Paypal ist primär als Bezahlunternehmen bekannt, doch mittlerweile vergibt das US-Fintech auch Kredite. Dies sollte der angestammten Bankbranche zu denken geben.

Gross geworden ist das 1998 im Silicon Valley gegründete Unternehmen Paypal im Online-Zahlungsverkehr und hat dieses Geschäft kräftig aufgemischt – und tut es weiterhin.

So vergibt das Unternehmen neuerdings eigene Debit-Karten, mit denen unter anderem an Automaten Geld bezogen werden kann. Zudem können Schecks per Foto eingelöst werden und direkt auf das Paypal-Konto gutgeschrieben werden, wie das «Wall Street Journal» (Artikel bezahlpflichtig) berichtete.

Weiter können Arbeitgeber ihren Lohn direkt auf das Paypal-Konto überweisen. Dabei haben Kunden die Option ihre Guthaben, durch die Versicherung Federal Deposit Insurance Corp (FDIC) schützen zu lassen – eine Art Einlagensicherung.

Noch gilt die Kooperation

Doch damit nicht genug. Paypal versucht sich neuerdings auch an traditionellen Bankprodukten. So vergibt das Unternehmen auch Konsumkredite und drängt sogar ins Retail-Anlagegeschäft vor.

Dabei hält das an der amerikanischen Technologiebörse Nasdaq kontierte Unternehmen nicht mal eine Banklizenz in den USA. Stattdessen kooperiert es mit diversen Banken. So gesehen, bietet Paypal die Services nicht selber an, sondern lässt stattdessen Geldinstitute für sich arbeiten.

Anders in Europa. Hier besitzt hat Paypal bereits seit 2007 eine Banklizenz. Und auf dem Alten Kontinent breiten sich die Amerikaner weiter aus – mittels strategischen Kooperationen. Ende vergangenen Jahres hat sich Paypal am deutschen Startup Raisin beteiligt, das unter dem Namen «Weltsparen» bekannt ist. Das Unternehmen bietet eine Vermittlungsplattform an, über die Anleger Festgelder oder Sparkonti bei 40 Banken abschliessen können. Derzeit vermittelt Raisin rund 150 verschiedene Sparprodukte.

Ein Horrorszenario für die Banken?

Der Einstieg von branchenfremden Riesen wie Paypal, Amazon, Apple, oder Google ins Bankgeschäft zählt zu den Horrorszenarien unter den etablierten Finanzinstituten. Denn die Tech-Rivalen sind nicht nur schlanker aufgestellt und verfügen meist über effizientere IT-Systeme als die Banken. Sie haben auch eine enorme Kunden- und Datenbasis.

Paypal & Co. arbeiten denn auch mit Hochdruck daran, diese Datenschätze auszuwerten, um die aktuelle Befindlichkeit und Situation des Kunden zu beschreiben. Mehr noch, sie wollen herausfinden, welche Produkte und Dienstleistungen Kunden künftig nachfragen könnten. Letztere Methode ist unter der Bezeichnung Predictive Analytics bekannt.

Sollten die Tech-Riesen einst die Banken der Zukunft sein, ist es insbesondere für Banker vernünftig, folgendes Zitat von Microsoft-Gründer Bill Gates zu beherzigen: «Sei nett zu Nerds, denn wahrscheinlich arbeitest du irgendwann für einen». 

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