Ende Juni tritt der Amerikaner vom Chefposten der Credit Suisse zurück. Vorher kommt er nun noch zu einigen überraschenden Einsichten.

Bereit Ende nächsten Monats übergibt Credit-Suisse-Chef Brady Dougan (Bild) den Stab an seinen Nachfolger Tidjane Thiam. Damit ist es an der Zeit für ihn, Résumé zu ziehen über die acht Jahre an der Spitze der zweiten Schweizer Grossbank.

Genau das tat er in einem am Mittwoch in der Zeitung «Finanz und Wirtschaft» erschienenen Interview – und kam dabei zu überraschenden Einsichten. So zeigte er nun einen Anflug von Reue, nie Deutsch – geschweige den Schweizerdeutsch – gelernt zu haben. Ein Manko, das ihm immer wieder zum Vorwurf gemacht wurde und den bankintern wahrgenommenen Graben zwischen «Amerikanern» und «Schweizern» wohl noch zementierte.

Das Sprachtalent

«Ich spreche zwar etwas Französisch und auch Japanisch und hielt mich deshalb für sprachtalentiert», so der 55-Jährige Top-Banker gegenüber dem Wirtschaftsblatt. Vor allem aber sei er einfach zu beschäftigt gewesen, um auch noch Deutsch zu lernen.

Zum Beispiel damit, seine Bank ohne Staatshilfe durch die Finanzkrise zu bringen. Ein unbestrittenes Verdienst, das er auch in der Vergangenheit immer wieder gerne herausgestrichen hatte. Nun reklamierte Dougan für sich, zumindest damit «schweizerisch» gehandelt zu haben.

Zu wenig Anerkennung

«Man führt ein Unternehmen konservativ, sodass man auf niemanden angewiesen ist, schon gar nicht auf den Steuerzahler», so Dougan. So führe auch die CS ihr Geschäft, so der noch-CEO weiter. «Und es scheint mir ein durch und durch schweizerisches Prinzip zu sein.»

Das werde heute zu wenig anerkannt, liess Dougan durchblicken. «Manche Leute denken heute nicht mehr daran, wer auf Staatskosten gerettet wurde und wer nicht.»

Kein Gieriger

Hingegen hofft er, dass ihm die Schweizer seinen 70-Millionen-Franken-Bonus von einst verzeihen mögen – und dass er nicht zu einer Ikone der Gier werde. «Ich hoffe wirklich nicht, dass ich in der Schweiz dieses Image habe», so Dougan.

Schliesslich habe er, Dougan, seinen Antrieb immer aus dem Pflichtgefühl und der Loyalität zu seiner Bank und deren Kunden geschöpft.

Was ihn in Zukunft antreiben wird, dazu hielt sich Dougan – hier wieder ganz der Teflon-Manager – bedeckt. «Acht Jahre CEO bei einer kotierten Grossbank sind eine lange Zeit. Ich vermute, dass ich danach etwas ganz anderes machen werde», so Dougan. «Ich denke aber, es wäre falsch, wenn ich bereits jetzt Zeit dafür verwenden würde, persönliche Ziele anzuvisieren.»

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