Die Finanzierungs-Plattform Loanboox wird nach eigenen Angaben von Kunden überrannt. Das bestärkt das Zürcher Fintech, seine Unabhängigkeit zu wahren, wie finews.ch erfahren hat.

Kooperation statt Disruption – so laute künftig der Slogan in der Schweizer Fintech-Szene, schrieb finews.ch jüngst mit Blick auf das Jahr 2017. Statt den angestammten Finanzplayern das Geschäft streitig zu machen, würden sich Jungfirmen nun zunehmend in deren Arme retten.

Loanboox wäre da die Ausnahme, welche die Regel bestätigt. Das Zürcher Fintech hat sich letzten September an den Start begeben, um das Brokerage für Finanzierungen der Öffentlichen Hand in der Schweiz zu digitalisieren.

Mit der digitalen Abwicklung verspricht Loanboox, den Ausschreibungsprozess für die Kreditnehmer um 90 Prozent zu verkürzen; im gleichen Mass sollen auch Gebühren gespart werden. Den Kapitalgebern wiederum bietet die Plattform einen kostenlosen Zugang zu Kreditnehmern in der Schweiz.

«Wir werden vom Erfolg überrollt»

Das Angebot zieht. Innerhalb der letzten vier Monate seit der offiziellen Lancierung von Loanboox sei das Volumen der über die Plattform angefragten Finanzierungen auf 1 Milliarde Franken gewachsen, sagt Stefan Mühlemann, Gründer und Chef des Startup. Und stellt verwundert fest: «Wir werden gegenwärtig etwas von unserem Erfolg überrollt.»

Harte Kennzahlen sind in der aufstrebenden Lending-Szene, in der sich Firmen wie Cashare, CreditGate24, Creditworld, Swisspeers und Lend tummeln, notorisch schwer zu finden. Dennoch ist man angesichts des Blitzstarts von Loanboox versucht, Mühlemann recht zu geben.

Personal gesucht

Dabei kann das Jungunternehmen auf den Vorteil der «big tickets» zählen. Laut Mühlemann schwankt die Grösse der einzelnen Finanzierungen auf der Plattform zwischen 500'000 und 100 Millionen Franken. Zum Vergleich: Laut dem Schweizer «IFZ Retail Banking Blog» bietet die Schweizer Plattform des deutschen Crowdlending-Anbieters Lendico KMU-Kredite in der Höhe von 10’000 bis 500’000 Franken an.

Die ersten Erfolge machen Mühlemann Appetit auf mehr. «Gegenwärtig sind rund 20 Prozent der Schweizer Gebietskörperschaften an unsere Plattform angeschlossen. Wir streben einen Marktanteil von 80 Prozent an», sagt er gegenüber finews.ch. Ebenfalls suche Loanboox nach Personal. «Insbesondere Programmierer sind willkommen, aber auch erfahrene Broker», so der Chef.

Banken senken die Freigrenze

Mittlerweile meldet sich bei Loanboox offenbar auch Kundschaft, mit welche der Business-Plan gar nicht gerechnet hat. «Unternehmen kommen auf den Geschmack, ihre liquiden Mittel kurzfristig bei Loanboox anzulegen», berichtet Gründer Mühlemann. Dort würden sie zwar auch Minuszinsen zahlen. Aber doch deutlich weniger als die -0,75 Prozent bei den Banken.

Die Freigrenze, welche Banken ihren Firmenkunden für Cash-Depots setzen, sei im letzten Jahr zudem deutlich gesunken, berichtet Mühlemann von seinen Erfahrungen – von etwa 10 Millionen auf teils nur noch 1 Million Franken.

Refinanzierung per Telefon

A propos Banken: Diverse Institute haben laut Mühlemann bereits Interesse an Refinanzierungen über die Loanboox-Plattform angemeldet. Denn auch das Refinanzierungsgeschäft wird oftmals noch per Telefon abgewickelt. «Wir sehen uns nun an, ob wir dieses neue Kundensegment bedienen wollen», sagt er.

Momentan nichts wissen will Mühlemann davon, Anteile der Firma an etablierte Finanzkonzerne zu verkaufen. «Wir befürchten, dass das unsere Rolle als unabhängige Plattform schmälern könnte.»

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