Die Investmentbankerin Sara Ferrari hat bei der UBS eine Nische zur strategischen Schnittstelle ausgebaut. Damit verwirklicht sie die Ambitionen der Konkurrenz – und treibt deren Chefs zur Weissglut.

Investmentbanker bei der UBS zu sein, ist nicht immer leicht. Seit der Ausrichtung des grössten Schweizer Geldhauses aufs Private Banking spielen Handel und Firmenberatung die zweite Geige. Da mag der flamboyante Divisions-Chef Andrea Orcel noch so grosse Ambitionen hegen – im Wesentlichen fungieren seine Untergebenen als Zulieferer der Kollegen vom UBS Wealth Management.

Sara Ferrari 500Ausser, sie heissen Sara Ferrari (Bild links). Die von der amerikanischen Konkurrentin Merrill Lynch im Jahr 2012 zur UBS gestossene Investmentbankerin war dort zuerst für die Strategie zuständig, dann für das Geschäft in Schwellenländern, bevor sie schliesslich ein kleines, erst 2010 aufgestelltes Team übernahm: Die Betreuer von Family Offices.

Vom Grossumbau ausgenommen

Unter Ferrari sind die Zulieferer für die privaten Vermögensverwaltungen von schwerreichen Familien aus ihrer Nische herausgetreten und konnten sich dabei ihre Autonomie bewahren. Laut dem Magazin «Professional Wealth Management» gilt dies auch nach der grossen Zusammenführung der UBS-Vermögensverwaltungs-Sparten zum Global Wealth Management.

Ferraris Team agiert demnach wie gehabt: An der Schnittstelle zwischen Privat- und Investmentbank. Die Mannschaft beliefert Family Office weltweit mit allen Investmentbank-Bedürfnissen von instutionellen Grosskunden – von Handel und Abwicklung über die Beratung bei Übernahmen und Fusionen bis zur Nachfolge-Planung.

Die Ambition der UBS-Erzrivalin Credit Suisse, die Bank für Entrepreneure zu sein: Ferrari setzt sie seit Jahren um.

Superreiche bei der Stange halten

Das erweist sich auch als dringend nötig, um die schwerreichen Kunden im Konzern zu halten. «Familien mit einem Vermögen ab 150 Millionen Franken sind ideal, um eigene Family-Office-Strukturen zu etablieren», erklärte Ferrari gegenüber dem Magazin. «Natürlich», gab sie zu, «brauchen sie dann unsere traditionelle Vermögensverwaltung nicht mehr».

Doch dank des Zugangs zu Investmentbank-Diensten bleibt jene umkämpfte Klientel bei der Stange, glaubt Ferrari. Das wird in Zukunft immer wichtiger, ist den einschlägigen Statistiken zu glauben: Demnach nimmt die Anzahl der Personen, die sich ein Family Office leisten können, rasch zu.

Für die Brückenfunktion braucht es die richtigen Leute, sagt Ferrari. Banker, die sowohl die langfristige Beziehungsarbeit des Wealth Management als auch das schnelle Dealmaking des Investmentbanking verinnerlicht haben.

Top-Mann weggelotst

Ferrari, die von der Beratungsfirma zu Oliver Wyman zu den 100 einflussreichsten Finanzfrauen Europas gezählt wird, vermag solche offensichtlich anzuziehen. Ein Coup gelang der UBS, als sie vor gut einem Jahr Anurag Mahesh von der Deutschen Bank abwerben konnte, der seither die Sparte Family Offices der Region Asien Pazifik verantwortet.

Mahesh gilt als Top-Mann. 2007 war er zur Deutschen Bank gewechselt und trug zuletzt die Verantwortung für die Betreuung von Schlüsselkunden des deutschen Finanzinstituts.

John Cryan verärgert?

Jene Personalie sorgte bei den Deutschbankern für schwere Verstimmung, wie die britische «Financial Times» damals berichtete. Chef John Cryan soll dermassen sauer auf die UBS gewesen sein, dass er sie bei der letztjährigen Kapitalerhöhung der Deutschen Bank demonstrativ nicht berücksichtigte. Stattdessen zog er die Rivalin CS als Beraterin hinzu.

Doch alles Trötzeln hilft nicht: Mahesh nicht mehr bei Cryan, sondern bei Ferrari. Und die drückt kräftig aufs Gas, gerade im asiatischen Markt. «Die Familien Chinas fokussieren sich auf die Weiterentwicklung ihres Geschäfts. Es dreht sich alles ums Wachstum», erklärte die UBS-Bankerin das Gebot der Stunde.

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