Der Chef der UBS-Investmentbank hat in seiner britischen Einheit eine permanente Baustelle. Jetzt wird er dort auch Länderchef.

Andrea Orcel hat seit seinem Antritt in der UBS-Investmentbank – zuerst als Co-Chef, ab 2013 dann als Alleinherrscher – zwar den Wandel der Einheit zur klassischen Beratungsbank vorangetrieben. Er hat Dutzende von Investmentbankern von der Konkurrenz zur UBS gelotst, die Anzahl Kunden erhöht und die Beratungseinnahmen um rund ein Fünftel erhöht. Aber es das genügt dem 51-Jährigen Top-Banker nicht.

Orcel will gewinnen, das trichtert er seinen Mitarbeitern ein. Und diese Gewinnermentalität will er auch bei ihnen sehen. Denn in London, dem Hauptsitz der UBS-Investmentbank, lief es dieses Jahr nicht nur nach dem Gusto des Maestro.

Selber nach dem Rechten sehen

Das Einimpfen der Performance-Mentalität hatte bei seinen Mitarbeitern in London teilweise den gegenteiligen Effekt: Über ein Dutzend Teamchefs gingen im laufenden Jahr von Bord, wie finews.ch berichtete. Die meisten dieser hoch erfahrenen Spezialisten stammten noch von der SG Warburg, die 1995 vom Schweizerischen Bankverein übernommen worden war.

Auch mit seinem Statthalter in London, William Vereker, soll es Konflikte gegeben haben. Vereker habe die von Orcel geforderten Ergebnisse nicht schnell genug geliefert, hiess es gerüchteweise in der City.

Orcel wird nun offenbar vermehrt selber nach dem Rechten sehen: Der italienisch-amerikanische Doppelbürger wird nun auch CEO der UBS Grossbritannien. Die Ernennung hatte UBS-CEO Sergio Ermotti in einem Memo an die Mitarbeiter mitgeteilt, wie die Nachrichtenagentur Reuters schrieb. Zudem wurde mit David Soanes ein neuer Grossbritannien-Chef der Investmentbank ernannt.

Vormaliger Chef ging nach einem Jahr

Die Ernennungen folgen Monate nach dem Abgang von Mark Yallop, der nur wenig länger als ein Jahr bei der UBS als britischer Länderchef tätig gewesen war. Yallop ist nun bei der Bank of England im Board der Prudential Regulation Authority.

Orcels Ernennung zum CEO UBS Grossbritannien steht auch im Zusammenhang mit regulatorischen Anforderungen dieser Behörde. Aber von Orcel weiss man, dass ihm Titel und Machtfülle wichtig sind. Hatte doch ein Gerangel um die Spitze der Investmentbank bei Bank of America / Merrill Lynch ihn bewogen, zur UBS zu wechseln.

Als Grossbritannien-Chef übersieht er nun auch formal einen der wichtigsten Märkte in Europa, wo sich Orcel in seinen Jahren vor der UBS einen Namen als «Deal- und Rainmaker» gemacht hatte – also als einer, der Deals einfädelte, die vor allem auch für ihn selber sehr lukrativ gewesen waren.

Mitarbeiter sollen «paranoid» sein

Ein Powerhaus aus «Deal- und Rainmakern» will Orcel auch aus der UBS-Investmentbank schmieden und gleichzeitig eine Unternehmenskultur aufbauen, in der teure Fehltritte von Mitarbeitern nicht mehr vorkommen.

Um das zu erreichen, verlangt Orcel von seinen Mitarbeitern alles: Ein sei rund um die Uhr und an jedem Wochentag im Dienst, mache vor Verkaufsgesprächen die Nächte durch und sei «paranoid», wenn es ums Gewinnen von Deals gehe, schrieb kürzlich die Nachrichtenagentur «Bloomberg».

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