Noch nie standen die Banken seit der Finanzkrise besser da als jetzt. Von Ausruhen kann jedoch keine Rede sein, schreibt Martin Hess von der Bankiervereinigung.

Martin Hess Martin Hess ist Leiter Wirtschaftspolitik bei der Schweizerischen Bankiervereinigung

Die neueste Ausgabe des Bankenbarometers liegt auf dem Tisch. Der Rückblick auf die Schweizer Bankenlandschaft in den vergangenen Monaten gibt ein optimistisches Bild ab.

Trotz vielen Widrigkeiten im politischen und wirtschaftlichen Umfeld, allem voran den Unsicherheiten rund um den Brexit und die handelspolitischen Spannungen, legen die Banken ein solides Ergebnis vor.

Glänzende Zahlen

Im guten Börsenjahr 2017 wuchs das Handelsgeschäft um 25,4 Prozent kräftig. Das spiegelt sich im Bruttogewinn wider, der auf 18,5 Milliarden Franken anstieg und im Vergleich zum vergangenen Jahr um 11,9 Prozent zunahm.

Die Banken zahlten 2,2 Milliarden Franken Steuern und erzielten insgesamt einen Jahresgewinn von nahezu 10 Milliarden Franken, der sich gegenüber 2016 um 24 Prozent steigerte.

Vermögen auf Höchststand seit der Finanzkrise

Erfreulich sind auch die Zahlen aus dem Vermögensverwaltungs-Geschäft. Hier erreichte die Summe eine Rekordhöhe seit der Finanzkrise. Ende 2017 verwalteten die Banken in der Schweiz knapp 7'300 Miliarden Franken Kundengelder, davon etwa ein Drittel im grenzüberschreitenden Private Banking.

In dem Geschäft werden die Banken mittelfristig die unangefochtene Nummer 1 in der Welt bleiben. Ganz besonders kräftig wuchsen die institutionell verwalteten Vermögen mit 13 Prozent.

Konsolidierung geht weiter

Ist also alles eitel Sonnenschein? Keineswegs. Erstens geht die Konsolidierung weiter: Die Anzahl Banken ging 2017 nochmals um acht Institute zurück – ein Trend, der schon über mehrere Jahre anhält. Diesmal traf es ausschliesslich die Auslandbanken, darunter vor allem kleine Institute. Bei ihnen lasten die hohen Kosten der Regulierung besonders schwer, Skaleneffekte sind nur schwer zu erzielen, und die Margen im Private Banking schrumpfen weiter.

Zweitens werden die Unsicherheiten in den kommenden Jahren nicht abnehmen. Niemand kann heute beispielsweise sagen, welche Auswirkungen die Brexit-Verhandlungen auf den Schweizer Finanzplatz haben werden. Die grösste Herausforderung aus meiner Sicht bleibt das anhaltende Niedrigzinsumfeld, das die Banken je länger je mehr trifft.

Talsohle durchschritten

Die Banken haben in den letzten zehn Jahren bewiesen, dass sie in der Lage sind, einem rauen Umfeld zu trotzen. Die Talsohle ist durchschritten. Auch die Banken selbst schätzen die Lage als optimistisch ein.

Bei der alljährlich von der Bankiervereinigung durchgeführten Befragung zur Beschäftigungslage war der Anteil der befragten Banken, die von einer Verbesserung der Beschäftigungslage ausgehen, noch nie so hoch seit 2010. Eine Verbesserung wird vor allem im Private Banking erwartet.

Mut zu Innovation und Transformation

Mit globalem Wachstum, reger Investitionstätigkeit und guter Konsumentenstimmung in der Schweiz spielt bis jetzt die Konjunktur mit. Doch es gibt Indikatoren, dass die Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz und damit die der Finanzinstitute unter Druck gerät.

In der Vermögensverwaltung konkurrieren asiatische Finanzplätze mit höheren Wachstumsraten als in der Schweiz. Neue Anbieter, ob Technologieunternehmen, Versicherungen oder andere Plattformen drängen in den Markt und verschärfen den Wettbewerb.

Position der Stärke nutzen

Die Banken müssen nun aus der Position der Stärke die Gunst der Stunde nutzen, das heisst, Mut zu Innovation und Transformation beweisen. Denn Kostendisziplin, digitale Fitness und internationale Ausrichtung werden den Unterschied ausmachen. Ich bin überzeugt, die Chancen dafür stehen gut.