ich bin mir auch nicht sicher, ob man – wie es die Studie gemacht hat – aus einer Gruppe von 200 auf alle Bankangestellten schliessen kann.»

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