Der Fondsmanager Guy de Blonay sieht die Zukunft der Finanzbranche in der Technologie. In der Schweiz setzt der Fondsmanager von Jupiter Asset Management anstelle von Schwergewichten auf stabile Spezialisten.

Auch wenn Guy de Blonay Schweizer ist: Einen allfälligen «Home Bias» hat der Fondsmanager bei Jupiter Asset Managment offenbar längst abgelegt.

De Blonay, welcher in London für Jupiter Finanzaktien verwaltet, hält nur eine einzige Schweizer Bank im Portfolio: Die Banque Cantonale Vaudoise (BCV).

Unattraktive Grossbanken

Dank ihrer langfristigen Zuverlässigkeit und der Dividendenrendite von 4,5 Prozent sei diese Aktie attraktiv, erklärte der Investor im Gespräch mit finews.ch. Ähnliche Wetten auf die Stabilität der Schweizer Konjunktur bieten die Valiant oder die Berner Kantonalbank, mit deren Vertretern er sich diese Woche getroffen hat.

Weltweit tätige Schweizer Banken blitzen bei de Blonay allerdings ab: «Von Grossbanken halte ich mich wegen ihrer Struktur, ihrer Grösse, der Kompensationsstruktur und dem Margendruck fern», sagt er. «Es ist sehr schwierig, diese Probleme effizient und schnell anzugehen.»

«Spezifische Probleme»

Anders als Aktien von lokal tätigen Instituten wie die BCV konnten die jene der grossen – dazu zählt neben Credit Suisse und UBS auch Julius Bär – nicht von der Suche der Anleger nach Rendite profitieren. Die Titel dieser Banken, die stärker vom Wirtschaftszyklus abhängen, rentierten weniger als die kleinere Institute.

«Darüber hinaus haben sie spezifische Probleme. Julius Bär hat zum Beispiel einen neuen CEO, der die Strategie klären muss», sagt de Blonay. «Die Grossbanken haben mit der Passivität ihrer Kunden zu kämpfen. Ausserhalb der Schweiz zeigt die Geschichte der Deutschen Bank, wie schwierig es ist, ein Unternehmen wieder zu beleben, das sich im Sinkflug befindet.»

Geteilte Kosten

Trotz dieser Schwächen ist de Blonay nicht der Meinung, dass sich die Schweizer Grossbanken zusammenschliessen sollten. Gesamteuropäisch sei die Konsolidierung hingegen überfällig, sagt er.

«Die Schweizer Grossbanken können noch mehr Fett abtrainieren, bevor sie zusammengehen müssten. In Europa ist der Sachverhalt anders. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen die Banken dort Kosten teilen.»

Der Fokus auf Kosten und die dünnen Margen sind für Banken auf dieser Seite des Atlantiks aus einem weiteren Grund ein Problem: Sie machen es schwierig, genug in Technologie zu investieren.

Aggressive Amerikaner

Laut de Blonay sollte eine Bank mindestens 10 Prozent der Erträge in IT investieren. Während zum Beispiel UBS-CEO Sergio Ermotti immer wieder betont, dass dies der Fall sei, können selbst Grossbanken wie HSBC nicht mithalten.

«Die Amerikaner gehen ziemlich aggressiv vor und haben die Bedrohung und die Bedürfnisse verstanden», so der Fondsmanager. «Ich würde sogar argumentieren, dass Banken wie die Bank of America und J.P. Morgan über die nächsten Jahre tatsächlich zu Fintech-Unternehmen werden.»

Irrelevante Neo-Banken

Von diesen Konkurrenten geht denn auch die Bedrohung für die hiesigen Institute aus: Die Banken in den USA werden bis 2021 115 Milliarden Dollar in Technologie investieren und damit «Ökosysteme» für ihre Kunden bauen, wie de Blonay sagt. In Europa sind es im Vergleich dazu bloss 87 Milliarden Dollar.

Um die superreichen Kunden, welche von diesem Angebot profitieren werden, streiten sich auch die grossen Schweizer Vermögensverwalter mit der US-Konkurrenz. Deshalb können sie sich – im Unterschied zu einer BCV – auch nicht damit zufriedengeben, einfach mitzuhalten.

Immerhin müssen sich bestehende Anbieter laut de Blonay keine grossen Sorgen um Neo-Banken wie Revolut oder N26 machen: «Banken interessieren sich nicht für die Kleinkunden, welche mit dem schmalen Angebot von Firmen wie Revolut zufrieden sind. Die interessieren sich für grosse Vermögen und solche Kunden gehen nicht zu Revolut. Deshalb denke ich nicht, dass das in Zukunft sehr wichtig wird.»

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