Die Glarner Kantonalbank gibt sich gern als die digitalste Bank der Schweiz aus. Deren Chef, Hanspeter Rhyner, sagt im Interview mit finews.ch, dass die Automation intern nicht nur Freunde gefunden und er in Sachen Social Media noch Aufholpotenzial habe.


Herr Rhyner, die Glarner Kantonalbank wurde von finews.ch als die digitalste Bank der Schweiz bezeichnet. Wann haben Sie entschieden, die digitale Schiene zu fahren?

Das war vor rund fünf Jahren. Teure Absicherungsgeschäfte und zunehmende Konkurrenz liessen die Margen in unserem wichtigsten Bereich, dem Hypothekargeschäft, bedrohlich schwinden. Wir mussten unsere operativen Prozesse effizienter gestalten. Und daraus entstand dann der Hypomat. Seit der Einführung des Hypomats 2012 konnten wir Abschlüsse in der Höhe von etwas mehr als 500 Millionen Franken verbuchen.

Und wer hat den Hypomat erfunden?

Die Grundidee kam von Marcel Stauch, der früher die Abwicklung des Kreditgeschäfts verantwortete – intern nennen wir ihn deshalb «Mr. Hypomat». Mittlerweile haben wir diverse Digitalspezialisten an Bord geholt. Entwickelt wurden der Hypomat wie auch die anderen drei Online-Produkte inhouse, und das Know-how bleibt auch in der Bank.

Mittlerweile hat die Glarner Kantonalbank den Hypomat, Kontomat, Risikomat und seit kurzem den Investomat. Wann kommt der nächste Automat?

Primär geht es nun darum, diese Angebote zu konsolidieren und weiter zu optimieren. Der Investomat ist ja erst seit Ende Januar auf dem Markt. Die Kundenreaktionen sind sehr positiv. Den Vergleich mit Konkurrenzprodukten im In- und Ausland braucht er nicht zu scheuen.

«Manche Kundenberater empfanden die Online-Produkte als Konkurrenz»

Hat die digitalste Bank der Schweiz denn keine weiteren Pfeiler im Köcher?

Doch, doch, parallel zur Weiterentwicklung der bestehenden Produktpalette verfolgen wir weitere Projekte.

Und was wäre das genau?

Dazu kann ich noch nichts sagen.

Wie reagieren ihre Mitarbeiter auf die Automatisierung im Geschäft?

In der Tat haben manche Kundenberater die vier Online-Produkte teilweise als Konkurrenz empfunden. Man muss in Kauf nehmen, dass ein Kunde die Beratung beim Kundenberater holt, die Hypothek aber online abschliesst. Insofern gibt es einen Kannibalisierungseffekt. Den muss man zulassen, sonst erstickt jede Innovation bereits im Keim.

Wie viele Mitarbeiter müssen denn wegen der Automatisierung des Bankgeschäfts über die Klinge springen?

Im klassischen Schaltergeschäft wird es weniger Personal brauchen. Aber im Beratungsgeschäft kann ich mir sogar einen Ausbau der Kapazitäten vorstellen. Ich sage meinen Leuten immer, dass sie mit ihrer persönlichen Beratung für den Kunden einen Mehrwert schaffen. Und dieser Mehrwert ist die Differenz zwischen dem Preis für einen Online-Abschluss und jenem für einen klassischen Abschluss.

«Die Jobprofile verändern sich»

Hinzu kommt: Kunden, die erstmals eine Hypothek abschliessen, wünschen meistens eine persönliche Beratung. Anders sieht es bei der Ablösung einer bestehenden Hypothek aus.

Aber auch das wird sich in Zukunft ändern...

Das bringt die Automatisierung in jeder Branche mit sich, wobei es nicht zwingend weniger Leute braucht. Vielmehr ändern sich die Jobprofile. Hinzu kommt: Besonders in der Anlageberatung spielt das Vertrauen eine zentrale Rolle. Ich muss von meinem Kundenberater überzeugt sein, sonst fliesst kein Geld.

Aber das spricht doch gegen das Investomat-Angebot, das praktisch ohne physischen Kundenkontakt auskommt.

Der Investomat spricht primär online-affine Kunden im leicht gehobenen Kundensegment an. Der minimale Anlagebetrag beginnt aber bereits bei 5'000 Franken. Selbstverständlich kann man auch 5 Millionen Franken oder mehr platzieren.

«Wir öffnen die Social-Media-Kanäle für unsere Mitarbeiter»

Wie digital ist die Glarner Kantonalbank intern?

Das ist eine gute Frage, denn man kann nicht Digitalisierung predigen und sich gleichzeitig diesem Trend verschliessen. Bankintern haben unsere Mitarbeiter Zugriff auf alle Social-Media-Kanäle wie Twitter, Facebook etc. Im Moment zwar noch zeitlich begrenzt. Doch wir sind daran, diese Kanäle ohne zeitliche Restriktionen zu öffnen.

Und Sie persönlich?

Was ich verbessern will, sind meine Twitter- und Facebook-Aktivitäten. Unser Leiter Multichanel hat eine Diplomarbeit über den Digitalisierungsgrad der Kantonalbanken-CEO verfasst. Ich habe ihm bei der Vermittlung der Interviews geholfen. Und ich bin stolz, sagen zu dürfen, dass ich hierzulande zu den digitalsten Kantonalbanken-CEO gehöre.

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