Wie schnell bringt der Bankensoftware-Spezialist Avaloq seine Aktien an die Börse und welche Schritte sind dafür noch zu gehen? finews.ch sprach mit Europa-Chef Dan Zilberman von Warburg Pincus.

Der Zürcher Bankensoftware-Anbieter Avaloq mit CEO und Mehrheitsaktionär Francisco Fernandez an der Spitze hat mit Warburg Pincus einen potenten Ankeraktionär an Bord geholt. Der amerikanische Private-Equity-Spezialist hält nun 35 Prozent der Avaloq-Aktien.

Damit steigt der Wert der Firma auf eine Milliarde Franken an, und Avaloq rückt einen Schritt näher an den geplanten Börsengang. Dem Deal mit Warburg Pincus ging eine dreieinhalb Jahre dauernde Liaison zwischen Avaloq und dem Private-Equity-Investor voraus, wie Fernandez letzten Dienstag offenbarte.

finews.ch sprach mit Dan Zilberman, dem Leiter Europa bei Warburg Pincus, über die weiteren Schritte von Avaloq in Richtung Börsengang.


Herr Zilberman, weshalb investiert Warburg Pincus ins europäische Banking?

Im Gegensatz zu den USA, ging die Restrukturierung der Bankenindustrie in Europa weniger schnell voran. Daher hatten wir Mühe, interessante Investitionsziele zu finden. Was derzeit in Europa passiert, stimmt uns hingegen zuversichtlich. Der Markt erholt sich, wenn auch sehr langsam, Bankfilialen werden geschlossen und die Eigenkapitaldecken der Finanzhäuser gestärkt. Das ist eine gesunde Entwicklung, aber Rom wurde nicht in einem Tag gebaut.

Wo sehen Sie in Europa interessante Opportunitäten?

Den spanischen und italienischen Bankensektor haben wir uns genauer angeschaut, konnten aber bislang keine Investitionsziele finden. Derzeit schauen wir uns in Nordeuropa um, speziell in Deutschland und Irland.

«Avaloq ist für uns ganz klar ein Türöffner für den Schweizer Markt»

Wir haben mehr in Fintech investiert als in traditionelle Banken. Denn das Banking von früher funktioniert in der heutigen Welt nicht mehr richtig. Im Middle-Office-Bereich der Banken liegt ein grosses Potenzial brach für Softwareunternehmen. Und die Notwendigkeit weitere Bankprozesse zu automatisieren und zu digitalisieren, eröffnet weitere Chancen.

Was ist speziell an der Schweiz?

Wir verfügen über ein breites Netzwerk in der Schweiz, dank unserem Mann vor Ort Jacques Aigrain, (ehemaliger CEO von Swiss Re). Doch wir waren bislang nicht sehr aktiv. Es ist ein sehr gesunder und reifer Markt mit grossen Firmen. Wir würden gerne mehr in der Schweiz machen. Der Deal mit Avaloq hilft uns hoffentlich, die eine oder andere Tür zu öffnen.

Apropos Avaloq, sind Sie bereit, Kapital zur Verfügung zu stellen, wenn nötig?

Es ist ja nicht so, dass Avaloq in Kapitalnöten stecken würde. Aber wir schauen uns immer nach Gelegenheiten um. Sollte eine interessante Akquisition für Avaloq auftauchen, stehen wir bereit.

Was muss noch geschehen, bis Avaloq fit für den Börsengang ist?

Ich glaube Avaloq wäre bereits fit für ein IPO. Allerdings ist dafür der Zeitpunkt noch nicht reif. Es gibt noch viele Wachstumsmärkte für Avaloq. Unsere Aufgabe ist es nun, die von Avaloq getätigten Investitionen zu monetarisieren, sprich mehr Umsatz zu generieren.

«Uns steht das Wasser nicht zum Hals»

Metaphorisch gesprochen: Avaloq hat ein Haus gebaut, doch es fehlt noch an Einwohnern. Unser Ziel ist es nun, dieses Haus mit Leuten zu füllen. Danach ist der Zeitpunkt für den Börsengang gekommen.

Und wann wird dies in etwa der Fall sein?

In den kommenden drei bis fünf Jahren. Uns steht das Wasser aber nicht zum Hals. Wenn es länger dauert, dann ist das auch Okay. Wir sind Langfrist-Investoren.


Dan Zilberman arbeitet seit zwölf Jahren für Warburg Pincus und ist seit letztem Jahr von London aus als Europa-Chef für das amerikanische Private-Equity-Unternehmen tätig. Seine früheren Stationen waren Evercore Capital Partners und Lehman Brothers. Er studierte internationale Beziehungen an der Tufts University und verfügt über einen MBA in Finance von der Wharton School der Universität Pennsylvania.

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