Der Chef der Vermögensverwaltung der Royal Bank of Scotland soll offenbar vor dem Absprung stehen. Das hätte zwangsläufig auch für die zum Verkauf stehende Schweizer Tochter Coutts International weitreichende Folgen.

Rory Tapner (Bild) ist Brite. Dennoch hat er im Swiss Banking tiefe Spuren hinterlassen: Bei der Grossbank UBS gehörte er zu den Senkrechtstartern, bis er 2010 überraschend zur Royal Bank of Scotland (RBS) wechselte.

Dort übernahm er die Leitung des Wealth Managements, also die Vermögensverwaltung, zu der auch die noble Privatbank Coutts und deren Schweizer Tochter Coutts International gehört.

Coutts-Verkauf bald unter Dach?

Doch offenbar hält es Tapner auch bei der RBS nicht mehr. Wie das britische TV-Format «Sky News» am Mittwoch berichtete, soll Tapner morgen Donnerstag seinen Rücktritt bekannt geben – dies anlässlich der Bilanzkonferenz von RBS.

Der Abgang des Wealth-Management-Chefs verkompliziert die Situation für die RBS-Tochter Coutts International mit Hauptsitz in Zürich. Dieses Institut steht zum Verkauf – im Gegensatz zum Geschäft von Coutts in Grossbritannien.

Spannung ist gross

Deren Chef, Alexander Classen, der direkt an Tapner rapportiert, lotst die Bank derzeit durch eine mehrstufige Auktionsrunde. Zu den Bietern für das Institut gehören neben britischen und asiatischen Playern offenbar auch die Schweizer Banken Credit Suisse, Julius Bär sowie die schweizerisch-brasilianische J. Safra Sarasin.

Man darf gespannt sein, ob an der RBS-Konferenz morgen auch der Ausgang der Auktion verkündet wird.

Unter Tapners Oberaufsicht wurde die Schweizer Coutts International in den letzten Jahren einem eisernen Restrukturierungsprogramm unterzogen. Gegenüber der Schweizer «Handelszeitung» sagte Chef Classen 2011, er wolle aus der Bank einen «Aston Martin bauen». Bis 2015 sollten dazu die verwalteten Vermögen auf 150 Milliarden Franken ansteigen.

Insider berichteten aus jener Zeit, dass Tapner den Ausbau von Coutts International genau im Auge behielt und die Bank von London aus eng führte.

Den Stecker gezogen

Doch Tapners Wachstumsvision wurde bald wieder Makulatur. Unter Eindruck von Datenlecks bei der Schweizer Tochter und strengerer gesetzlicher Anforderungen zog das Mutterhaus RBS dem Vorhaben letztes Jahr den Stecker.

RBS-Chef Ross McEwan gab damals den Startschuss zu einen grundlegenden Umbau der Vermögensverwaltungs-Sparte von RBS. Die britische Coutts, zu deren illustrer Kundschaft auch Königin Elisabeth II sowie der Fussball-Star David Beckham gehören sollen, wurde in das Retail-Geschäft von RBS in Grossbritannien eingegliedert.

Dort steht es seither unter der Leitung von Alison Rose.

Das Auslandsgeschäft von Coutts Internationale stand damit zur Disposition – nun muss nur noch ein Käufer gefunden werden.

Zerlegung als Auslöser?

Mit der Zerlegung der Vermögensverwaltung sei auch das Standing von Tapner innerhalb der Grossbank RBS geschwunden, mutmasst «Skynews». Das sei der Grund dafür, dass der erfolgsverwöhnte Bank-Manager nun das Handtuch werfe.

Tatsächlich passt die Rückstufung bei der RBS schlecht zur Bilderbuch-Karriere des Briten. Tapner, der in den 1980er- und 1990er-Jahren Führungspositionen bei den Banken Rowe & Pitman sowie SG Warburg in London innegehabt hatte, kam mit der Übernahme jenes Hauses durch das UBS-Vorgänger-Institut Schweizerischer Bankverein (SBV) zur UBS.

Architekt der UBS-Dominanz in Asien

Dort verantwortete er von 2004 bis 2009 das aufstrebende Geschäft im Raum Asien-Pazifik – und legte damit die Basis für die heutige Dominanz der UBS als Vermögensverwalter in der Region.

Die heutige Wealth-Management-Chefin für Asien bei der UBS, Kathryn Shih, arbeitete in dieser Zeit direkt unter Tapner.

Ensprechend gut vernetzt ist der Brite im globalen Banking. Nimmt Tapner tatsächlich morgen Donnerstag seinen Abschied, muss er wohl nicht um Job-Angebote besorgt sein.

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