Reiche Kunden würden London der Schweiz vorziehen, meint Jamie Broderick, Wealth-Management-Chef der UBS in Grossbritannien. Deshalb sucht er nach Beratern. Ausbaupläne hat auch die CS.

Der britische Private-Banking-Markt prosperiert wie selten zuvor. Von 2014 bis bis Ende 2016 sind die betreuten Kundenvermögen um 57 Prozent auf umgerechnet über 1 Billion Franken geklettert.

Und geht es nach Jamie Broderick, Leiter Wealth Management UK der UBS, ist dies noch nicht das Ende der Fahnenstange. Für Wohlhabende habe London in den letzten Jahren stetig an Attraktivität gewonnen und sie werde auch künftig zunehmen, erklärt der UBS-Manager gegenüber der «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig).

Superreiche Kunden, sogenannte Ultra High Net Worth Individuals (UHNWI), würden London der Schweiz sogar vorziehen, so Broderick weiter.

Brexit sei Dank

Dass vermehrt Gutbetuchte bei der Stadt an der Themse an Land gehen, ist auch dem Brexit geschuldet. Nach der Annahme des Referendums zum EU-Austritt Grossbritanniens sackte das britische Pfund ab. Und dies wiederum macht den Kauf von Anlagen – vornehmlich Immobilen – für ausländische Käufer umso attraktiver.

Ohnehin werden die Folgen des Brexits nicht als Bedrohung, sondern als Chance wahrgenommen, zumindest auf lange Sicht. Dies geht aus einer kürzlich publizierten Umfrage unter den britischen Privatkunden der UBS hervor.

Demnach beurteilen drei Viertel der Befragten den Brexit langfristig als positiv. Vor diesem Hintergrund hat die grösste Schweizer Bank ihren Kundenberater-Pool in Grossbritannien im laufenden Jahr um 10 Prozent auf 225 ausgeweitet. Zusätzliche Engagements sollen laut Broderick folgen.

In die Karten spielt dem Londoner Finanzplatz auch die Aufgabe des Schweizer Bankgeheimnisses für die ausländische Kundschaft. Viele Offshore-Kunden haben ihre Vermögen deshalb auf die britische Insel verschoben.

Credit Suisse nicht bei den grössten

Auch die UBS-Rivalin Credit Suisse (CS) sieht im UK-Markt «riesige Gelegenheiten», sagt Christian Berchem, Länderchef der CS im Vereinigten Königreich, gegenüber dem Finanzblatt. Auch er sucht selektiv nach mehr Kundenberatern für den britischen Markt.  

Die CS figuriert, gemessen an den betreuten Kundenvermögen, nicht unter den zehn grössten Privatbanken in Grossbritannnien (Stand 2015). Die UBS belegt Rang vier (siehe Grafik).

UK WM 500

An Land in London ging letztes Jahr auch die Genfer Privatbank Pictet mit einer eigenen Onshore-Booking-Center, wie auch finews.ch berichtete. Der Ausbau im Wealth Management erfolge angesichts der grossen Nachfrage seitens der internationalen Klientel, erklärte Pictet damals.

Heinrich Adami, seines Zeichens Chef der britischen Einheit bei Pictet, will denn auch die Anzahl der Kundenberater um 50 Prozent auf 25 Personen erhöhen. Gleichzeitig warnt Adami aber: «Zeichnet sich ein harter Brexit ab, müssten wir unsere Ausbaupläne in London überarbeiten», sagte er der «Financial Times». 

 

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