Der Amerikaner Bob Foresman hat vor allem eines: Erfahrung als Banker in Russland. Nun übernimmt er eine hohe Position in der UBS Investmentbank. Andrea Orcels Erwartungen sind klar.

Bob Foresman hat über 18 seiner 23 Berufsjahre in Russland und in der Ukraine gelebt. Nun stösst er in New York zur UBS Investmentbank, wo er ab dem kommenden 3. Oktober im Range eines Vice Chairman tätig sein wird.

Dies hat sein künftiger Chef Andrea Orcel am (gestrigen) Mittwoch in einem finews.ch vorliegenden Schreiben an seine Mitarbeiter angekündigt.

Eine strategische Rolle

Die Rekrutierung und Ernennung Foresmans ist in mancher Hinsicht bemerkenswert. Denn als Vice Chairman wird er hinter Orcel eine Art Nummer zwei in der UBS Investmentbank sein. Das heisst nicht, dass der 48-Jährige Amerikaner operative Aufgaben von Orcel übernehmen, hingegen aber direkt an ihn rapportieren wird.

Vielmehr sei seine Rolle eine strategische, so Orcel in dem Memo. Er solle sich aktiv in die Vertiefung von Kunden- und Geschäftsbeziehungen quer durch die Investmentbank einbringen. Mit anderen Worten: Foresmans Wert für die UBS sind seine Erfahrung und Beziehungen.

Versteht das Spiel mit der Macht

Orcel gerät in der Beschreibung von Foresmans Qualitäten geradezu ins Schwärmen: Der Mann verfüge über ein hervorragendes Beziehungsnetz, ein politisches und geopolitisches Verständnis sowie über grosse strategische Erfahrung.

Tatsächlich ist Foresman einer, der das «Powerplay» beherrscht. Er hat Verbindungen in den inneren Machtzirkel von Russlands Präsident Wladimir Putin wie zu amerikanischen Spitzenpolitikern, wie dem früheren Aussenminister Colin Powell.

Eine russische Angelegenheit

Als eine Art Lebensziel hat er sich der Verbesserung der russisch-amerikanischen Beziehungen verschrieben. In der Nichtregierungsorganisation East West Institute ist Foresman Boardmitglied.

Foresmans Verpflichtung ist auch insofern bemerkenswert, als dass seine gesamte Erfahrung als Banker eine russische Angelegenheit ist. Bis Januar 2016 war er sechs Jahre lang Russlandchef der britischen Barclays Bank gewesen. Sein Abgang erfolgte allerdings unfreiwillig – Barclays beschloss, diesen Markt aufzugeben.

Unfreiwilliger Abgang

Vor Barclays arbeitete Foresman als Vice-Chairman bei der in Moskau ansässigen und auf Schwellenländer spezialisierten Investmentbank Renaissance Capital.

Noch frühere Stationen waren Dresdner Kleinwort Wasserstein und INB Barings, jeweils in leitender Position für Russland und die ehemaligen Staaten der Sowjetunion.

Türöffner für neue Geschäfte

Orcel lässt keine Zweifel aufkommen: Die UBS will von Foresmans Kenntnissen im russischen Markt profitieren. Er soll mit dem lokalen Management zusammenarbeiten.

Mit anderen Worten: Foresman soll der Türöffner für neue Geschäfte im russischen Markt sein, dort als «Big Guy» auftreten und seine Beziehungen spielen lassen, wo andere UBS-Banker nicht mehr weiterkommen.

Die Erwartungen an Foresman gehen jedoch noch weiter. Es ist offenbar Orcels erklärtes Ziel, das Silodenken in der UBS Investmentbank auszumerzen, wie er seine Mitarbeiter weiter wissen liess.

Konvergenz fördern

Dafür hat der Chairma diesen Sommer bereits einige Wechsel im Management vorgenommen, wie finews.ch berichtete. Orcel folgt dabei seiner Überzeugung, dass die Investmentbank mit homogenen Strukturen bessere Resultate liefern kann, als wenn jeder, auf seinen Bonus bedachten Banker sein eigenes Süppchen kocht.

Foresman sei mit seiner vielfältigen Erfahrung dafür prädestiniert, Konvergenz innerhalb der Investmentbank zu fördern, so Orcel.

Mann mit einer Mission

Das sind enrom viele Vorschusslorbeeren und hohe Erwartungen an einen Banker, der sich bislang praktisch ausschliesslich im relativen Abseits des als schwierig geltenden russischen Marktes bewegt hat.

Der fünffache Vater tat dies aber stets unter einer Mission: Foresman wuchs im Kalten Krieg auf und als er den Atomkrieg-Spielfilm «The Day After» gesehen hatte, entschied er sich, «dagegen etwas zu tun», wie er vergangenes Jahr vor Studenten in Florida erklärte.

Protestsongs von Bob Dylan

Foresman studierte an der Bucknell University Internationale Beziehungen und Russisch, 1989 verbrachte er ein Semester am Energie Institut in Moskau. Sein Engagement als Brückenbauer hat bis heute angehalten.

In der russischen Haupstadt machte er sich nicht nur einen Namen als Banker und Mann mit hohen Beziehungen. Foresman war auch im Kulturtransfer aktiv: So spielte er hin und wieder vor russischen Freunden alte Songs von Bob Dylan; mit Gitarre und Mundharmonika, genauso wie der US-Protestsänger und Bürgerrechtsaktivist.

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