Während Grossbanken mehrere Tausend Jobs aus London in umliegende EU-Länder auslagern wollen, bauen diverse Genfer Privatbanken ihren Personalbestand in der «City» aus. Weshalb dem so ist.

Die Schweizer Grossbank UBS spielt mit dem Gedanken, wegen des Austritts Grossbritanniens aus der EU rund 1'000 Jobs in London zu streichen. Die Credit Suisse überlegt sich, ihren Standort in der irischen Hauptstadt Dublin wegen des Brexit weiter auszubauen. Die CS war vor gut einem Jahr vor allem aus Kostenüberlegungen in die irische Hauptstadt gezogen.

Die amerikanischen Finanzhäuser Goldman Sachs und Citigroup liebäugeln mit Frankfurt und die HSBC hat den Umzug von bis zu 1’000 Händlern nach Paris in Aussicht gestellt.

Eine «einzigartige Plattform»

Keine derartigen Abbaupläne hegen hingegen die Genfer Privatbanken, allen voran Lombard Odier und Pictet. London sei eine einzigartige Plattform in Europa, welche auch den Zugang zur wohlhabenden Klientel in Asien ermögliche, sagte ein Sprecher einer nicht näher bezeichneten Genfer Privatbank gegenüber der Westschweizer Tageszeitung «Le Temps».

Entsprechend investieren bekannte Finanzhäuser aus der Calvinstadt in ihre Londoner Standorte. Pictet, der Platzhirsch auf dem Genfer Finanzplatz, erhöhte vergangenes Jahr den Personalbestand an ihrem Londoner Standort um 24 auf 307 Mitarbeitende.

Für das laufende Jahr plant die Bank einen weiteren Personalausbau in der Grössenordnung von 7 Prozent, wie ein Sprecher gegenüber dem Blatt erklärte.

Auch die Privatbank Lombard Odier, die derzeit rund 120 Private Banker in der «City» beschäftigt, plant laut dem Bericht ihren Personalbestand langfristig um 5 Prozent pro Jahr zu erhöhen.

Ein Eldorado für Privatbanken

Mirabaud hegt ebenfalls keine Verlagerungspläne. Die Wachstumsstrategie in London sei vom Brexit nicht tangiert, so ein Sprecher gegenüber «Le Temps». Für das Finanzhaus arbeiten derzeit rund 130 Private Banker in London. Auch Union Bancaire Privée und die Banque Syz verneinten Rückzugspläne aus der «City», wie dem Blatt weiter zu entnehmen ist.

Seit Jahrzehnten ist London einer der wenigen internationalen Hubs, der schwerreiche Familien aus aller Welt anzieht. Dies ist vor allem dem «non-domiciled» Steuersystem für Ausländer zu verdanken; eine Art Pendant zur Schweizer Pauschalbesteuerung.

In London haben über 50 Milliardäre ihre Zelte aufgeschlagen, so viel wie in keinem anderen europäischen Land. Zudem residieren an der Themenstadt über eine halbe Million Multimillionäre; für Privatbanken ein veritables Eldorado. 

Steuerprivileg für Reiche unter Druck

Allerdings wird dieses rund 200 Jahre alte Steuerprivileg für Reiche nun beschnitten. Ab kommenden April wird der «non-domiciled»-Status entzogen, wenn eine Person 15 von 20 Jahren auf der Insel gelebt hat. Nun gehen Befürchtungen um, dass sich die Superreichen in andere Länder absetzen könnten.

Die Genfer Banken teilen diese Befürchtungen weniger. Sie halten dem Londoner Finanzplatz die Stange und bauen ihre Präsenz in Grossbritannien gar aus. 

Nicht so die Banque Privée Edmond De Rothschild Asset Management. Sie gab Anfang Jahr bekannt, sich aus dem britischen Markt zurückzuziehen und ihre Ressourcen in den Standorten in Genf, Luxemburg und Paris zu bündeln; das Hedgefonds-Geschäft bleibt allerdings an der Themse, wie auch finews.ch berichtete.

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