Im Schweizer Fintech-Jahr 2016 zeigte sich erstmals so etwas wie Harmonie. Startups und Banken fanden zusammen, und Fintech ist jetzt ein Bestandteil der Schweizer Finanzplatz-Politik.

Es hat lange gedauert, aber im November dieses Jahres liess sich Bundesbern zum Thema Fintech doch noch vernehmen – und zwar deutlich: Bundesrat Ueli Maurer adelte Fintech, indem er die Branche zum Teil der Finanzplatz-Politik ernannte. Das Ziel: Die Schweiz soll einer der Top-Fintech-Standorte in der Welt werden.

Maurer sagte zwar bloss das, was die Finma kurz vor ihm angekündigt hatte: Die Eintrittshürden für Startups sollten sinken, indem der regulierungsfreie Raum für innovative Geschäftsideen vergrössert wird.

Die Fintech-Lizenz soll es richten: Eine Bewilligung für Unternehmen, die zwar Geldgeschäfte machen dürfen, aber deutlich weniger Regulierungsaufwand vergegenwärtigen müssen als Banken.

Neidische Blicke in bekannt Schweizerischer Manier

Bund und Behörden haben sich lange schwer getan, in der aufstrebenden Fintech-Branche eine Chance für den Wirtschaftsstandort Schweiz zu erkennen. In typisch schweizerischer Manier blickte man neidisch auf London, New York oder Singapur, wo sich das regulatorische Umfeld deutlich früher änderte und sich innert kurzer Zeit mit viel Risikokapital ausgestattete, globale Fintech-Hubs bildeten.

Dass der Schweiz die Aufholjagd gelingt, dafür sorgen zahlreiche Verbände und Vereinigungen, Accelerators und Inkubatoren, die sich alle der Fintech-Förderung verschrieben haben. Sie heissen Swiss Finance Startups, Swiss Fintech Innovation oder auch Global Fintech Association, F10 oder Kickstart Accelerator. Sie bündeln Kräfte, bieten Unterstützung, fördern Talente.

Der Aufbau eines Fintech-Öko-Systems

Auch dadurch war das Jahr 2016 gekennzeichet: Eine eigentliche Fintech-Infrastruktur hat sich etabliert; sozusagen ein Öko-System, in dem Ideen und Projekte entstehen können und Startups Hilfe erhalten.

Banken wie die UBS veranstalten Ideen-Wettbewerbe, die Börsenbetreiberin SIX schleust vielversprechende Startups in Innovations-Sprints durch ihren Inkubator, und die Postfinance veranstaltet Hackathons – es herrscht Gründer- und Aufbruchstimmung.

Auf den kollaborativen Stil umgeschwenkt

Und es hat sich ein gewisser Realismus etabliert: Fintechs, die gestartet sind, um den Banken das Fürchten beizubringen, sind auf einen kollaborativen Stil umgeschwenkt.

Teils gezwungenermassen, denn Alleingänge erfordern finanzielle Ausdauer, welche die meisten Startups nicht mitbringen können.

Slogan des Jahres: Kooperation statt Disruption

Das grosse Manko der Schweizer Fintech-Landschaft ist und bleibt das Fehlen einer Risikokapitalkultur. Weil dieses Geld immer noch die Banken haben, lautete der Fintech-Slogan in diesem Jahr: Kooperation anstatt Disruption.

So rettete sich der Robo-Advisor Truewealth in die Arme der Basellandschaftlichen Kantonalbank. Im Bereich KMU-Finanzierung bietet das Zürcher Unternehmen Advanon eine so gut funktionierende Plattform, dass sie gleich mehrere Banken nutzen.

Die Personal-Finance-Management-Lösung von Contovista findet sich inzwischen im E-Banking der Zürcher Kantonalbank, um bloss einige Beispiele zu nennen.

Marktzugang gegen Technologie

Die enge Zusammenarbeit zwischen Fintech und Banken stiftet doppelten Nutzen. Fintechs erhalten einen Marktzugang, den sie sich sonst nur mit hohem Marketingaufwand erarbeiten könnten.

Banken können den notwendigen Digitalisierungsprozess beschleunigen, und sie können ihren Kunden innovative und nutzerfreundliche Dienstleistungen anbieten, die sie sonst in zähen Prozessen selbst entwickeln müssten.

Nur die Besten werden überleben

Die Bildung engerer Kooperationen und die Einbindung von Fintech-Geschäftsmodellen in bestehende Banking-Plattformen wird sich 2017 fortsetzen.

Eine weitere absehbare Entwicklung ist ein Ausleseprozess der besten Technologien und smartesten Geschäftsmodelle. Denn im Schweizer Fintech-Universum tummeln sich in den vier Hauptbereichen Bezahlen, Kredit, Investieren und Krypowährung bereits über 180 Unternehmen – fast so viele, wie es Banken in der Schweiz gibt. Doch nur die besten werden überleben.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.51%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.97%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    27.96%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    8.96%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.61%
pixel