Die VP Bank muss wachsen und digitaler werden. Dafür nimmt CEO Alfred Moeckli auch höhere Kosten in Kauf, wie er im Interview mit finews.ch erklärt. Er will vor allem in Kundenberater investieren.

Herr Moeckli, die VP Bank verwaltet rund 35 Milliarden Franken Kundengelder. Zu viel zum Sterben, zu wenig zum Leben. Woher soll das zusätzliche Wachstum kommen?

Ich sehe das nicht ganz so. Wir sind grundsätzlich profitabel unterwegs und haben genug Kapital für weitere Investitionen. In Zukunft werden wir weiterhin Akquisitionen tätigen, und zwar in der Grössenordnung von 5 bis 15 Milliarden Franken an Kundengeldern.

Und wo konkret werden Sie zukaufen?

In Luxemburg, Schweiz und Liechtenstein.

Asien ist kein Thema?

Dort wird es mehr über organisches Wachstum laufen. Denn die Preise in Asien sind derzeit für Akquisitionen für uns zu hoch.

Wie gross ist denn die «Kriegskasse» der VP Bank?

Der Regulator schreibt uns ein Tier-1 von 13 Prozent vor. Aktuell liegen wir bei knapp 22 Prozent. Theoretisch stünden somit 270 Millionen Franken für Übernahmen zur Verfügung.

«Werden mehr Frontmitarbeiter einstellen»

Sie erlauben sich mittelfristig eine Erhöhung der Cost-Income-Ratio um 5 auf 70 Prozent. Das heisst, sie investieren für mehr Wachstum. Werden Sie mehr Mitarbeiter einstellen?

Ja, und zwar Frontmitarbeiter. Das Verhältnis zwischen Front- und Backoffice-Mitarbeitern muss sich zugunsten der Front bewegen.

Das heisst Backoffice-Stellen abbauen und Jobs an der Front aufbauen?

Nein, es werden keine Backoffice-Stellen abgebaut. Wir sind in diesem Bereich bereits recht effizient unterwegs. Aber wir haben zu wenig Verkaufsmitarbeiter. Das beste Auto im Angebot zu haben bringt schliesslich nichts, wenn es niemand verkauft.

Wie viele Frontleute wollen Sie denn neu engagieren?

Aktuell sind rund 150 der insgesamt 750 Mitarbeiter direkt an der Front tätig. In den kommenden Jahren wollen wird gut 30 bis 40 Mitarbeiter für den Kundenkontakt zusätzlich einstellen.

In der Präsentation zu den Halbjahreszahlen steht, Sie wollen die Mitarbeiter zu mehr Leistung anspornen. Was heisst das konkret?

Wir werden für die Kader- und Kundenberater künftig die variablen Vergütungen zulasten des Fixums erhöhen. Das bedeutet aber nicht, dass wir nun Riesenboni ausschütten werden. Topleistungen müssen jedoch gebührend und zeitgemäss entschädigt werden. Die VP Bank zeigte sich bisher aus historischen Gründen gegenüber einer Bonuskultur tendenziell eher verschlossen.

«Eine Spritze positive Energie»

Wo sehen Sie denn das neue Verhältnis zwischen Bonus und Fixum?

Heute gibt es über die Gesamtbank gesehen ein 95 Prozent Fixum und zu 5 Prozent eine variable Komponente. Im Konkurrenzvergleich ist das sehr tief. Diese kennt durchschnittliche Zahlen von 10 Prozent für die Gesamtbank, gegen 40 Prozent für die mittlere Stufe und noch deutlich mehr für das oberste Kader. Wir wollen in etwa auch dahin.

Die VP Bank will sich neu als Toparbeitgeber positionieren. Sind sie heute nur Mittelmass?

Die VP Bank war über viele Jahre eine sehr innovative, moderne und frische Bank. Entsprechend attraktiv war sie als Arbeitgeberin. Seit etwa 2008 lag der Fokus auf dem sich stark veränderten Umfeld und es wurde mehr reagiert als agiert. Dies soll sich wieder ändern. Deshalb braucht es nun eine Spritze positive Energie.

Weiter sind aus der Präsentation zum Thema «Kultur» Begriffe wie mehr Mut, mehr Dynamik, mehr Fehlerkultur zu entnehmen. Herrscht eine Angstkultur innerhalb der VP Bank?

Es gibt eine Tendenz, Entscheidungen dem Vorgesetzten zu überlassen. Outgoing erfordert Mut, und davon brauchen wir mehr. Es geht hier nicht darum, grosse Investmentrisiken zu delegieren, sondern vielmehr um Entscheidungen auf tiefer operationeller Ebene.

Wie reagierten ihre Mitarbeiter auf diesen Kulturwandel?

Ich bin nun rund zweieinhalb Jahre als CEO tätig. Und ich spüre diesbezüglich eine Veränderung bei den Mitarbeitern. Sie sind stolzer, selbstsicherer und wollen anpacken. Wir werden auch eine Mitarbeiterbefragung im Herbst durchführen, um ihnen den Puls zu fühlen.

«Kundenbeziehung soll digitaler werden»

Die Digitalisierung des Bankgeschäfts ist in aller Munde. Was ist diesbezüglich von der VP Bank zu erwarten?

Ich komme ja aus der Online-Banking-Welt. Insofern können Sie davon ausgehen, dass wir mit innovativen Tools aufwarten werden. Wir werden dafür auch Geld in die Hand nehmen.

Und in welche Richtung geht ihre Digitalisierungsstrategie?

Viel kann und will ich nicht verraten, aber es geht in die Richtung Digitalisierung der Interaktion zwischen Kundenberater und Kunde. Die Kommunikation wird auch über mobile Geräte stattfinden und auch ausserhalb der regulären Arbeitszeiten.

Wann ist mit einer Lancierung solcher digitalen Dienstleistungen zu rechnen?

Das sind Projekte, die sich über einen längeren Zeitraum erstrecken.


 

Alfred W. Moeckli (Bild) ist seit 2013 CEO bei der in Vaduz ansässigen VP Bank. Zuvor war er während drei Jahren CEO bei der bank zweiplus ag. Von 1999 bis 2002 war Moeckli auch Chef der Swissquote Bank und gründete zwei Jahre später die Trading-Plattform Tradejet, welche von der Swissquote Bank 2010 übernommen wurde.

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