Die Wahrscheinlichkeit, dass die Schweiz die UBS erneut retten müsse, erachtet UBS-Chef Sergio Ermotti als gering. Eher sieht er seine Bank selber als Retterin anderer Institute.

Vor sieben Jahren musste die grösste Bank der Schweiz vom Staat respektive mit Steuergeldern gerettet werden. Inzwischen hält es der heutige UBS-Chef Sergio Ermotti (Bild) für möglich, dass die Grossbank selber andere Institute vor dem Kollaps retten könnte. 

«Ich hoffe zwar, der Fall tritt nie ein, aber wer sagt uns, dass nicht vielleicht die UBS der Retter für andere Banken sein kann und nicht der Staat?», sagt er in einem Interview mit der «Finanz und Wirtschaft» (Mittwochausgabe).

Seitenhieb auf die Kantonalbanken

In diesem Zusammenhang verweist Ermotti auf die grössten Risiken der Schweiz, die gemäss Rücksprache mit seinem Risikochef Philip J. Lofts bei Schweizer Hypotheken und Krediten an kleine Unternehmen lägen. Mit anderen Worten: Gewisse Banken, die überwiegend in diesen Geschäften tätig sind, könnten in ihrer Existenz gefährdet sein.

Ermotti, stört sich offenbar auch an der Wahrnehmung der Kantonalbanken in der Öffentlichkeit. «Mit der Tatsache, dass viele Banken mit systemrelevanten Funktionen schon heute von den Kantonen garantiert werden, scheint niemand ein Problem zu haben.»

Damit spielt Ermotti auf die hitzige Debatte rund um die «Too-big-too-fail-Problematik» an.

Leverage Ratio greift zu kurz

Tatsächlich wollen Politik und Regulatoren sicherstellen, dass die Schweiz nie mehr eine Grossbank vor der Pleite retten muss, wie es im herbst 2008 bei der UBS der Fall war. Um dem vorzubeugen, drängen sie auf eine Erhöhung der ungewichteten Kapitalquote, der so genannten Leverage Ratio.

Hierzulande kann eine systemrelevante Bank mit 3,1 Prozent Eigenkapital arbeiten. In den USA werden hingegen bis zu 6 Prozent verlangt und in Grossbritannien ist von 4 bis 5 Prozent die Rede. Doch die einseitige Fokussierung auf diese Kapitalquote hält Ermotti für ungenügend.

«Wer nur die Leverage Ratio heranzieht, kennt die Details nicht und hat keine fünf Minuten in einer richtigen Bank gearbeitet», sagt der UBS-CEO.

Stattdessen fordert er, auch länderspezifische Faktoren einzubeziehen. «Das Minimum in der Schweiz sind 4,2 Prozent, wenn man versucht, international zu vergleichen», sagt Ermotti.

Ad absurdum geführt

Laut Ermotti werde überdies verkannt, dass die Banken heute acht- bis zehnmal mehr Kapital aufweisen als noch 2008. Dabei sei die UBS risikogewichtet die bestkapitalisierte Bank in ihrer Vergleichsgruppe.

Der Umbau der UBS in eine Holding mit diversen Ländergesellschaften mit separaten Kapitalausstattungen mache es unwahrscheinlich, dass der Staat jemals wieder einspringen muss.

Eine 100-prozentige Sicherheit gebe es aber nicht, so Ermotti. «Man kann dieses Thema ad absurdum führen, wenn man glaubt, dass jedes Risiko eliminiert werden kann.»

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