Der Robo-Advisor der Danske Bank hat einen Blitzstart hingelegt. Das sollte auch die hiesige Branche interessieren.

Sogar der internationalen Agentur «Bloomberg» war «June» einige wohlwollende Zeilen wert: So heisst der neue Robo-Advsior der Danske Bank, des grössten Geldhauses in Dänemark. Mit diesem Dienst hat das Institut nun einen Blitzstart hingelegt.

Seit der Lancierung vor gut sechs Monaten hat June nämlich bereits 11'500 Kunden gewonnen. Laut der Danske Bank sind auch zahlreiche Nutzer dabei, die vorher nicht zur Klientel des Bankhauses zählten. Das Tempo lässt aufhorchen – nicht zuletzt aus der Schweizer Perspektive.

Zähflüssiges Wachstum

Trotz grosser Ambitionen hat sich nämlich das Wachstum der Robo-Advisor zumeist als zähflüssig erwiesen, sowohl international wie auch in der Schweiz. Entsprechend halten sich die hiesigen Anbieter mit Angaben zum Geschäft nobel zurück. Laut dem Vergleichsportals Moneyland.ch zählen das VZ Vermögenszentrum mit 2 Milliarden Franken digital verwalteter Vermögen sowie die Online-Bank Swissquote mit rund 170 Millionen Franken an Kundengeldern im Dienst «ePrivate Banking» zu den grössten Anbietern.

Truewealth, der Robo-Advisor der Basellandschaftlichen Kantonalbank, verwaltet gemäss jener Aufstellung mehr als 50 Millionen Franken von Kunden. All diesen Diensten ist gemeinsam, dass sie schon seit Jahren im Rennen sind.

Die längsten Negativzinsen der Welt

Umso interessanter ist der rasche Erfolg der Dänen, gelten doch im skandinavischen Land ähnliche Grundbedingungen wie in der Schweiz. Mit 5,8 Millionen Einwohnern ist der dänische Heimmarkt klein. Zudem gelten dort ebenfalls Negativzinsen – die Zentralbank Dänemarks war 2012 die erste weltweit, die sich auf das riskante geldpolitische Experiment einliess. Wie die Schweizer verdienen die Dänen seither auf ihren Sparkonti (fast) keinen Zins mehr.

Einen Unterschied hingegen dürfte die in Skandinavien generell höhere Online-Affinität sowie die beherrschende Stellung einiger weniger Banken machen, zumal der Danske Bank. Das erklärt den Run auf June aber nur zu Teilen. Viel eher dürfte der dänische Roboter auf folgenden Gründen beim Publikum punkten:

  • Einfachheit: Laut Eigenwerbung ist June nach zehn Minuten startklar. Kunden müssen eine Risikokategorie auswählen, ein Algorithmus investiert von dort aus in eine begrenzte Anzahl Indexfonds.
  • Massentauglichkeit: June wurde von seinen Schöpfern darauf ausgelegt, das Anlegen zu «demokratisieren». Dieser Anspruch ist nicht neu, aber gerade bei Robo-Advisors stimmig. Denn das automatisierte Investieren wird für den Anbieter dann besonders wertvoll, wenn Skaleneffekte spielen.
  • Klare Positionierung: Die Anlagesumme ist nach oben auf umgerechnet knapp 160'000 Franken begrenzt, was den Robo-Advsior zu einem Ergänzungsprodukt macht. Von dort aus kann die Danske Bank die Kunden zu komplexeren Anlagelösungen führen.
  • Finanzkonzern im Hintergrund: Die Praxis hat gezeigt, dass sich Robo-Advisor ohne etablierten Finanzpartner im Rücken schwer tun. Sinnigerweise verwaltet der Roboter des amerikanischen Fondshauses Vanguard heute die meisten Vermögen der Branche. In der Schweiz agieren ebenfalls nur wenige unabhängige Robo-Advisor wie etwa Descartes Finance.

Die Bedeutung etablierter Partner zeigt sich bei den «jüngsten» der Schweizer Robo-Advisor. Hinter dem Angebot von Elvia eInvest etwa steht der Versicherer Allianz Suisse und hinter Clevercircles die Bank CIC (Suisse).

Die Postfinance wie die Danske Bank?

Eine simple Anwendung, eine zahlreiche Stammkundschaft aus von tiefen Zinsen vergrämten Sparern sowie ein starkes Mutterhaus im Rücken: Dies scheinen gültige Erfolgsfaktoren für Anlage-Roboter zu sein. So gesehen darf man auf den gemeinsam mit Swissquote entwickelten Robo-Advisor der Postbank Postfinance gespannt sein, der nach zahlreichen Verzögerungen 2018 starten soll.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.67%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.62%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.17%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.07%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.47%
pixel