Kürzlich gab die Flynt-Bank das Debüt ihrer Technologie-Plattform. finews.ch sprach mit dem CEO Stijn Vander Straeten über das Geschäftsmodell der Flynt-Bank und über die nächsten Wegmarken. 

Bei der Flynt Bank handelt es sich nicht um eine Bank im klassischen Sinne. Das von Leonteq-CEO Jan Schoch im Oktober 2014 gegründete Unternehmen bietet weder Bankprodukte noch Vermögensverwaltung an. Stattdessen hat das in Zug domizilierte Fintech-Unternehmen, das letzten Juli von der Finma die Banklizenz bekam, eine Technologie-Plattform entwickelt, die es sehr wohlhabenden Kunden und deren Beratern ermöglicht, Vermögen ganzheitlich und digital zu verwalten.   


Herr Vander Straeten, damit ihr Geschäftsmodell funktioniert, ist Flynt auf den Zugang zu den Konto- und Depotdaten bei anderen Banken, unabhängigen Vermögensverwaltern oder Family Offices angewiesen. Stossen Sie hier nicht auf Widerstand?

Selbstverständlich besteht die Möglichkeit, dass einzelne Finanzinstitute befürchten, die Schnittstelle zum Kunden zu verlieren, wenn eine Drittpartei Zugriff auf deren Konto und Depotdaten hat. Aber diese Angst ist unbegründet, da Flynt sich nicht als Konkurrent sondern vielmehr als Partner der Banken, Vermögensverwalter und Family Offices versteht. Wir bieten ja weder Produkte noch Beratung an.

Unser Ziel ist es, den Kunden mit Informationen und Werkzeugen auszustatten, dass er die volle Kontrolle über sein Gesamtvermögen hat. Unser Vorteil ist, dass unsere Zielkundschaft in der Regel über hohe und komplexe Vermögen verfügen, dies vereinfacht den Datentransfer.

Sind die Finanzdienstleister denn überhaupt technisch eingerichtet, Daten an Drittanbietern wie Flynt zu übermitteln?

Ja, die meisten Banken haben durch die Modernisierung ihrer Systeme in den letzten Jahren die nötige IT-Infrastruktur zum Austausch von Daten geschaffen. Jedoch waren es bis anhin eher institutionelle und nicht private Kunden, die Zugang zu diesen Schnittstellen verlangt haben.

Letzten Juli haben sie die Plattform ausgerollt und betreuen aktuell vier Kunden. Wieviele Kunden brauchen Sie um die Kosten zu decken?

Wir gehen heute davon aus, dass wir zwischen 200 und 300 Kunden den Break-Even erreichen. Wann es soweit sein wird, ist schwierig zu prognostizieren, da diverse Parameter eine Rolle spielen, wie beispielsweise die Expansion mit unseren Softwaremodulen in EU-Länder oder nach Asien. 

«Die Onboarding-Phase hat begonnen»

Am Anfang werden wir uns auf die Schweiz konzentrieren, die ein erhebliches Potenzial bietet.

Wie gross schätzen Sie dieses Potenzial ein und wie gehen Sie die Ultrareichen an?

Diese Persönlichkeiten können sie nur über Netzwerke ansprechen. Über die Kontakte unserer Kundenberater, wir nennen sie Ambassadoren, haben wir bereits Kontakte zu über hundert potenziellen Kunden geknüpft, die sich zu Teilen bereits in der Onboarding-Phase befinden.

Asien verzeichnet den stärksten Zuwachs an Multimillionären und mit Tze Hoe Chan hat Flynt einen gut vernetzten Vertreter aus Singapur im Verwaltungsrat. Was ist seine Aufgabe?

Tze Hoe Chan verfügt über ein breites Netzwerk in Asien und sollte es zu einer Expansion nach Asien kommen, wird er eine Schlüsselrolle spielen. Grundsätzlich streben wir an, dass auch der asiatische Kunde unsere Plattform wie sie heute aufgesetzt ist, nutzen kann. Aber das ist im Moment noch Zukunftsmusik.

Flynt wurde von Leonteq-CEO Jan Schoch gegründet und erhielt durch ihn nicht immer die beste Presse. Wie hat sich das auf Flynt ausgewirkt?

Das sehen wir anders. Unsere anvisierte Kundschaft teilt mit Flynt die Vision einer unabhängigen Infrastruktur für ihr Vermögen.

«Wir werden in Kürze eine Kapitalerhöhung durchführen»

Dass jemand wie Jan Schoch dieses unternehmerische Risiko auf sich nimmt, entsprich dem Spirit, welche auch unsere Kunden in ihren Aktivitäten täglich leben.

Für die weitere Entwicklung des Geschäfts brauchen sie Mittel und Personal. Wie sieht diesbezüglich ihr Plan aus?

Wir verdienen heute bereits Geld, aber wir sind natürlich immer noch ein Startup, das sich im Aufbau befindet. Deshalb werden wir in Kürze eine weitere Kapitalerhöhung durchführen. Zudem werden wir weitere Mitarbeiter einstellen, sowohl auf der technischen als auch auf der Kundenseite.

Was für einen Typ Berater suchen Sie denn?

Sie oder er muss zum einen gute Kontakte zu Kunden mit komplexen Vermögenstrukturen haben und offen für Neues sein. Genauso wichtig ist aber das Mittragen der Flynt-Philosophie. Wir verkaufen kein Produkt, beraten nicht, sondern bieten Kunden eine technologische Plattform an, damit sie oder ihr Vermögensverwalter das Gesamtvermögen effizient und eigenständig verwalten können.

Die Grundgebühr, um Zugang zur Flynt-Plattform zu erhalten kostete im Minimum 20'000 Franken pro Jahr. Das ist viel Geld.

Unsere Technologie schafft dem Kunden grossen Nutzen, welche diesen Preis rechtfertigen. Die Transparenz, die Flynt ihnen ermöglicht, wird ihnen helfen, die Effizienz im Management ihres Gesamtvermögens massgeblich zu steigern. Er spart nicht nur Geld, sondern auch Zeit und Nerven. Im Unterschied zu traditionellen Anbietern in der Vermögensverwaltung ist bei Flynt nicht das Vermögensvolumen der preisdefinierende Faktor, sondern die Komplexität des Vermögens.

«Die Blockchain-Technologie verfolgen wir sehr eng»

Zudem werden wir die Funktionen unseres Wealth Ecosystem Schritt für Schritt ausbauen, auch mit klassischen Bankdienstleistungen wie Zahlungsverkehr oder Wertschriftentransaktionen.

Damit treten sie eigentlich in direkte Konkurrenz zu den Family Offices.

Nein, als Konkurrenten sehen wir uns nicht, da es neben der Technologie immer noch die beratenden Aspekte eines Family Office braucht. Vielmehr ermöglicht die Plattform den Family Offices das Vermögen des Kunden besser zu verwalten, zu erklären und effizienter zu kontrollieren.

Ist die Blockchain-Technologie ein Thema bei Flynt?

Wir verfolgen die Blockchain-Technologie sehr eng. Sie ist aber im Moment für uns kein Thema. Wir sind technologisch so aufgestellt, dass wir solche Technologien sehr schnell einbinden könnten.


Stijn Vander Straeten ist seit April 2017 CEO von Flynt. Zuvor war der gebürtige Belgier für die Beratungsgesellschaft Weisshorn und in leitenden Funktionen bei EY tätig.

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