Im internationalen Vergleich kosten Schweizer Finanzinstitute weniger als Geldhäuser im Ausland. Ausserdem zahlen kleinere Banken bei Transaktionen mehr, weil sie unter Zugzwang sind.

Trotz einiger spektakulärer Transaktionen war 2015 in der Schweiz ein verhaltenes Jahr in Sachen Fusionen und Übernahmen (Mergers & Acquisitions, M&A), wie der Report «Wealth Management Deal Tracker» (kostenpflichtig) der britischen Research Firma Scorpio Partnership zeigt.

Gemäss dem Bericht kam es im vergangenen Jahr zu sechs bedeutenden Übernahmen, bei denen insgesamt 46,9 Milliarden Franken an verwalteten Kundengeldern den Besitzer wechselten. Was gegenüber dem Wert des Vorjahres: 138 Milliarden Franken) einem deutlichen Rückgang gleichkommt.

US-Steuerstreit trübte die Stimmung

Einiges deutet darauf hin, dass die gefürchteten Bussen im Steuerstreit mit den USA die M&A-Aktivitäten gedrosselt haben.

Die grösste Transaktion 2015 war die Übernahme von Coutts International durch die Union Bancaire Privée, wo rund 30 Milliarden Franken an Depots den Besitzer wechselten. Signifikant war auch der Aufkauf der Royal Bank of Canada (Schweiz) durch die Bank Syz mit einem Volumen von rund 10 Milliarden Franken an Assets under Management (AuM). Last but not least sorgte zum Jahresanfang vor allem die Notenstein Privatbank für Schlagzeilen, als sie die Basler Privatbank La Roche mit 6 Milliarden Franken Kundengeldern erwarb.

Schatten der Vergangenheit

Interessant ist bei diesen Deals, dass in der Schweiz deutlich tiefere Preise bezahlt wurden, als im internationalen Durchschnitt. Während im globalen Kontext bei Transaktionen im Schnitt 2,14 Prozent für die erworbenen Vermögen bezahlt wurden, lag dieser Wert in der Schweiz zwischen 1 und 2 Prozent.

Auch das ein Indiz dafür, dass Schweizer Banken weniger attraktiv sind, solange die Vergangenheit des ungezügelten Offshore-Banking sie noch belastet.

Kleine Banken mussten mehr bezahlen

Laut dem Report von Scorpio Partnership zahlten kleinere Institute bei ihren Übernahmen mehr als grössere Banken. Der Grund: Die kleineren Geldhäuser bekommen den Strukturwandel (steigende Kosten, schärferer Wettbewerb, zunehmende Regulation, schrumpfende Margen) stärker zu spüren als grosse Häuser und befinden sich daher stärker unter Zugzwang, mit einer Akquisition die kritische Grösse zu halten oder zu erreichen.

Kleinere Deals im vergangenen Jahr waren unter anderem: Die Bank Vontobel kaufte die Finter Bank mit 1,6 Milliarden Franken an Kundenvermögen; Julius Bär erwarb den Vermögensverwalter Fransand Gestion mit 1,3 Milliarden Franken an AuM; die Hyposwiss Private Bank Geneva übernahm die IDB (Swiss) mit 1,35 Milliarden Franken.

Im Ausland tätigten die Schweizer Finanzinstitute insgesamt zehn Transaktionen.

Am meisten Deals seit der Finanzkrise

Weltweit eruierte der Report insgesamt 124 M&A-Transaktionen im Privatbanken-Bereich (Vermögensverwaltung). Das ist der höchste Wert seit acht Jahren, also seit dem Ausbruch der Finanzkrise. Alle dieses Deals umfassten 408 Milliarden Dollar an Kundenvermögen gegenüber 461,4 Milliarden Dollar im Jahr zuvor. Das bezahlte «Multiple» stieg von 2,06 Prozent im Jahr 2014 auf 2,14 Prozent im vergangenen Jahr.

Am meisten Deals gab es in Grossbritannien (51), gefolgt von den USA (41); in Asien registrierte man deren 16 sowie in Europa (ohne die Schweiz und Grossbritannien) noch 8.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.52%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.53%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.22%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.12%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.61%
pixel